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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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erstemal, daß Staines etwas vom Gespenst des alten Spekulanten erfuhr. Er meldete, sobald Minns das Zimmer verlassen hatte, ein Gespräch nach Kerley an. Derrick war am Apparat.
    »Das ist natürlich Unsinn -«, antwortete dieser, nachdem er sich Dicks Bericht angehört hatte. »Sonst müßte ich ja früher schon etwas davon erfahren haben.«
    »Würden Sie mir gestatten, den geistersehenden Larkin mir einmal vorzunehmen?«
    »Natürlich, gern. Rufen Sie ihn an, oder suchen Sie ihn persönlich auf. Sie können ihn ja auch kommen lassen - hoffentlich wird dann nicht gerade eingebrochen, wenn er bei Ihnen ist.«
    Staines ging ins Nebenhaus, um mit Larkin zu sprechen. Er traf ihn beim Abendessen.
    »Ja, Sir«, antwortete er auf die Frage des Inspektors, »ich war wirklich zu Tode erschrocken, als ich auf einmal den alten Derrick so vor mir stehen sah. Ich bin kein altes Weib und war Soldat. Ich glaube nicht alles, was man mir sagt, aber was ich mit eigenen Augen sehe, muß ich doch wohl glauben - und ich sah den Alten wirklich!«
    »Erkannten Sie ihn denn?«
    »Gewiß. Ich habe ihn vor seinem Tod unzählige Male gesehen. Er kam ja beinah jeden Tag in unser Büro. Ich arbeitete damals für einen seiner Makler, der mich dann auch an Mr. Walter empfohlen hat, als der einen Wächter für dieses Haus suchte.«
    »Beschreiben Sie bitte das Aussehen des Verstorbenen.« »Er war hager, aber ziemlich klein. Ihnen hätte er kaum bis zu den Achselhöhlen gereicht. Außerdem hinkte er. Er war von weitem zu erkennen.«
    Niemand hatte bis jetzt erwähnt, daß der alte Derrick gehinkt hatte.
    »Was geschah, als Sie den Alten zu erblicken glaubten?«
    »Ich saß, so wie gerade jetzt, beim Abendessen, als ich oben auf der Diele leise Schritte hörte. Ich nahm meinen Revolver und schlich langsam ins Obergeschoß hinauf. Da ich nichts sah, knipste ich das Licht an. Speisezimmer und Salon waren verschlossen, und ich wollte schon wieder umkehren, weil ich dachte, ich hätte mich getäuscht. Da wiederholte sich das Geräusch. Diesmal kam es von weiter oben, und ich kann nicht behaupten, daß ich mich mit dem Hinaufsteigen allzusehr beeilte. Endlich kam ich doch oben an, und dort, gegen das Geländer gelehnt, erblickte ich den alten Herrn, wie er leibte und lebte. Das Mondlicht beleuchtete voll sein Gesicht, und ich erkannte ihn sofort.« »Und was taten Sie dann?«
    »Erst stand ich wie versteinert und blickte ihm nach, während er sich, hinkend wie zu Lebzeiten, entfernte.«
    »Haben Sie darauf das Stockwerk näher untersucht?« »Ja, ausnahmslos jeden Raum. Alles war in bester Ordnung. Natürlich beeilte ich mich, so rasch wie möglich in die Küche zurückzukommen. Der Appetit auf das unterbrochene Abendessen war mir allerdings vergangen.«
    »Sie armer Kerl!« rief Dick bedauernd und lachte herzlich. Verlegen blickte Larkin zu Boden.
    »Ja, Sir, Sie haben leicht lachen. Wer weiß, wie sich ein anderer an meiner Stelle benommen hätte! Hier im erleuchteten' Zimmer klingt natürlich alles ganz harmlos - aber dort auf dem mondbeschienenen Korridor konnte einen doch das Gruseln ankommen. Ich war ja allein im Haus und einem Geist gegenüber wehrlos. Es ist auch nicht das erstemal gewesen, daß der Alte hier geisterte. Mein Kollege, der eine Zeitlang das Haus mitbewachte, erzählte mir, daß er ein paarmal einen alten Herrn vor dem Haus habe auf und ab gehen sehen. Natürlich kannte er ihn nicht, denn er hatte mit dem alten Derrick nie etwas zu tun gehabt. Aus seiner Beschreibung ging aber klar hervor, daß es der Alte gewesen sein mußte.« »Wie soll denn der Geist - oder, besser gesagt, der Mann, der Derricks Geist spielte, ins Haus gekommen sein?« fragte .Staines.
    »Bestimmt nicht durch die Haustür - die ist immer verschlossen.«
    »Auch verriegelt?«
    »Nein. Riegel und Kette sind zwar geeignet, jemand vom Eindringen ins Haus abzuhalten, sie behindern einen aber auch beim Verlassen des Hauses.«
    »Das heißt, Sie könnten bei verriegelter Haustür und vorgelegter Kette nicht so schnell ausreißen, wie es Ihnen unter Umständen wünschenswert erscheinen könnte, wie? Wo schlafen Sie übrigens?«
    »In der Küche, Sir.«
    »Ich möchte, daß Sie von jetzt an oben im ehemaligen Büro Mr. Derricks schlafen.«
    Larkin war von dem vorgeschlagenen Zimmerwechsel keineswegs entzückt.
    »Das ist aber doch das Zimmer, in dem das Gespenst immer zu verschwinden pflegt, Mr. Staines!«
    »Reden Sie keinen Unsinn!« fuhr der Inspektor ungeduldig

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