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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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erinnerte er sich auch des Brieffragments, das er im Gepäck des toten Brown gefunden hatte. Auch dort war von einer de Villiers die Rede gewesen.
    Mit zitternden Fingern riß Staines den Umschlag auf und begannzulesen:
    »Dank für Geldsendung, Miss Villiers. Kam sehr gelegen, da vollständig mittellos. Browns Ermordung bedauerlich, aber nicht anders zu erwarten gewesen. Dank nochmals für Geld.‹ Unterschrieben war das Telegramm von Mrs. Lordy Brown. Mary? War sie es, die nach Kapstadt Geld gesandt hatte? Drei Dinge waren ihm nun klar. Mary Dane war in jener Nacht, als Lordy ermordet wurde, in Derricks Haus gewesen. Wahrscheinlich hatte sie Brown sterbend angetroffen, und er hatte sie wohl ersucht, seiner Frau das Geld zu schicken. Erkannt hatte sie der Sterbende bestimmt. Woher hätte sie sonst Mrs. Browns Adresse wissen sollen? Mary hatte den Verletzten verbunden und danach das Kästchen mit dem Verbandzeug und den Instrumenten liegenlassen. Wer aber mochte Brown ermordet haben?
    Das Telefon läutete. Er nahm ab.
    »Bist du es. Dick?«
    Es war Marys Stimme, voller Angst.
    »Ja, ich bin's, Mary. Ich habe deine Depesche geöffnet.«
    »Ich weiß - eine Depesche von Mrs. Brown, nicht wahr? Man sagte es mir im Postbüro. - Dick, willst du mir einen Gefallen tun?«
    »Gern, wenn es mir möglich ist.«
    »Kein ›Wenn‹, Liebling«, bat sie. »Du mußt!«
    »Was willst du denn von mir?«
    »Ich bitte dich, mich heute nacht um ein Uhr in dein Haus einzulassen. Du mußt aber vorher Derrick wissen lassen, daß du in Tommys Zimmer schlafen wirst. Bleib an der Tür stehen, und sobald du mich daran kratzen hörst, mußt du sofort aufmachen. Laß alles dünke! - kein Licht darf brennen, wenn ich komme. Noch eins, Dick! Laß mich nicht aus den Augen! Du sollst mich behüten wie deinen Augapfel - so, als ob du mich wirklich . . . Willst du das für mich tun. Dick? Minns weiß, daß ich kommen werde. Bitte, frag mich jetzt nicht weiter, Liebling. Wirst du alles tun, was ich sagte?« »Ja.«
    Sie hängte auf.
    Minns wußte, daß sie kommen wollte? Was sollte das heißen"? War auch Tommys Diener an diesen Rätseln beteiligt?
    Dick ging nach Hause, und er war kaum eine Viertelstunde in Wealds Haus, als Minns erschien.
    »Ich habe heute von Mylord Nachricht bekommen«, berichtete er. »Er wird gegen Ende der Woche nach London zurückkehren. Sie wissen ja, daß er bald heiraten . . .«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach ihn Staines ungeduldig. »Aber es gibt andere Dinge, über die ich nicht so gut unterrichtet bin, Minns! Kennen Sie Miss Mary Dane?«
    »Ja«, antwortete der Diener sogleich.
    »Sie kennen Miss Dane, die Krankenpflegerin?«
    »Ja, ich kenne sie. Sie war schon einmal hier. Es ist die Dame, die Sie zum Bahnhof begleiteten, nicht wahr?«
    Staines hatte vergessen, daß Minns Mary an jenem Abend gesehen hatte, als sie ihn unter dem Vorwand, er möchte sie zum Bahnhof begleiten, aus dem Haus gelockt hatte.
    »Haben Sie letzthin von ihr gehört?« »Ja, Sir, verschiedentlich.« Minns zuckte mit keiner Wimper.
    »Sie sind also, genaugenommen, ein Komplice von ihr, wie?« Minns lächelte - respektvoll und ruhig.
    »Ja, in gewisser Beziehung, Sir«, gab er zu. »Ich habe ihr verschiedentlich dabei geholfen, wenn sie das Haus nebenan durchsuchte.«
    »Mein Gott!« Staines glaubte nicht richtig gehört zu haben. »Sie wußten, daß Miss Dane sich als Einbrecherin im Nebenhaus betätigte?«
    »Einbrecherin? Das nicht gerade, Sir ...«
    Dieser ehrliche, respektvolle Diener eines Lords - dreißig Jahre im Dienst der Familie - hatte sich dazu hergegeben, fremden Eindringlingen den Weg in Derricks Haus zu ebnen? Der Inspektor war sprachlos.
    »Wir werden uns über diese Dinge noch unterhalten, Minns«, bemerkte er, nur um etwas zu sagen. »Wer weiß, ob Sie sich nicht strafbar gemacht haben.«
    Wieder lächelte der Diener.
    »Einmal wenigstens ist es mir gelungen, Sir, Sie vor einem Unfall zu bewahren.«
    Staines verlangte zu wissen, was Minns damit meine, aber der weigerte sich, irgendein weiteres Wort in der Angelegenheit zu verlieren.
    Während der Inspektor beim Essen saß, trat Derrick bei ihm ein, um ihn zu fragen, ob er ihm drüben für die Nacht Gesellschaft leisten wolle.
    Hätte Dick nicht Mary versprochen, auf sie zu warten, er würde der Aufforderung Walter Derricks sicherlich Folge geleistet haben.
    »Na, es schadet nicht«, meinte der andere jovial. »Morgen kommen Sie ja doch, und dann werde ich Sie viel bequemer

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