0636 - Der dunkle Lord
funktionierte; irgendwann würde Zamorra sich bestimmt wieder einmal in der Nähe von Regenbogenblumen aufhalten. Und dann konnte Lamyron ihn erreichen.
Jetzt mußte er nur noch Regenbogenblumen in seiner eigenen Nähe finden.
Das war nicht weiter schwierig, da er sie schon häufig benutzt hatte. Da er sich immer merkte, wo diese Blumen wuchsen, war es kein Problem, sie wiederzufinden.
Es gab welche in der australischen Menschenstadt Sydney. Aber vorsichtshalber begab Lamyron sich erst im Schutz der Dunkelheit dorthin. Die Menschen hatten für gewöhnlich ein Problem mit seinem Aussehen.
Lamyron landete zwischen den mannsgroßen Blütenkelchen, die bei Licht in allen Farben des Regenbogenspektrums schillerten, je nach Perspektive des Betrachters.
Die Kelche waren auch bei Nacht geöffnet. Das schwache Sternenlicht des australischen Winterhimmels reichte ihnen aus.
Lamyron konzentrierte sich auf Zamorra und versuchte ihn mit einem Schritt zu erreichen…
***
Nicole lachte spöttisch auf.
»Merlin braucht Hilfe… wieso wundert mich das eigentlich nicht?«
»Mich wundert daran schon etwas«, sagte Zamorra. »Nämlich seine Dreistigkeit! Es ist noch gar nicht lange her, da sah er kaltlächelnd zu, wie die Baba Yaga mich umzubringen versuchte, und rührte keinen Finger, obgleich ich ihn darum bat. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich diesem Hilfeersuchen nun nachkommen sollte.« [4]
»Nicht zu vergessen, daß er selbst sich immer wieder völlig abschottet hat und nicht für andere da ist, wenn sie ihn benötigen«, ergänzte Nicole. »Das Permit, das Zamorra erlaubt hätte, eine bestimmte Anzahl von Besuchen in Merlins Burg zu machen, hat er zurückgenommen, und die Regenbogenblumen, die wir zum Ausgleich in Caermardhin pflanzen durften, hat er längst mit einer Sperre versehen, so daß wir trotz allem immer wieder vor verschlossenen Türen stehen.«
Teri ließ sich wieder in dem Gartensessel nieder und schlug die langen Beine malerisch übereinander.
»Das hat schon seinen Grund«, versuchte sie den Zauberer zu verteidigen. »Er möchte verhindern, daß auch Gegner seine Burg betreten können. Ihr habt euer Château ja auch abgesichert.«
»Aber bei uns haben Freunde immer noch freien Zutritt«, konterte Nicole scharf. »Sogar, wenn sie zur… sagen wir mal, etwas unpassenden Zeit kommen.«
»Ich habe ihm versprochen, ihm zu helfen«, erklärte die Druidin. »Wie ihr das haltet, ist eure Sache, nicht meine. Aber Merlin sagte, ich sollte euch fragen. Es geht um Lamyron und um den Dunklen Lord.«
Zamorra und Nicole wechselten einen schnellen Blick. »Lamyron und der Dunkle Lord? Wer soll der denn sein?«
»Der Dunkle Lord«, murmelte Nicole düster. »Ich erinnere mich. Du nicht, Chef?«
»Man kann nicht alles im Kopf haben«, brummte er.
»Es liegt jedenfalls noch keine drei Jahrhunderte zurück, sondern vielleicht ein Jahrzehnt. Laß mich nachdenken… damals stand Assi noch auf der anderen Seite, und wir hatten gerade das Sternenschiff der Ewigen zerstört… das muß 1986 gewesen sein. Frankfurt… eine unfreiwillige Zeitreise in eine andere Dimension… Cagliostro… das Unsterblichkeitselixier… die Paradox-Magie…«
»Dunkler Orden. Kreuz der drei Monde«, stieß Zamorra plötzlich hervor. »Auf der Welt der Mördermonde hätte es Merlin beinahe erwischt. Der Bernsteinsarg…«
»Du erinnerst dich also wieder?«
Zamorra nickte. »Undeutlich zwar, aber immerhin. Wie hieß er noch gleich, dieser verrückte Kommissar, mit dem ich zusammengearbeitet habe… Hartlaub! Richtig, das war sein Name. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er nach jener Sache noch Karriere gemacht hat.« [5]
»Immerhin haben wir es geschafft, den Dunklen Lord in die Flucht zu schlagen, und das verdammte Unsterblichkeitsgift wirkt auch nicht mehr. Dafür das Wasser von der Quelle des Lebens. Verrückt, nicht? Jahre vorher hatten wir beide schon von diesem Wasser getrunken, waren doch längst unsterblich, und weder Cagliostro noch Seine Lordschaft geruhten etwas davon zu bemerken…«
»Diese Paradox-Magie«, warf Teri ein. »Was ist das eigentlich? Merlin sprach auch davon, aber er konnte oder wollte es mir nicht erklären.«
»Ich tippe eher auf ›wollte‹«, sagte Nicole spöttisch.
»Wir wissen es auch nicht«, sagte Zamorra. »Damals tauchte der Begriff auf, aber wir haben nie herausgefunden, was es damit auf sich hat. Wie denn auch? Der Lord war fort. Und wen sonst hätten wir fragen sollen? Merlin?«
Nicole
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