064 - Friedhof der Ghouls
seinen Augen.
»Ich werde ein paar Tage lang deine sprichwörtliche Gastfreundschaft in Anspruch nehmen«, sagte er. »Du freust dich doch, oder?«
Er trat auf sie zu, wühlte seine Finger in ihr rotes Haar und zog sie an sich, um sie zu küssen. Sie ekelte sich vor ihm. Das war früher nicht der Fall gewesen. Doch heute kam ihr vor, als würde sie von diesem häßlichen Teufel geküßt, der vor seiner Brust baumelte.
Er begab sich ins Wohnzimmer. »Du hast umgestellt«, sagte er. »Und der Eckschrank ist neu.«
Er verlangte Tee und stellte eine Whiskyflasche, die er von der Hausbar holte, vor sich auf den Tisch. Tee ohne einen ordentlichen Schuß Whisky trank er nicht, das wußte sie noch von früher. In dieser Hinsicht hatte er sich nicht geändert.
Er ließ sich auf die bequeme Sitzbank fallen und legte die Füße auf den Tisch, ohne sich die Mühe zu machen, die Schuhe abzustreifen.
»Geh schon!« schnauzte er Terri an. »Wieso dauert denn alles so lang bei dir?«
»Entschuldige«, sagte Terri Culp und verließ den Raum.
Ayres rief ihr nach, die Tür offenzulassen. Er wolle sie sehen - oder wenigstens hören.
In der Küche löste sie sich ein wenig aus dem schrecklichen Trauma. Wenn sie Russell nicht sah, fühlte sie sich etwas wohler. Der Augenkontakt machte ihr angst, und mehr noch glaubte sie den Alabasterteufel fürchten zu müssen. Aber sie hatte keine Erklärung für diesen Verdacht.
Ein paar Tage wollte er bleiben. Warum?
Sie wagte ihm diese Frage nicht zu stellen.
»Urgemütlich hast du's«, sagte Russell im Living-room laut. »Du hast Geschmack… Weißt du noch, wie wir uns kennenlernten?«
»Ja«, antwortete sie, während sie den Teekessel aus dem Schrank holte.
Ihr Blick wanderte durch die Küche. Sie überlegte, ob sie vor Russell fliehen konnte, wenn sie aus dem Fenster kletterte. Würde er es merken? Würde der Alabasterteufel ihre Absicht durchschauen?
Wieso dachte sie ständig, der Teufel würde irgendwie leben? Wie kam sie denn auf so eine hirnrissige Idee?
Sie ließ Wasser in den Teekessel laufen.
»Erinnerst du dich auch noch daran, wie wir das erstemal miteinander geschlafen haben?« fragte Russell Ayres.
Natürlich erinnerte sie sich noch daran, aber sie wollte es vergessen. Es war ein Fehler gewesen, sich mit Russell einzulassen. Heute wußte sie das, und sie wollte an dieses unangenehme Kapitel in ihrem ansonsten so sauberen Leben nicht erinnert werden.
»Ja«, sagte sie heiser. »Ja, ich erinnere mich.«
Er lachte. »Du warst so schrecklich nervös. Wovor hattest du Angst?«
»Ich weiß es nicht mehr, Russell.«
»Hättest du Angst, wenn es wieder passieren würde?«
Sie schluckte, denn auf diese Frage wollte sie nicht antworten. Nervös setzte sie das Teewasser auf.
»Ich hab' dich was gefragt!« rief Russell Ayres. »Wo bleibt die Antwort?«
»Entschuldige, Russell. Ich habe die Frage nicht verstanden«, log sie und biß sich in den Daumen. Am liebsten hätte sie laut um Hilfe geschrien.
Er stellte dieselbe Frage noch mal, und nun war sie gezwungen, ihm eine Antwort zu geben.
»Ich… ich weiß es nicht, Russell«, sagte sie stockend.
»Hattest du nach mir einen anderen?«
»N-nein, Russell.«
»Das gibt's doch nicht. Du bist eine attraktive, begehrenswerte Frau.«
»Ich hatte viel zu tun«, sagte Terri Culp.
Er lachte. »Dann wird es Zeit, daß du wieder mal spürst, wie das ist, Baby«, sagte er rauh. »Du hast Glück. Ich habe heute abend gerade nichts Besseres vor.«
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf, wollte nicht mit diesem eiskalten Satan ins Bett gehen, aber er würde sie zwingen.
»Wieso bist du denn so still, Terri?« wollte er wissen. »Warum sagst du nichts?«
»Ich denke nach.«
»Worüber?«
»Über uns«, antwortete sie und zerbrach sich den Kopf, wie sie das, was Russell vorhatte, verhindern konnte.
Sollte sie die Polizei anrufen? Das Telefon befand sich im Wohnzimmer.
Wenn sie aus dem Haus rannte, lief ihr Russell bestimmt nach. Ihn zu bitten, er möge gehen, hätte keinen Zweck. Darüber würde er nur lachen, und hinterher würde er sie wahrscheinlich schlagen.
Aber sie wollte mit ihm nicht mehr schlafen!
Und darauf lief es hinaus, wenn sie ihm zu bleiben erlaubte. Doch hatte sie eine Möglichkeit, es ihm zu verwehren?
Terri starrte die sieben Messer an, die über der Arbeitsfläche an der Wand hingen. Wie Orgelpfeifen sahen sie aus, und sie blinkten verlockend.
Was würde wohl geschehen, wenn sie so ein Messer - das
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