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064 - Friedhof der Ghouls

064 - Friedhof der Ghouls

Titel: 064 - Friedhof der Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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daß der oder die Leichenräuber sich die Mühe machten, Lance Selby hierher zu bringen und in diesen Sessel zu setzen. Warum passierte das alles? Das mußte doch einen Grund haben. Nichts auf der Welt geschieht ohne Grund. Man kann ihn nur nicht immer sofort erkennen.
    So erging es mir in diesem Moment.
    Welche Ziele wurden von jenen verfolgt, die dieses makabre Spiel mit Lance Selbys Leiche inszeniert hatten?
    Oder war das Ganze das Werk eines Verrückten?
    Ich musterte das fahle, schlaffe Gesicht meines Freundes, und wieder spürte ich eine ohnmächtige Wut in mir hochsteigen. Achtunddreißig Jahre erst war dieser Mann alt. Er hätte noch so viele Dinge tun können, die der Allgemeinheit zugute gekommen wären, aber er war Professor Kuli und seinen gewissenlosen Banditen in die Hände gefallen, und von da an war sein Untergang nicht mehr aufzuhalten gewesen.
    Steckte etwa auch hinter Lance Selbys Verschwinden und seinem Wiederauftauchen Mortimer Kuli?
    Mir tat Lance unendlich leid. Nicht einmal im Tod ließ man ihm seine Ruhe.
    »Herr!« sagte Boram plötzlich mit hohler Stimme.
    Ich nickte, denn ich sah selbst, worauf er mich aufmerksam machen wollte. Nun war ich noch mehr konfus, denn sowohl Boram als auch ich hatten ein Flattern von Lances Lidern wahrgenommen!
    Jetzt zuckten sie wieder!
    Und dann schlug der Greis so unvermittelt die Augen auf, daß ich zusammenfuhr, als hätte ich ein stromführendes Kabel berührt.
    Das Rätsel, mit dem ich konfrontiert war, wurde für mich immer größer, immer unfaßbarer. Lance Selby war im Krankenhaus gestorben. Ich selbst war in der Stunde seines Todes nicht bei ihm gewesen, aber Cruv und Mr. Silver hatten sich in der Klinik befunden, als es mit unserem Freund zu Ende ging. [3]
    Die Ärzte hatten zweifelsfrei Lance Selbys Tod festgestellt. Er war später obduziert worden, und niemandem wäre die Idee gekommen, der Greis könnte noch einen winzigen Funken Leben in sich haben.
    Dennoch hatte Lance Selby in diesem Moment allen Naturgesetzen zum Trotz die Augen aufgeschlagen!
    Wie war das möglich?
    War eine höllische Magie im Spiel? Wurde mein Freund von der schwarzen Macht gesteuert? Wozu? Um mich aus der Fassung zu bringen?
    »Lance«, preßte ich mühsam hervor.
    Er schaute mich unverwandt an. Ich schien für ihn aus Glas zu bestehen. Ich hatte den Eindruck, er würde durch mich hindurchsehen.
    »Lance!« sagte ich eindringlich, griff nach seiner Schulter und schüttelte ihn vorsichtig. Er reagierte nicht.
    Ich steckte auf jeden Fall meinen Revolver weg. Hier brauchte ich die Waffe nicht. Es wäre für mich undenkbar gewesen, sie auf diesen armen alten Mann abzufeuern.
    Neue Fragen tauchten auf. Oda und Mr. Silver hatten alles versucht, um Lance aus dem magischen Tiefschlaf zu wecken, in den ihn Roxane versetzt hatte. Es war ihnen nicht gelungen, und Lance war von diesem Schlaf in den Tod hinübergeglitten.
    Und nun war er erwacht. Kulis künstliches Blut hatte ihn zum gefährlichen Kamikaze-Monster gemacht. War er das immer noch? Mußte ich befürchten, daß er mich angriff?
    Dann hätte sich sofort Boram eingeschaltet, denn der Nessel-Vampir paßte verdammt gut auf mich auf.
    Ich schüttelte Lance abermals und sprach seinen Namen lauter aus. Zum erstenmal hatte ich das Gefühl, daß er mich überhaupt sah. Er schaute mir in die Augen, aber ich wußte sofort, daß er mich nicht erkannte.
    Hatte er während des langen magischen Tiefschlafs sein Gedächtnis verloren?
    »Lance, was ist passiert?« fragte ich den greisen Freund.
    Er musterte mich langsam. »Ich weiß es nicht«, kam es rasselnd und schleppend aus seinem Mund.
    »Woher kommst du?« wollte ich wissen.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Woran erinnerst du dich, Lance?«
    »Wie nennen Sie mich?«
    »Lance. Du bist Lance Selby. Weißt du das auch nicht mehr?«
    Er senkte den Blick, als wäre er sehr traurig. »Nein. Ich weiß gar nichts.« Er schaute mich wieder an. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin dein Freund Tony Ballard«, antwortete ich heiser. »Ich wohne in dem Haus dort drüben. Erkennst du mich nicht wieder?«
    Lance schüttelte den Kopf. »Ich habe Sie noch nie gesehen.«
    Mein Herz krampfte sich zusammen. »Was für einen Beruf hast du?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du bist Professor der Parapsychologie! Eine Kapazität!«
    Er faßte sich an den Kopf. »Es ist alles so leer, so unendlich leer.«
    Obwohl er das sagte, war ich nicht entmutigt. Wichtig war für mich in erster Linie, daß Lance wieder lebte. Wer dieses

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