Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0637 - Die Corr und der Träumer

0637 - Die Corr und der Träumer

Titel: 0637 - Die Corr und der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
lenkten, wollten nicht über ihre Positionen nachdenken. Sie wollten nicht wissen, was das Volk dachte, sie wollten nicht einsehen, daß immer mehr Sauroiden ihnen den Rücken kehrten, weil die Botschaften und Lehren, weil die Richtung, die der Kälte-Kult vorgab, veraltet waren, nicht mehr in die Gegenwart paßten.
    Die herrschenden Greise lebten immer noch in der Vergangenheit.
    Aber ihre Autorität war innerhalb der Priesterschaft ungebrochen. Wer sich gegen sie stellte, wurde abgestraft. Moderne Ideen würden erst Einzug halten, wenn jene, die sie jetzt forderten, selbst steinalt und senil waren und endlich an die Spitze der Priesterschaft gelangten, weil ihre Vorgänger einfach nicht abtreten wollten und sich bis ans Lebensende an ihre Machtpositionen krallten. Greise, die der Jugend vorschreiben wollten, was richtig oder falsch war, obgleich die Situation sich längst grundlegend geändert hatte.
    Es gab noch einen weiteren Grund für Grak, sich an Rrach und den jüngeren Zarrek zu wenden. Rrach war derjenige, der die Druidin Vali stabilisiert hatte, so daß sie weiterleben konnte, obgleich alle anderen Druidenseelen wieder ins Jenseits zurückkehrten.
    Und um Vali ging es Grak vor allem. Wenn sie wirklich Kontakt zu einem dämonischen Wesen hatte, dann ging dieser Kontakt sicher nicht von ihr aus, sondern sie wurde von dem Dämon gezwungen. Davon war Grak überzeugt, und entsprechend argumentierte er gegenüber Rrach und Zarrek.
    »Du denkst also, daß wir dieses Dämonenwesen jagen und zur Strecke bringen sollen, damit Vali wieder Herrin ihrer eigenen Sinne wird?« faßte Rrach schließlich zusammen.
    »So denke ich«, bestätigte Grak.
    »Dann werden wir das tun«, sagte Rrach. »Wir werden die letzte Silbermond-Druidin nicht im Stich lassen.«
    Er befand sich in einer genügend hohen Position der Tempel-Hierarchie, um einen entsprechenden Sucheinsatz anordnen zu können.
    Die Jagd begann!
    ***
    Merlin hatte nicht auf Reek Norrs Rückkehr aus dem Tempelkomplex gewartet. Er ging davon aus, daß die Auseinandersetzungen zwischen weltlicher und geistlicher Macht eine Weile dauern würden. So viel Zeit wollte er nicht opfern.
    Deshalb kehrte er zu Norrs Organhaus zurück.
    Zamorra mußte informiert werden. Der hatte in letzter Zeit oft genug Corr-Begegnungen gehabt; er würde am ehesten wissen, was zu tun war.
    Das einzige, was Merlin daran nicht gefiel, war, daß nun wohl er selbst Zamorra informieren mußte. Denn Julian war ja dagegen. Aber Merlin hatte ein paar Gründe, Zamorra in diesen Tagen und Wochen nicht zu begegnen. Er fürchtete Fragen, die er weder beantworten wollte noch konnte. Wenn Reek Norr Zamorra angerufen hätte… nun gut. Das war etwas anderes; Merlin konnte im Hintergrund bleiben und abwarten. Aber so…
    Nein, auf Norr wollte er nicht warten. Er mußte in den sauren Apfel beißen.
    Als er Norrs Organhaus betrat, war das leer.
    Die Sauroidin, die zu Anfang hier gewesen war, war verschwunden; Türen zu allen Räumen waren geöffnet und zeigten Merlin, daß das Haus wirklich sauroidenleer war.
    Auch Julian war verschwunden.
    Das empfand Merlin nicht unbedingt als tragisch.
    Als sie zuletzt miteinander zu tun gehabt hatten, war Julian recht vernünftig gewesen. Jetzt aber schien er in seine alte Arroganz von einst zurückzufallen.
    In Norrs ›Büro‹ sah Merlin sich um. Er entdeckte die Kommunikationsanlage. Er brauchte nicht viel Zeit, um das Prinzip zu verstehen. Er schaltete das Gerät ein und suchte nach Rufnummern. Er fand schon bald Zamorras Anschluß. Dessen Bildtelefonanlage konnte von hier aus angerufen werden. Die Zeitverschiebung um 15 Minuten spielte dabei keine Rolle. Warum das so war, wußte Merlin nicht und wollte es auch nicht wissen; er war kein Techniker. Was er wußte, war, daß es Bildfunkverbindungen zwischen Château Montagne in Frankreich und Reek Norrs Haus auf dem Silbermond bereits gegeben hatte.
    Also begann er zu wählen.
    Noch während die Verbindung aufgebaut wurde, kam ihm ein anderer Gedanke.
    Wie sollte Zamorra hierher gelangen?
    Das funktionierte doch nur über Julian Peters!
    Und der war erstens gerade nicht hier und zweitens wohl der letzte, der Zamorra für diesen Fall Zugang zum Silbermond gewähren würde…
    Merlin zögerte. Sollte er die Verbindung abbrechen oder nicht?
    ***
    T'Carra konnte nicht feststellen, wohin sich Vali entfernt hatte. Diese Art der Fortbewegung war ihr fremd. Aber in ihrem Gedächtnis war der Weg gespeichert, den sie benutzen

Weitere Kostenlose Bücher