0640 - Das Blut-Rätsel
und ihn mit seinen spitzen Ecken aufriss. Ich rechnete damit, dass es durch die Wucht des Schlages feststeckte. Bis Cynthia es wieder frei bekam, würden einige Sekunden vergehen.
Da war ich schneller!
Mein Schlag rammte sie um. Sie schrie wütend, kam wieder hoch, lief zurück, übersah den Grabrand, stolperte und fiel in die mit Dämonenblut gefüllte Grube.
Das war meine Chance!
Ich wirbelte auf der Stelle herum. Das Pentagramm steckte noch immer im Gras. Zwischen den Dreiecken blitzte es auf. Möglicherweise zeichnete sich dort sogar die Fratze Baphometss wie ein Hologramm ab, was mich jedoch nicht störte.
Ich griff an.
Diesmal mit dem Kreuz. Das Pentagramm konnte mich nicht aufhalten. Bevor es den Boden verließ, hatte ich mein Kreuz in die Dreiecke hineingesteckt und meinen Talisman darin verhakt.
Eigentlich wollte ich die Formel sprechen, um die weißmagische Energie zu vervielfachen, doch das erwies sich als unnötig. Beide Kräfte waren schon aufeinander getroffen, und sie reagierten dabei wie Feuer und Wasser.
Hitze und Kälte, Gut und Böse prallten aufeinander, ohne dass ich weiter einzugreifen brauchte.
Ich stand nur da und schaute zu.
Aus dem Pentagramm hörte ich das Zischen. Ich wusste nicht genau, aus welch einem Material es bestand, jedenfalls konnte ich mich auf mein Kreuz verlassen.
Es weichte nicht auf und stank auch nicht nach verbranntem Fleisch. Es schrie auch nicht, denn der Schrei, der erklang hinter mir, er drang aus dem Grab.
Ich drehte mich um.
Es war furchtbar. Dass sich Cynthia bewegte, erkannte ich am Zucken der Kette, die wie ein feiner Strich auf dem Boden lag und über den Grabrand hinweg in das Blut eintauchte, wo Cynthia verschwunden war.
Ich lief hin.
Das Dämonenblut kochte, es schäumte, und es reagierte wie eine Säure. Was von Cynthia Manson zurückgeblieben war, schwamm auf der Oberfläche.
Haare und Knochen…
Da wandte sich die Magie, auf die sie sich so stark verlassen hatte, wie ein Bumerang gegen sie.
Ich atmete auf.
Die paar Schritte bis zu meinem Kreuz hatte ich schnell zurückgelegt, hörte den irren Schrei, der in meinen Ohren sirenenartig gellte, und erinnerte mich wieder an Violetta.
Sie hatte so schrecklich gebrüllt!
Mein Blut wurde zu Eis. Ich konnte nicht vermeiden, dass mir Tränen in die Augen schossen, denn ich hatte das Gefühl, dass für Violetta alles zu spät war.
In einer Reflexbewegung riss ich das Kreuz an mich, das im Gegensatz zu diesem übergroßen Pentagramm noch völlig okay war. Vom Pentagramm war nicht mehr als ein stinkender, schwarzer Klumpen zurückgeblieben. Ich konnte nicht mehr erkennen, welche Form es vor dieser Attacke gehabt hatte.
Um Violetta zu erreichen, musste ich einige Schritte laufen.
Osgood richtete sich auf, als ich bei ihm war.
In der linken Hand den Schädel, in der Rechten das Messer, von dessen Klinge frisches Blut rann.
Und Violetta lag reglos neben ihm. Selbst bei diesen schlechten Lichtverhältnissen konnte ich die Wunde auf ihrem Körper erkennen. Der harte Donnerschlag hörte sich an wie ihr Grabgesang. Blitze erhellten plötzlich die Luft, der Wind war scharf und fauchend wie ein Raubtier, dann goss es plötzlich in Strömen.
Ich aber griff an!
***
So schnell der Dämon auch war, Suko handelte rascher. Er musste schneller sein, denn ihm blieb nur noch eine einzige Chance: sein magischer Stab, der sich einmal im Besitz des großen Religionsgründers Buddha befunden hatte.
Mit ihm konnte er die Zeit anhalten und einen Gewinn von fünf Sekunden erreichen.
Er hoffte nur, dass dieser Dämon so hörte wie ein Mensch. Ohren waren sichtbar keine vorhanden, aber man konnte nicht alles haben. Er wurde riesig, schien nur noch aus Maul zu bestehen, und Suko klammerte sich verzweifelt mit einer Hand am Seil fest.
Mit der anderen Hand berührte er den Stab. Um die Magie zur Wirkung zu bringen, brauchte er den Kontakt.
Er schrie das eine Wort.
»Topar!«
Und genau das war es, was den Dämon stoppen konnte. Jeder, der dieses Wort hörte, erstarrte für die Dauer von fünf Sekunden. Nur der Träger des Stabes konnte sich bewegen.
Das war Suko!
Die Zeit lief nicht mehr weiter. Es gab nur ihn und den fürchterlichen Dämon, der nicht mehr weiter in die Tiefe gerast war. Dicht über Suko war er zum Stillstand gekommen. Er hing zwischen den Wänden, als hätte man ihn daran festgeklebt.
Ideal für Suko, weil er Zeit bekam. Weniger ideal allerdings, weil er den Dämon in dieser Zeitspanne nicht
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