064 - Marotsch, der Vampir-Killer
Bewußtsein.
Er befand sich doch im Marotsch-Haus!
Sofort mußte er an die unheimlichen und durch nichts erklärbaren
Vorgänge denken. Das Haus hatte sich in der Nacht verändert. Es hatte plötzlich
wieder Wände gehabt, wo es zuvor keine gegeben hatte. Auch ein Dach war
plötzlich wieder da.
X-RAY-7 hob den Kopf. Der Russe lag zwischen Schutt und Unkraut,
über ihm hing eine morsche Tür in den Angeln.
Sonnenlicht blendete seine Augen, und Iwan mußte sie schließen.
»X-RAY-7, bitte melden!« Die Stimme aus dem Lautsprecher des
PSA-Ringes klang dringend.
Kunaritschew stöhnte leise und rollte sich herum. Er lag auf den
oberen, ausgetretenen Treppenstufen zu dem geheimnisvollen Keller, in dem er
letzte Nacht durch das Pochen der Herzen gelockt worden war.
»Hier X-RAY-7, Sir.« Kunaritschew hielt den Ring dicht vor die
Lippen.
Aus den winzigen Rillen des Lautsprechers erklang ein
erleichtertes Aufatmen.
»Hier X-RAY-1. Ich bin froh, daß ich Sie erreiche. Ich habe schon
gedacht. Sie schlafen noch.«
»Ich habe auch noch geschlafen, Sir. Und ich muß froh sei, daß ich
aus diesem Schlaf noch mal erwacht bin. War ein bißchen hektisch, was in der
letzten Nacht auf mich eingestürmt ist.«
»Sind Sie einsatzfähig? Es geht um Larry Brents Leben! In Ihrem
letzten Bericht erwähnten Sie etwas von einem Marotsch-Haus. Es scheint
wichtiger für uns zu werden, als es anfangs schien. Könnten Sie sich umgehend
dorthin begeben, X-RAY-7?«
»Die Fahrkarte habe ich bereits gelöst. X-RAY-1,« erwiderte Iwan.
»Ich befinde mich in dem besagten Haus, Sir. Und ich habe auch schon meine
Erfahrungen mit ihm. Nachts scheint’s hier nicht mit rechten Dingen zuzugehen.
Diese Erfahrung habe ich zwar schon des öfteren während meines Jobs gemacht,
aber hier ist es etwas ganz Besonderes!«
Er wischte sich Spinnweben von der Stirn, das eine Spinne, die
oben in der dunklen Ecke der Kellertür krabbelte, in der Zeit seiner
Bewußtlosigkeit auf seinem Kopf und in seinem Bart zu spinnen begonnen hatte.
»Ich bin einsatzfähig, Sir. Was kann ich tun?«
»Die Zeit drängt. X-RAY-7. Hören Sie genau zu!«
●
Iwan Kunaritschew hörte genau zu. Was X-RAY-1 mitzuteilen hatte,
war mehr als bemerkenswert.
»Ich nehm’ mich der Sache sofort an«, knurrte X-RAY-7. Der Russe
hockte auf der obersten Stufe und starrte hinab in die Dunkelheit, aus der in
der letzten Nacht seltsame, unsichtbare Geister aufgestiegen waren und ihn
bedroht hatten. Er war bewußtlos geworden. Und diese Bewußtlosigkeit hatte bis
weit in diesen herrlichen Sommermorgen hineingereicht.
Kunaritschew konnte kaum fassen, daß er noch am Leben war. Das
mystische Geschehen war ihm nicht zum Schicksal geworden, und letzt, wo sein
Dialog mit X-RAY-1 zu Ende war, begriff er auch, weshalb dies so war.
Er kam auf die Beine und schüttelte sich wie ein Hund, machte sich
aber nicht die Mühe, seine verstaubte und verdreckte Kleidung abzuklopfen. Iwan
rannte die morschen, knarrenden Holztreppen hinauf, fand auf Anhieb die
Taschenlampe, die er in der letzten Nacht einfach hatte fallen lassen. Sein
Verdacht, daß die Lampe durch geistige, parapsychische Kräfte ausgefallen war,
schien sich zu bestätigen. Er schaltete die Lampe ein und sie funktionierte.
Ohne sich einen Moment länger aufzuhalten, eilte er nach unten. Im Sonnenlicht
sah er, wie morsch und baufällig die Treppe war die er hochgestiegen war. Und
er mußte auch daran denken, wie sie ihm erschienen war als er nach der
Wirksamkeit der magischen und bösartigen Einflüsse erschienen war.
Dies war ein Hexenhaus! Man mußte es fürchten, sobald es dunkel
wurde. Wie Gewürm krochen dann die bösen Gedanken und die grausamen Ideen, die
in diesem Haus vor langer Zeit gedacht und nach denen gehandelt worden war, aus
dem Gemäuer.
Iwan passierte wenig später die Kellertür. Er mußte sich wieder
bücken, um mit dem Kopf nicht an die Decke zu stoßen.
Das Sonnenlicht wurde schwächer, je tiefer er in den Keller vordrang.
Dann völlige Finsternis, als er den labyrinthähnlichen Gang erreichte, durch
den er in der letzten Nacht gegangen war.
Völlige Stille umgab der PSA-Agenten. Er ließ den Strahl der
Taschenlampe vor sich herwandern. Die schwarzen – Wände, die sich links und
rechts neben ihm auftürmten, schluckten das Licht. Dann lag der makabre Tempel
vor ihm.
Kunaritschew fand das bestätigt, was er wie im Rausch erlebte
hatte.
Es gab sie wirklich, die Wand mit den neunundvierzig Hexenherzen,
von
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