Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Leben hier wie ein Sonntagsschullehrer, Mr. Staines. Ich habe genug, um ehrlich leben zu können.«
    »Obwohl Sie vor einigen Tagen noch die Hoffnung ausdrückten, Mr. Derrick würde sich Ihnen gegenüber für die Lebensrettung dankbar erweisen?«
    »Der?« Brown lächelte mitleidig. »Der würde mir nicht einmal einen Hundekuchen schenken. Er gehört zu der Sorte, die einen alten Freund so schnell vergißt, wie sie ihn aus den Augen verliert.«
    »Wie lange kennen Sie Mr. Derrick eigentlich schon?«
    »Vier Tage!« lautete die verblüffende Antwort. »Das genügt mir jedoch. Nein, Inspektor, wenn ich wirklich einmal auf Mr. Derrick finanzielle Hoffnungen gesetzt hatte, dann sind sie bereits auch in alle Winde zerstreut. Sein Vater war ein Geizhals, wie man mir erzählte. Nun, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aber was tut's? Die Welt ist voll von Chancen ...« Staines rief den Kellner und bezahlte für beide.

11
    Dick schaute, bevor er den Yard aufsuchen wollte, auf einen Sprung bei Derricks Wächter vorbei.
    »Nein, es war niemand hier, Sir«, antwortete Larkin auf seine Frage.
    »Kein Telefon? Niemand hat sich angemeldet,, um Teppiche auszumessen?« fragte Staines scherzhaft. »Oder hat man Sie diesmal eingeladen, übers Wochenende nach Timbuktu zu fahren?«
    »Auf so was 'fall' ich nicht mehr herein, Sir - das wird mir nicht mehr passieren. Ich habe mit Mr. Derrick ein Codewort vereinbart, ohne das ich auf keinen wie immer gearteten Auftrag mehr eingehen werde.«
    »Daran tun Sie gut«, stimmte Dick zu. Er mußte lächeln, als er Larkin sich alle Augenblicke furchtsam umblicken sah. »Ist . das Gespenst wieder unterwegs?« fragte er. »Nein, Sir - nicht, daß ich wüßte. Ich bin nur ein bißchen nervös geworden.«
    Die Aussicht, eine zweite Nacht im oberen Zimmer verbringen zu müssen, behagte ihm wenig.
    Dick fuhr nun in den Yard. Er war bereits wieder' auf der Rückfahrt nach dem Lowndes Square, als er bei der South London Station ein Mädchen die Straße überqueren sah. Er stoppte seinen Wagen brüsk ab, aber bevor er hinausspringen konnte, war die Gestalt verschwunden. Es war Mary Däne oder ihre Doppelgängerin gewesen. Vielleicht hatte sie den Bahnhof betreten? Sie war und blieb unauffindbar.
    Er mußte sich unbedingt vergewissern, ob es Mary gewesen war! Er hatte sich ja ihre Adresse in Bognor gemerkt. Sicher gab es in dem Haus Telefonanschluß!
    Kaum hatte er sein Zimmer in Lord Wealds Haus betreten, meldete er das Gespräch an. Wenige Minuten später hatte er die Verbindung. Er fragte nach Miss Däne. Eine männliche Stimme antwortete ihm:
    »Ich will nachsehen, ob sie im Haus ist - warten Sie bitte einen Augenblick!«
    Zitternd vor unterdrückter Aufregung hielt Dick den Hörer ans Ohr gepreßt.
    »Sie wollten mich sprechen, Mr. Staines?« hörte er plötzlich Miss Däne fragen.
    »Sind Sie es selbst, Miss Däne? Ja? Hier spricht Dick Staines ... «
    Er hörte ein helles Lachen.
    »Was wollen Sie denn, Mr. Staines? Sie möchten wohl Tommy am Apparat haben? Er sitzt nämlich draußen vor der Haustür und hält Wache.«
    »Tommy?«
    »Ja, Tommy! Er ist der ausdauerndste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Was wollen Sie denn von mir?« »Nichts Besonderes. Ich glaubte Sie vor wenigen Minuten hier in London gesehen zu haben.«
    »So?« Der Hohn war unüberhörbar. »Sehen Sie noch immer Gespenster? Was für eine Langeweile müssen Sie haben, wenn sich bei Ihnen derartige Grillen festsetzen ,..«
    Ohne ein weiteres Wort hängte sie ab, ihn wie ein gescholtenes Kind vor dem toten Apparat stehenlassend.
    Er ging auf den Balkon und rief nach Larkin, der auf den Nebenbalkon hinaustrat. Der, Mann schien jetzt zuversichtlicher zu sein.
    »Ich glaube nicht, daß Ihr Schlaf heute nacht unterbrochen wird, Sir, unsere Einbrecher werden heute wohl kaum kommen.«
    Dick hoffte es, denn er war müde, ohne sich erklären zu können, warum er so abgespannt sein mochte. Er zog sich aus und war nach wenigen Minuten fest eingeschlafen.
    Der helle Tag schien bereits ins Zimmer, als ihn endlich die laute Stimme Minns' aus dem Schlummer weckte.
    »Guten Morgen, Sir. Haben Sie gut geschlafen? Die Klingel hat Sie wohl nicht gestört, Sir?«
    »Nein. Wir blieben beide unbelästigt.«
    »Larkins Milchflasche steht noch vor der Haustür«, berichtete der Kammerdiener. »Für einen Nachtwächter hat er einen mehr als gesunden Schlaf, Sir, wenigstens heute - sonst läuft er gewöhnlich schon vor sechs Uhr morgens herum.«

Weitere Kostenlose Bücher