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0639 - So freundlich wie der Teufel

0639 - So freundlich wie der Teufel

Titel: 0639 - So freundlich wie der Teufel
Autoren: Jason Dark
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Trommel und erzeugten dumpfe Laute.
    Voodoo-Trommeln…
    Der Cop wusste Bescheid. Er hatte darüber gelesen, davon gehört, es nie ernst genommen. Das änderte sich jetzt, denn der Klang - nicht einmal sehr laut - erzeugte auf seinem Rücken einen Schauer.
    Plötzlich konnte sich Vernon vorstellen, dass dieser Trommelklang so etwas wie eine Botschaft war.
    Er passte auch in die Umgebung und schien sich mit der von Gewürzen geschwängerten Luft zu vermischen, die das Innere der Holzkirche ausfüllte.
    Irgendwann einmal musste Pulver verbrannt worden sein, das diesen Rauchgeruch abgegeben hatte.
    Er konnte aber auch von den dunklen Kerzen stammen.
    Von ihm hatte bisher niemand Notiz genommen. Vielleicht wollten sie es auch nicht, und Vernon wurde mutiger. Mit leisen Schritten näherte sich der Mann den Personen, die den äußeren Ring bildeten. Einer saß etwas zurück. Hinter ihm blieb der Cop stehen und nahm sogar dessen Körpergeruch wahr.
    Der Mann rührte sich nicht. Er starrte nach vorn. Es war ebenfalls einer aus der Karibik. Das krause Haar wuchs nur an den Seiten des Kopfes, in der Mitte befand sich eine völlig kahle Stelle, auf der kleine Schweißperlen schimmerten.
    Genau auf die Stelle drückte der Cop die Mündung seiner Schrotflinte.
    Nichts geschah. Der Sitzende bewegte sich nicht. Er schien die Berührung nicht einmal zu spüren.
    Shrame blieb nichts anderes übrig, als die Mündung wieder zurückzunehmen. Anschließend tippte er mit dem Lauf mehrere Male gegen die Schulter des Mannes, der endlich reagierte und hörbar die Luft einatmete.
    »Was ist hier los, mein Freund?«
    »Setz dich, Bruder!«
    Vernon Shrame hatte mit dieser Aufforderung zwar nicht gerechnet, doch er nahm sie an. Viel konnte ihm nicht passieren, wenn man ihn schon zum Sitzen einlud.
    Rechts neben der Gestalt ging er in die Knie, nicht in den Schneidersitz, aus dem kam er in seinem Alter nicht mehr so schnell hoch. Der Farbige neben ihm blieb ruhig. Er hatte ein sehr flaches Profil, dafür stand die Unterlippe vor.
    Er hegte auch keinen Verdacht Vernon gegenüber. Dass jemand die Wachen überwunden hatte, reichte ihm völlig aus.
    Vernon musste jetzt sehr vorsichtig zu Werke gehen, wenn er den anderen ausfragte. Nun, im Laufe der Jahre hatte er seine Erfahrungen gesammelt, und die wollte er anwenden.
    »Es müsste doch bald so weit sein - oder?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Ich weiß es nicht, Bruder!«, wisperte der Mann. »Leider hat sie sich verspätet…«
    »Aha.«
    »Aber sie wird kommen, sie hat uns noch nie im Stich gelassen. Wir schöpfen aus ihr unsere Kraft.«
    »Ja, die Voodoo-Queen ist schon gut«, murmelte der Cop. »Ich mag sie auch sehr.«
    Da er keinen Widerspruch erntete, ging er davon aus, die Wahrheit gesprochen zu haben.
    Das Trommeln blieb. Sein dumpfer Klang erfüllte die Kirche und wanderte an den Innenwänden entlang wie eine finstere Botschaft aus der Dunkelheit.
    Plötzlich verstummte es.
    Vernon wusste sofort Bescheid. Jetzt musste der Zeitpunkt greifbar sein, wo die Voodoo-Queen erschien.
    Zunächst tat sich nichts. Dann begann der Trommler wieder zu schlagen.
    Lauter diesmal und auch hektischer.
    Und sie erschien. Hinter dem Altar tauchte sie auf, als wäre sie ein Fleisch gewordener Schatten…
    ***
    Sie hatte tatsächlich geschossen!
    Die kleine, bläulichrote Mündungsflamme, wegen des Schalldämpfers kaum zu erkennen, blendete mich trotzdem, sodass ich in meinem Reflex die Augen schloss und auf den Einschlag der verdammten Kugel wartete.
    Er erfolgte nicht!
    Ich verspürte wohl einen Schlag in Höhe der Brust, doch der war mehr symbolisch. Dafür umsprühte mich ein grelles Licht, in das ich nach dem Öffnen der Augen hineinschaute und die Frau als einen zuckenden Schatten erkannte, der die Waffe noch in der Hand hielt, aber zurückging und sich dabei bewegte, als würde der Körper von zahlreichen Stromstößen geschüttelt.
    Jetzt schrie sie auch.
    Es waren furchtbare Schreie. Sie erinnerten mich an die von Möwen oder anderen Seevögeln. So unvergleichlich hoch und schrill.
    Ich hätte sie möglicherweise jetzt packen können, aber ich hockte auf meinem Platz wie angenagelt und musste die Überraschung erst verdauen, nicht tot zu sein.
    Die Killerin wankte noch weiter zurück. Sie nahm keine Rücksicht, fegte Gäste von ihren Stühlen, schrie noch einmal und rannte wie von Furien gehetzt davon.
    In diesem Augenblick hatte ich mich wieder gefangen. Schattenhaft schnell jagte ich von der Sitzfläche
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