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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ja überhaupt nicht zählt.« Mit den neuen Kleidern hatte er sich auch eine gebildete Sprechweise zugelegt.
    »Als ich damals in Geelong ...«
    »Sie sehen aus wie ein Don Juan, Brown!« unterbrach Staines die Tirade. »Sie haben wohl einen reichen Juden totgeschlagen?«
    Brown schien diese Frage als einen ausgezeichneten Witz zu betrachten - er kicherte.
    »Ich? Nein, wie kommen Sie auf eine solche Idee? Ich hatte mir ein paar Pfund gespart. Außerdem erhielt ich heute morgen aus Kapstadt Dividendenzahlungen auf einige meiner Wertpapiere.«
    Er zog ein elegantes Zigarettenetui, ebenso neu wie alles an ihm, aus der Tasche und forderte den Inspektor auf, sich zu bedienen.
    »Rauchen Sie, Mr. Staines?« »Nein, wenigstens nicht Ihre Sorte.«
    Ohne wegen des Korbs beleidigt zu sein, nahm Brown eine Zigarette aus dem goldenen Etui und zündete sie sich an.
    »Kommen Sie, Inspektor, wir wollen eins trinken ...«
    Staines nahm die Einladung an.
    »Eine Tasse Tee will ich Ihnen nicht abschlagen, Lordy.«
    »Man soll um diese Zeit keinen Alkohol trinken, darin haben Sie recht«, pflichtete Lordy bei. »Ich fange auch erst nach dem Abendessen damit an. Allerdings vertrage ich dann so viel, daß ich mit Leichtigkeit zwei kräftige Männer unter den Tisch saufen könnte.«
    Ein großes Kaffeehaus in der Coventry Street nahm die beiden auf. Lordy Brown war in rosigster Stimmung.
    »Ich bin ein anständiger Kerl, Mr. Staines«, teilte er dem nur wenig interessierten Inspektor mit. »Ich glaube an eine göttliche Vorsehung, die einen Mann wie mich nicht im Stich läßt.«
    »Haben Sie Mr. Derrick schon gesprochen?« stoppte Staines die Selbstbeweihräucherung.
    »Ich habe es versucht - er ließ mich jedoch abweisen. Er sei auf dem Lande, sagte der Diener. In Keyley - oder wie das Kaff heißt. Daß ich nicht lache! Auf dem Lande - er!« »Dort haben Sie wohl Ihr Glück nochmals versucht, wie?«
    »Ja, gestern war ich dort - ich sah Sie gerade wegfahren. Ich ließ mich anmelden, aber er ließ mir sagen, daß er mich hier nicht empfangen könne, ich solle ihn in der Stadt aufsuchen. Das ist nun der Dank, daß ich ihm das Leben rettete! Was halten Sie von einer solchen Handlungsweise, Mr. Staines?«
    »Dann sind Sie also unverrichteterdinge wieder abgezogen?«
    »Ja. Ich sah ihn zwar von weitem, bekam ihn aber nicht zu sprechen. Er hat sich kaum verändert und sieht noch genauso aus wie früher.«
    »Sie halten also Mr. Derrick nicht mehr für den Kavalier und patenten Kerl wie vor ein paar Tagen?«
    »Nun, das will ich nicht unbedingt gesagt haben. Vielleicht hatte er schlechte Laune, oder er erinnert sich meiner nicht mehr genau. Er ist Geschäftsmann und will wohl sonntags auf dem Lande seine Ruhe haben. Das kann ich ihm eigentlich gar nicht verübeln. Ich will ihm seine Abweisung nicht nachtragen, denn ich bin ein versöhnliches Gemüt, und ich weiß, daß er eigentlich ein herzensguter Mensch ist.«
    Brown zog ein Taschentuch hervor, wobei eine ziemlich dicke Banknotenrolle mit zum Vorschein kam. Verlegen versuchte er, sie unbemerkt zurückzuschieben. Aber Staines hatte die Augen offen gehabt.
    »Sie sind recht gut bei Kasse, Brown? Ihre Dividenden scheinen sich, prächtig zu entwickeln, wie?«
    »Ja, die Papiere, die ich habe, sind wirklich gut. Ich habe zu leben und brauche nicht von anderen Leuten Wohltaten zu verlangen. Es würde Derrick wohl gar nicht auf ein paar hundert Pfund ankommen, aber ich würde sie, böte er sie mir an, glatt ablehnen. Mich für seine Rettung mit Geld bezahlen lassen? Nein, niemals. So ein Mann bin ich, Inspektor, ob Sie mir nun glauben oder nicht!«
    »Oder nicht!« wiederholte Staines und lachte, wurde aber sofort wieder ernst. »Erinnern Sie sich der Dame, die Sie neulich belästigten? Die, die Sie Miss de Villiers nannten?«
    »Ja, ich weiß, wen Sie meinen. Sie ist in Bognor und pflegt einen alten Herrn.«
    Dem Inspektor blieb vor Staunen der Mund offen. »Woher wissen Sie denn das?«
    »Weil ich sie dort sah. Sie sieht dem Mädchen aus Kapstadt wirklich sehr ähnlich und ist genauso hübsch. Man würde sie für Zwillinge halten. Ich werde mich in Bognor niederlassen - ich habe mir dort ein Häuschen ausgesucht. Auch ein Auto will ich mir zulegen.«
    »Sie müssen aber wirklich eine feine Sache gedreht haben, wenn Sie sich mit so hochfliegenden Plänen tragen, Brown!«
    Vorwurfsvoll wies Lordy die anzügliche Bemerkung des Inspektors zurück.
    »Sie täuschen sich wirklich - ich führe ein

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