Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Fragen Sie nach, ob jemand verletzt worden ist. Nein, nein - das war eine Eierhandgranate, nichts anderes...«
    Mary hatte bisher kein Wort gesprochen, aber Dick bemerkte, daß ihr Gesicht totenblaß war.
    »Ich danke Ihnen, Mr. Staines, daß Sie nichts von Henrys Schießwut erwähnt haben.«
    Staines war über den alten Mann aufs höchste erstaunt - hier hatte es sich nicht um einen hysterischen Ausbruch der Angst gehandelt, sondern ein Mann hatte geschossen, der mit dem Revolver umzugehen verstand. Der Alte war ihm ein Rätsel. , »Ja«, gab Mary zu, »Henry ist so. Ich glaube, er war früher mal Soldat.« »Seit wann schießen Soldaten auf Autofahrer? Hatten Sie Angst, Mary?«
    »Nachdem alles vorüber war - ja. Im Augenblick - nein! Ich glaube, der Attentäter wird erfahren haben, daß ich Ihnen seinen Namen nannte.«
    Der Inspektor blieb stehen.
    »Wessen Name?«
    »Hermann Lavinskys.«
    »Wollen Sie damit sagen . . .«
    »Bitte, bleiben Sie nicht stehen, sonst holt uns Tommy ein. Ich weiß, daß es Lavinsky war. Der Anschlag heute hat Ähnlichkeit mit seinem ersten Verbrechen. Damals warf er eine Bombe ins Schaufenster eines Juweliers. Als alles ausriß, plünderte er den Laden aus.«
    »Sie sind recht gut über ihn unterrichtet.« »Als ich Sie kennenlernte, begann ich midi natürlich für Verbrechen und Verbrecher zu interessieren.« Sie seufzte. »Der arme Henry . ..«
    »Warum arm?«
    »Weil er heute nacht wieder nicht schlafen, sondern sich auf die Türschwelle setzen wird, um der Dinge zu harren, die er erwartet«, erwiderte sie hintergründig.
    »Ihr seid alle zusammen eine merkwürdige Gesellschaft!« brummte Staines.
    »Gehen Sie jetzt, Dick. Ich muß heim.« Und als er ihr zum Abschied die Hand reichen wollte, zog sie ihn zu sich heran und küßte ihn auf die Lippen. »Das ist die Belohnung, Dick, weil du Henry nicht verraten hast.«

22
    Staines konnte vor Erregung die ganze Nacht kein Auge schließen, doch am Morgen war er so guter Laune, daß der neben ihm wohnende Gast sich wegen seines lauten Singens beschwerte.
    Mary konnte er nur einen Augenblick lang sprechen, denn Bourke hatte ihn telefonisch gebeten, so schnell wie möglich nach London zurückzukommen. Tommy begleitete ihn zum Bahnhof.
    »Endlich alles in Butter, Dicky!« jubelte der Lord. »Wir sind uns einig.«
    »Wir? Einig? Wer denn?« wunderte sich Dick. »Hattet ihr euch denn gezankt?«
    »Ach so, ich vergaß, daß du nicht dabei warst. Ich wollte, bevor sie mit ihrem alten Invaliden heimfuhr, einen - Kuß von ihr haben, was ja schließlich mein gutes Recht als Bräutigam ist. Sie sah mich so verwundert an, daß ich sprachlos war. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie davon. Ich war unglücklich wie eine Wurst ohne Schale. Endlich kam sie wieder in den Garten. Ach, Dick, sie war großartig!«
    »Was verstehst du unter großartig? Du hast sie geküßt?«
    »Natürlich.«
    »Na, meinetwegen.«
    Auf dem ganzen Weg nach London versuchte Stabes, Ordnung in seine Vermutungen über Miss Däne, die eine, und Miss Däne, die andere, zu bringen. Vermutungen? Nein, für ihn war es eine Gewißheit. Hatte Mary selbst ihm nicht gebeichtet, daß sie ihn belogen habe? Er erinnerte sich an die vielen merkwürdigen Handlungen, Begebenheiten, Ungereimtheiten ... Er war noch weit davon entfernt, all das Unverständliche zu einem sinnvollen Ganzen zusammensetzen zu können, aber daß es sich eines Tages ineinanderfügen ließe, davon war er überzeugt.
    Bourke erwartete ihn im Büro und hatte ganze Aktenbündel vor sich.
    »Wie sind Sie eigentlich auf Lavinsky gekommen, Staines?« begrüßte er seinen Inspektor.
    »So, haben Sie es schon erfahren?« Dick lachte. »Ich hatte keine Ahnung von ihm, aber eine Bekannte bezeichnete ihn als den vermutlichen Mörder von Slough.« »Woher wußte sie es denn? Na, lassen Sie nur, es ist ja auch gleichgültig. Die Hauptsache ist...« Bourke blätterte in den Akten und zeigte auf eine Fingerabdruckkarte mit deutschem Text. »»Verurteilt in München 1924, Lavinsky, alias Stain, alias Griedlovitz, alias Paul Stammen. Spricht gebrochen deutsch und russisch. Wahrscheinlich englischer Abstammung.‹ - Sehen Sie sich mal den Daumenabdruck näher an!«
    »Ja, genau, er ist's«, bestätigte Staines. »Woher haben Sie die Karte?«
    »Die deutsche Botschaft hat sie geliefert. Dort war sie deponiert, weil der Täter vermutlich englischer Abstammung ist. Auch die anderen Botschaften und Konsulate hatten eine Kopie davon bekommen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher