0638 - Das Palazzo-Gespenst
teuflischer Plan in Erfüllung gegangen ist.«
»Was heißt das denn?«
»Ich gehe davon aus, dass die Gäste für die Explosion des Schiffes gesorgt haben.«
Teresa musste sich erst fangen. »Das… das wäre ja schrecklich. Dann wollten die anderen ihn ermorden, nicht?«
»So müssen wir es sehen.«
»Und weshalb?« hauchte die Kleine.
Lady Sarah runzelte die Stirn. »Man hat es hier nicht gern, wenn man sich in ihre Angelegenheiten mischt und nicht auf ihrer Seite steht und mitmischt.«
Teresa nickte. »Dann halte ich die Ohren offen. Vielleicht höre ich etwas.«
»Ja, das wäre gut. Und teilen Sie es mir bitte mit, Teresa. Sie sind jetzt meine einzige Vertraute hier.«
Das Mädchen nickte. »Ich tue es für Sie, Signora. Ich habe sofort gemerkt, dass Sie anders sind als alle anderen. Sie sind nicht so hochnäsig. Sie schauen nicht auf uns herab, dafür habe ich einen Blick, Signora.«
»Danke.«
Teresa nickte und verließ das Zimmer auf leisen Sohlen. Sie drehte sich nicht einmal um.
Sarah Goldwyn aber blieb auf dem Rücken liegen, starrte gegen den Baldachin und spürte, wie die Flamme der Hoffnung immer kleiner in ihr wurde…
***
Ich musste weg, wenn man mich nicht in die Tiefe drücken und dort jämmerlich ertrinken lassen wollte.
Aber wohin?
An eines der Ufer konnte ich nicht klettern. Sie würden es nie zulassen und mich mit ihren verdammten Stangen immer wieder zurücktreiben.
Welche Chance gab es dann?
Die Mitte des Kanals. Da war ich einigermaßen geschützt, auch wenn die Stangen bis dorthin reichten, aber die Wucht der schnellen, harten Stöße war ihnen da genommen worden.
Das moderne Theater besaß seine Ursprünge in der Comedia della Arte, jener aus Italien stammenden Erfindung, wo Menschen auf die Straße gingen, primitive Bühnen aufbauten und den Zuschauern etwas vorspielten. Früher nur in stummen Rollen, aber die Akteure waren stets verkleidet und sahen sehr bunt aus.
An diese Schauspieler erinnerten mich auch die Gäste der Ville del Sole.
Wie sie am Ufer standen, mit ihren geschminkten oder bleichen Gesichtern, in der bunten Sommerkleidung, und wie sie die Stangen mit beiden Händen hielten, sie anhoben und nach mir zielten. Die meisten Gäste trugen Sonnenbrillen, und sie wirkten auf mich wie irgendwelche zweibeinigen Monstren, die brutal über alles hinweggingen und jeden töteten, der ihnen zu nahe kam.
Als breiter, runder und blendender Ball stand die Sonne am wolkenlosen Himmel. Sie knallte heiß auf die Erde nieder. Ich hatte das Gefühl, als würden die Stangen an manchen Stellen direkt aus der Sonne hervorstoßen, um mich zu erwischen. Ich tauchte.
Die Schmerzen in meinem Rücken waren zwar vorhanden, nur vergaß ich sie bei dieser gnadenlosen Hetzjagd, denn jetzt ging es um mein Leben. Ich stieg dem Grund entgegen, verfolgt von den Stangen, die nach mir zielten, mich aber nicht erwischten, denn als ich mich unter Wässer auf den Rücken wälzte, sah ich, wie die Enden der Stangen das Wasser über mir aufwühlten, aber nicht so tief kamen.
Das war meine Chance. Unter Wasser so weit schwimmen, bis ich ihnen entwischt war.
Nur gehörte ich nicht zu den Fischen, die es im feuchten Element aushielten. Ich musste immer wieder auftauchen und Luft holen, und darauf warteten sie nur.
Ich schwamm so lange, wie ich es verantworten konnte. Dann drückte ich mich vorsichtig hoch und wusste genau, dass sich mein Schatten dicht unter der Wasserfläche für die anderen sichtbar abzeichnete.
Ich brauche Luft!
Kaum durchstieß mein Kopf die Wasseroberfläche, da zuckte ich wieder zurück. Zu spät, die Stange erwischte mich an der Stirn. Durch die Drehung hatte ich den Kopf aus der Richtung genommen, nun klatschte sie in das Wasser und rutschte wie die stumpfe Klinge eines Messers an meinem Ohr vorbei.
Neben mir war das Wasser in wilden Wellenbewegungen. Durch das Klatschen hörte ich die wütenden Schreie der an beiden Ufern stehenden Gäste. Sie lachten, sie schrien, und sie trieben sich gegenseitig an.
Leider hatte ich nicht richtig Luft holen können. Ich drehte mich wieder, riss den Mund auf, saugte so viel Luft wie möglich ein und sah schon die nächsten Stangen.
Drei oder vier waren es, die auf mich zielten. Ich entging ihnen nicht. Sie erwischten mich am Bauch, auf der Brust, am Bein, zum Glück nicht im Gesicht. Ich war bewusst nicht in Deckung getaucht, weil ich etwas feststellen wollte, was mir auch gelungen war.
Die relativ große Entfernung und die
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