0639 - So freundlich wie der Teufel
Killerin treffen.« Ich schüttelte den Kopf. Im Nachhinein spürte ich noch immer den Schauer. »So etwas habe ich selten erlebt. Die war so freundlich wie der Teufel.«
Douglas zeigte ein wissendes Grinsen. Ich forderte ihn auf, mit den Infos herauszurücken. »Ja, du hast Recht, ich weiß noch etwas. Man hat auch von einer Voodoo-Queen gesprochen, einer Frau, die in der Kirche den Schlangentanz aufführt.«
»Das hört sich gut an.«
»Ist es denn unsere Person?«, fragte Suko.
»Das wird sich herausstellen, wenn wir ihr gegenüberstehen.«
Zeit hatten wir nicht zu verlieren. Bevor wir verschwanden, beglich ich die Rechnung.
Der Kellner schaute mich aus feuchten, beinahe schon träumerischen Augen an. »Bist du ein Prophet?«, hauchte er.
Das hatte mich noch keiner gefragt. »Wie kommen Sie denn darauf, verdammt?«
»Du standest plötzlich im Licht. Ich hatte das Gefühl, auf einen Engel zu schauen. Es war einfach wunderbar, alles so rein und klar. Ich war wie in einer anderen Welt, herrlich…«
Er schwärmte noch weiter, was mich nicht kümmerte. Den Geldschein hatte ich gegen seine feuchte Stirn geklebt und war gegangen. Mich interessierte der weibliche Killer mehr als seine komischen Vorstellungen…
***
Jamie Steel fühlte sich, als hätte sie eine Zeitbombe verschluckt, die nur darauf wartete, zu explodieren, um sie innerlich zu zerreißen.
Sie hockte in einer Nische, umgeben von drei Mauern, und starrte nach vorn in den schmalen Hinterhof, wo mehrere Motorräder standen. Die dazu gehörigen Fahrer lärmten hinter ihr in einer Kellerkneipe.
Es war die erste Niederlage, die man ihr zugefügt hatte. Und die hatte sie wie ein Hammerschlag getroffen. Sie hatte diesen Mann erschießen wollen, sogar töten müssen, weil die andere Kraft ihr diesen Befehl eingehämmert hatte, aber beim Abdrücken schon hatte sie gespürt, dass es schief laufen würde.
Die Kugel war zerplatzt!
Eine Gegenkraft entstand, mörderisch stark und mit einer elementaren Wucht ausgestattet.
Jamie Steel hatte mit dem Satan einen Pakt abgeschlossen. Er war für sie das Wesen, nach dem sie sich richtete. Der Teufel, immer nur der Teufel. Ein Wesen, das ihr Auftrieb geben sollte, das ihr bisher zur Seite gestanden hatte. Und nun dies.
Jamie nahm die Schirmmütze ab. Sie wischte über ihre Stirn. Hinter der dünnen Haut an den Schläfen bewegten sich zuckend die Adern. Ihre Gedanken gingen zurück in die Vergangenheit: Sie sah sich in einem kleinen Kellerraum, wo ein alter Voodoo-Priester gelegen hatte, den eine schwere Krankheit quälte.
Sie hatte ihn gepflegt, und er hatte sie zum Dank in die Geheimnisse der Hölle eingeweiht.
Mit einem besonderen Messer hatte sie die Fratzen in die Kugeln hineinritzen müssen. Dieses Messer war sein Erbe gewesen, das er ihr als Dank überlassen hatte. Ständig trug sie es bei sich. Es gab ihr etwas von seiner Kraft ab und hatte sicherlich auch dafür gesorgt, dass ihr der Gedanke mit der Uniform gekommen war.
Eine killende Polizistin, die für den Teufel aufräumte, denn jeder Tote stärkte sie, so stand es geschrieben, so lautete das Gesetz der Hölle. Es war einfach, aber treffsicher.
Und immer wieder musste sie Kraft schöpfen. Dann schleuderte sie die Uniform weg wie eine zweite Haut und schlüpfte hinein in die andere der Voodoo-Queen.
Wenn sie sich auf dem Altar des Schreckens zeigte und sich dort bewegte, angestarrt von zahlreichen Augenpaaren, fühlte sie sich erst richtig bestätigt.
Der Tanz gab ihr die nötige Kraft und schaffte auch die Verbindung zur anderen Welt.
Sie erhob sich aus der Nische. Im Keller lärmten die Gäste. Wenn jetzt jemand den Hof betreten hätte, er wäre ihr genau vor Mündung gelaufen. Sie spielte schon mit dem Gedanken, in die Kellerkneipe hinunterzugehen und dort zu schießen.
Vier, fünf hätte sie zumindest erwischt, aber das hob sie sich auf. Sie wollte zunächst die Regeneration.
Jetzt existierte bereits ein zweiter Zeuge. Der erste war der Junge gewesen, den sie leider nicht hatte erwischen können. Doch der zweite, dieser blonde Mann, der stellte eine Gefahr dar. Er besaß Waffen, die stärker waren als die ihre.
Für ihn musste sie sich etwas einfallen lassen, und das würde sie auch tun.
Sie kannte New York wie ihre Hosentasche. Da konnte der Kerl suchen, bis er schwarz wurde, ihre Schlupfwinkel würde er nicht finden.
Die Uniform ließ sie an, als sie den Hinterhof verließ und einen großen Bogen schlug, um zu ihrem Wagen zu gelangen,
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