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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ohne es zu wollen. Es strömte ruhig dahin, murmelte, gluckste und rauschte einschläfernd. Die Müdigkeit überkam sie immer stärker. Erschöpft schloß sie abermals die Augen und lauschte den Bäumen. Ihre Äste bewegten sich im milden Wind, und das Laub raschelte vertraut und sang ein ruhiges, sanftes Lied.
    Singende Bäume?
    Sie wunderte sich nicht darüber. Die Kraft dazu fehlte ihr. Ihre Gedanken begannen im Takt dieses Liedes zu schwingen. Aus dem Nichts erklang leise Musik. Melodisch und einschmeichelnd, einschläfernd. Baba Yaga kannte die Melodie.
    Leise summte sie sie mit. »Das Alter«, flüsterte sie. Es war ein Lied, das ihr schon immer gefallen hatte. Kaum merkte sie, wie sie sich zum Schlafen niederlegte. Einfach so auf den Boden, ohne sich weiter etwas dazu zu denken. Es war nicht ungemütlich für die alte Frau. Es war einfach nur… beruhigend. Es war einfach nur richtig.
    Sie lächelte im Schlaf.
    Und versank in einen Traum.
    Sie sah…
    ***
    »Hups«, sagte Ted Ewigk. »Du kommst mir gerade recht. Könntest du dich vielleicht etwas präziser ausdrücken, mein Freund?«
    »Das hier ist doch immer noch Broceliande«, vermutete Teri. »Von Sicherheit würde ich da nicht unbedingt reden.«
    »Es ist Broceliande, aber euch droht keine Gefahr mehr«, sagte Merlin. »Ihr befindet euch am Rand des Waldes. Ted kennt diesen Ort. Er war schon einmal hier, an genau dieser Stelle.«
    »Der Schauplatz des Entscheidungskampfes zwischen den Geisterlords«, murmelte Ted. »Was soll das, Merlin? Warum tust du uns das alles an? Weißt du, daß ich vor ein paar Minuten da drinnen im Wald eine ähnliche Erinnerungs-Vision hatte, wie sie dich derzeit ständig überkommt? Ich erlebte genau jenes Ereignis noch einmal, das sich hier abgespielt hatte! Erkläre mir, warum!«
    »Ich kann es nicht erklären«, sagte Merlin. »Aber es birgt eine Bedrohung. Wenn ich den Grund für meine Erinnerungsbilder kennen würde, dann… du hast es also auch erlebt! Das verstehe ich nicht… oder doch?«
    »Macht ihr hier, was ihr wollt«, sagte Gryf. »Ich für meinen Teil werde gehen, sobald ich wieder einigermaßen fit für einen zeitlosen Sprung bin.«
    »Wenn sich seit damals nichts Grundlegendes geändert hat, brauchst du nicht zu springen«, sagte Ted. »Nicht weit von hier führt ein Weg direkt zum nächsten Dorf. Zu Fuß… vielleicht eine Stunde oder wenig mehr.«
    »Na, da springe ich lieber«, seufzte der Druide. »Eine oder mehrere Stunden Fußmarsch sind genau das, worauf ich momentan liebend gern verzichten möchte. Kann bitte jemand ein Taxi rufen?«
    Merlin schien geistesabwesend. »Wald und Kämpfe, Wald und Tod«, murmelte er. »Wald und Träume. Was verbindet uns alle damit?«
    »Die Träume sind nicht zeitlich gebunden, nicht?« fragte Teri.
    Merlin nickte. »Sie entstammen sowohl meiner Vergangenheit als auch meiner Zukunft.«
    »Wie soll das denn funktionieren?« stieß Ted verblüfft hervor. »Träume aus deiner Zukunft? Die kannst du doch noch gar nicht kennen!«
    »Vergiß nicht, daß ich schon in meiner Zukunft war«, erwiderte Merlin ernst.
    »Baba Yaga ist so etwas wie eine Traumhexe, nicht wahr?« fuhr Teri derweil fort. »Oder habe ich das bisher falsch verstanden?«
    »Sie kann andere über deren Träume manipulieren«, sagte Merlin. »Aber dazu benötigt sie Feuer.«
    »Das hat sie in ihrem Ofen bei sich.«
    »Aber hier brennt kein Feuer. Nicht bei dir, nicht bei einem von uns. Nicht einmal«, er nickte Gryf zu, »bei dir, mein alter Freund. Deine Pfeife ist unbrauchbar, weil naß, wie auch dein Tabak. Kein Feuer bei einem von uns.«
    »Trotzdem«, sagte Teri. »Ich denke, das ist der Punkt, der alles verbindet: Die Baba Yaga! Sie versucht uns… euch beide mit Träumen zu manipulieren.«
    »Das Feuer fehlt«, beharrte Merlin.
    »Noch!« konterte Teri. »Aber du sagtest selbst, daß diese Träume zeitlich nicht fixiert sind, daß sie auch aus der Zukunft stammen können. Vielleicht gibt es hier, wo wir sind, in der Zukunft ein Feuer.«
    »Du meinst, sie könnte uns ihre Träume somit durch die Zukunft schicken? Sozusagen über Bande wie beim Billard? Ums Eck? Erst vorwärts in die Zukunft, in der hier etwas brennt, und dann wieder zurück zu uns in unsere Gegenwart?«
    Teri nickte. »Fehlt euch die Fantasie, euch das vorzustellen? Warum soll es nicht möglich sein? Merlin, sagst du nicht selbst immer, daß in Broceliande die Naturgesetze nicht gelten? Daß sie verändert sind? Damit ist alles

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