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064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

064 - Das Steckenpferd des alten Derrick

Titel: 064 - Das Steckenpferd des alten Derrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihm bekannt vorkam.
    »Henry -?« rief er erstaunt aus.
    Ja, er war es, der hier, gemächlich an seiner Pfeife saugend, auf den Fluß hinausblickte.
    Er schien bei Staines' Anblick nicht besonders zu erschrecken.
    »Guten Morgen, Inspektor!« Seine Stimme klang respektvoll, und er verneigte sich leicht. »Hier ist es herrlich. Der Anblick des Flusses erinnert mich an die See. Wie mögen wohl jene Schutenleute leben ... «
    »Wenn Sie genug philosophiert haben, Henry«, unterbrach ihn der Inspektor, »dann können Sie mir vielleicht mitteilen, warum Sie in London sind, was Mr. Cornfort macht und wo sich Miss Dane befindet.«
    Der Rollstuhlführer musterte ihn vorwurfsvoll.
    »Mr. Cornfort ist bettlägerig wie gewöhnlich. Er wird wohl nie mehr in seinem Rollstuhl sitzen.«
    »Hat sich sein Befinden so verschlimmert? Nun, niemand lebt ewig!« Staines lächelte dem Alten ermunternd zu. »Was macht Miss Dane?«
    »Sie ist in London. Sie hat etwas verloren und will sich danach erkundigen. Ein Andenken, ein kleiner Schmuckgegenstand, nicht von großem Wert, aber sie hängt daran.«
    »Und wer pflegt unterdessen den Kranken?«
    »Drei Krankenpflegerinnen.«
    Staines blickte auf das Tor zum Yard.
    »Miss Dane ist wohl dort drin?« fragte er, auf das Gebäude zeigend. . »Ich glaube, ja.«
    »Aber dann ist sie doch nicht an der richtigen Stelle, um sich nach verlorenen Gegenständen zu erkundigen. Die Fundstelle ist dort weiter drüben.«
    »So?« Der Alte zeigte sich interessiert. »Nun, Miss Dane weiß wahrscheinlich bei der Polizei nicht so genau Bescheid und dachte wohl, sie könnte hier etwas erfahren. Sie wollte, glaube ich, zum Polizeipräsidenten selbst.«
    »Der ist nicht in London. Zu Bourke will sie?« Staines war entsetzt über so viel Unerfahrenheit. »Wegen eines Fundgegenstandes?« Henry nickte.
    »Sie hat ihre eigenen Wege, Mr. Staines, und geht immer gleich an die Wurzel aller Dinge.«
    »Für einen Rollstuhlführer haben Sie eine recht nette Ausdrucksweise«, sagte Dick, den Alten interessiert musternd, was dieser, ohne mit der Wimper zu zucken, über sich ergehen ließ.
    »Ich war in meiner Jugend Ringkämpfer, Sir. Sie wundern sich, daß ein schwächlicher Mensch, wie ich es bin, so einen Beruf gehabt haben kann? Nun, das war ja auch nicht mein Hauptberuf. Hauptsächlich war ich Professor der Mathematik an einer sehr 'berühmten Universität. Zuletzt fand ich aber heraus, daß sich Ringkämpfen besser lohnte, und sattelte um. Natürlich mußte ich mein Amt als Professor niederlegen.« »Sie waren Federgewichtler?«
    »Ja. Ich bin der Mann, der als einziger Digger Bill Ferrers besiegte. Er bekam in der dreizehnten Runde von mir den K. o. und wurde nie wieder das, was er gewesen war.« Hielt ihn der Alte zum Narren? Staines hatte das Empfinden, als ziehe er in dieser Unterhaltung den kürzeren. Bevor er sich jedoch zu einem Entschluß durchringen konnte, trat Mary Dane aus dem Gebäude. Henry blickte ihr ruhig entgegen und bestärkte dadurch Staines in seinem Verdacht, daß er sich über ihn lustig mache.
    »Henry hat Ihnen wohl schon das Neueste über Mr. Cornforts Zustand mitgeteilt, Mr. Staines?« begrüßte ihn Mary.
    »Warum? Ist er tot?«
    »Pfui. Natürlich lebt er noch. Aber er ist bettlägerig.«
    »Und Sie fuhren nach Scotland Yard, um sich nach einem Fundgegenstand zu erkundigen?«
    »Ja. Bitte stellen Sie mit mir hier auf offener Straße kein Kreuzverhör an, Mr. Staines! Bourke ist übrigens ein netter Mensch.«
    »Ich werde ihm das Kompliment übermitteln«, versprach Dick. Sie blickte ihn an.
    »Sie können gehen, Henry«, sagte sie zu dem Alten. »Mr. Staines wird mich zu Sollingers zum Tee einladen. Kommen Sie, Mr. Staines, wir gehen zu Fuß durch den Park. Ich bin gern im Grünen.«
    »Ja, das weiß ich«, erwiderte Dick maliziös.
    Er warf einen Blick zurück und sah Henry noch immer auf dem gleichen Fleck stehen, den Blick auf den Fluß gerichtet.
    »Wo hat er nur den Krankenstuhl gelassen?« fragte er boshaft. »Ohne ihn sieht er nach gar nichts aus.«
    »Sie haben wohl schlechte Laune? Halte ich Sie von der Arbeit ab, Dick?«
    »Nein, im Augenblick sind Sie meine einzige Beschäftigung und - meine einzige Sorge.«
    Sie antwortete nicht. Eine Weile schritten sie still nebeneinander her, bis Mary das Schweigen brach:
    »Was macht der Spuk?«
    »Es geht ihm nicht gut. Er ist bettlägerig.«
    »Ich spreche nicht von Mr. Cornfort«, sagte sie tadelnd.
    »Ich meine den, der die Selbstschüsse

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