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0639 - So freundlich wie der Teufel

0639 - So freundlich wie der Teufel

Titel: 0639 - So freundlich wie der Teufel
Autoren: Jason Dark
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der in einer Hochgarage parkte, und zwar auf dem obersten Deck.
    Besetzt war das Kassenhäuschen längst nicht mehr. Wer hinausfahren wollte, nahm seine Karte. Sie reichte für einen Monat. Jamie besaß mehrere Karten für die entsprechenden Parkhäuser.
    Der Aufzug rappelte zwar, doch er funktionierte und schaffte sie hoch bis auf das letzte Parkdeck, wo durch die offenen Seitenteile der Mauer der Wind fegte und auch das Lachen an ihre Ohren wehte. Zwei Paare, die Frauen davon in langen, hellen Abendkleidern, standen neben einem dunklen Mercedes und amüsierten sich lautstark.
    Sie bemerkten Jamie Steel nicht, die ebenfalls in ihre Richtung musste, weil der Wagen nur zwei Parktaschen entfernt stand.
    Erst als sie bis auf wenige Schritte herangekommen war, verstummte eine der Frauen, was auch den anderen auffiel, denn sie schwiegen ebenfalls. Jamie hatte keine Lust, mit den Leuten zu sprechen, kam allerdings nicht daran vorbei, denn einer der Männer sprach sie an.
    »Wir haben nicht alle getrunken, Lady, wir…«
    Sie blieb stehen. »Es interessiert mich nicht.«
    Der Mann lachte. »Feierabend?«
    »So ähnlich.« Jamie beeilte sich, ihren Honda zu öffnen. Sie wollte so rasch wie möglich weg.
    Als sie den Wagen aus der Lücke fuhr, starrten die beiden Paare durch die Scheiben. Jamie drehte den Kopf zur Seite. Sie hasste es, angesehen zu werden.
    Wieder überkam sie der Wille, zur Waffe zu greifen und durch das Wagenfenster zu schießen. Sie riss sich zusammen und tat es nicht, denn sie musste sich erst regenerieren.
    Mit quietschenden Reifen jagte sie den Japaner in die Kurven und konnte sehr bald die Karte in den Schlitz schieben, damit sich die Schranke öffnete.
    Dann hielt sie nichts mehr…
    ***
    Durch die Reihen der Wartenden drang ein schweres Seufzen der Erleichterung. Lange genug hatten die Männer auf ihre Queen gewartet, jetzt endlich war sie da.
    Auch der Mann neben Vernon blieb nicht still. Er atmete stöhnend. Als der Cop den Kopf drehte, da erkannte er sogar den Glanz in den Augen des Mannes.
    Es war wie ein Fieber, ausgelöst von einem inneren Motor, der plötzlich angestellt worden war, allein durch das Erscheinen dieser außergewöhnlichen Frau, die mit einem geschmeidigen Anheben ihres rechten Beines auf die Platte stieg.
    Und dort blieb sie stehen, umflort, umschmeichelt vom Schein der zahlreichen Kerzen, deren Flammen die stickige Wärme innerhalb der Holzkirche noch verstärkten.
    Sie stand leicht breitbeinig da und erinnerte tatsächlich an eine schaurige Königin.
    Jeder saugte ihren Anblick auf, der gleichzeitig etwas Erotisches, Abstoßendes und Anziehendes hatte.
    Bekleidet war sie nur mit einem Lendenschurz, der bis zu den Oberschenkeln reichte. Ansonsten war sie nackt, es sei denn, man zählte die grüne schuppige Schlange als Kleidung, die sich um ihren Hals wand und den Kopf leicht angehoben hatte, wobei ständig die Zunge aus dem Maul glitt und wieder zurückfuhr.
    Ihr Haar leuchtete in einem dunklen Rot. Die Strähnen bildeten eine Lockenpracht. Sie umrahmten das herbe Gesicht mit der geraden Nase und den kalten Augen. Die Lippen lagen aufeinander. Wer diese Frau anschaute, konnte sich bei ihr ein Lächeln kaum vorstellen.
    Zwischen den Augenbrauen und direkt auf der Stirn schimmerte ein auf den Kopf gestelltes Viereck, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Drachen nicht verleugnen konnte.
    Über die linke Hand hatte sie einen Lederhandschuh gestülpt, der weit über das Gelenk ragte und erst am Ellbogen endete. Wahrscheinlich wegen der Schlange.
    In der rechten Hand aber hielt sie die Waffe, einen schweren Revolver vom Kaliber 38.
    Als Vernon Shrame die Waffe sah, schluckte er. Mit solch einer Kanone war seine Frau Wilma umgebracht worden.
    Da hatte er die Mörderin!
    Er selbst streichelte die Schrotflinte mit dem verkürzten Lauf. In seinem Hirn entstanden Pläne, die er wieder verwarf, neu formulierte und weiterdachte.
    Zuvor aber brauchte er noch einige Informationen. Die konnte ihm sein Nachbar geben.
    Seine Frage klang allgemein. »Wann fängt sie an?«
    »Gleich…«
    »Und…?«
    In den Augen des Mannes stand noch immer der Glanz. »Sie wird tanzen«, flüsterte er, »sie wird sich bewegen wie eine Schlange, denn sie allein ist ihr Sinnbild. Aber das weißt du doch, Bruder.«
    »Klar, weiß ich das.« Vernon merkte, dass er einen Fehler begangen hatte. Der Mann neben ihm war misstrauisch geworden.
    Sein Nachbar drehte den Kopf. Er wollte sehen, wer neben ihm saß, starrte
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