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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gar kochen können. Wäre wirklich keine gute Idee gewesen -wenn die Alte dadurch nicht für ein paar Sekunden völlig verblüfft gewesen wäre. Sie hat sicher mit einem Angriff gerechnet, nicht aber mit einem Rückzug. Zumindest nicht in dieser Form. Das gab uns die paar Sekunden Zeit, die wir für den zeitlosen Sprung brauchten. Danke, Ted.«
    »Komm du jetzt nicht auch auf die Idee, mich zu küssen«, warnte der Reporter.
    »Keine Sorge. Ich küsse lieber Teri. Mich wundert, daß ich überhaupt in der Lage bin, aufrecht zu stehen. Dieser Kampf hat mich dermaßen ausgelaugt, daß ich nicht mal mehr ’nen Kleidertrocknungszauber hinkriege…« Fragend sah er zu der Goldhaarigen hinüber.
    Die nickte.
    »Auch fix und fertig«, gestand sie. »Noch so eine Aktion schaffe ich die nächsten paar Stunden nicht. Ich muß mich erst mal ein wenig erholen. Wir können froh sein, daß wir überhaupt lebend davongekommen sind. Ich dachte erst, wir schaffen's nicht mehr…«
    Para-Kräfte, wußte auch Ted, waren keinesfalls unerschöpflich. Die beiden Silbermond-Druiden hatten sich im Kampf gegen die Hexe extrem verausgabt. Wenn er genau hinsah, sah er die dunklen Ringe um die Augen der beiden Freunde. Er spürte, daß es ihnen schwer fiel, sich so locker zu geben.
    »Wo, bei Merlins Hühneraugen, sind wir eigentlich gelandet?« fragte er.
    »Ihr befindet euch in Sicherheit«, sagte Merlin.
    ***
    Nach einer Weile mußte sich Yaga eingestehen, daß sie sich verirrt hatte. Der Wald wehrte sich nach wie vor gegen sie. Wege führten in sich selbst zurück oder endeten plötzlich im Nichts. Pflanzen wucherten, seltsame Trugbilder narrten Yaga. Hatte sie selbst soviel Kraft verloren, daß sie nicht mehr durchschauen konnte, ob sie es mit einem echten Fabelwesen des Waldes zu tun hatte oder mit einer Sinnestäuschung?
    Sie kam nicht weiter.
    Ganz gleich, wie sie es anstellte -sie wurde irgendwie immer wieder an ihren Ausgangspunkt zurückgeführt.
    Einmal betrachtete sie ihre Hände.
    Sie waren fleckig geworden, und faltig die Haut. Der kräftigende Verjüngungszauber ließ nach.
    Zu Anfang, ehe sie den Wald betreten hatte, hatte sie ein Bad im Vollmondlicht genommen. Danach war sie eine reife Frau in der Blüte ihrer Jahre geworden - zumindest vom Aussehen und von ihrer inneren Kraft her. Doch jetzt verfiel sie rasch, erhielt ihr ursprüngliches Aussehen zurück.
    Und sie ahnte, daß das noch längst nicht alles war.
    Denn die Baumwipfel versuchten, ihr das Mondlicht zu nehmen!
    Wenn das geschah, konnte sie ihre Kraft nicht erneuern - nicht hier im Innern des Waldes! Dazu hätte sie ihn verlassen müssen. Aber was dann? Merlins Versprechen galt nur einmal. Er würde es kein zweites Mal zulassen, daß sie Broceliande betrat.
    Sie fragte sich, was er sich davon erhoffte. Warum wollte er sie von ihrer Tochter fernhalten? Welchen Vorteil hatte er dadurch?
    Sie konnte es sich nicht erklären. Sie kannte ihn doch nun schon so schier unendlich lange, und offenbar doch noch immer nicht richtig.
    Sie wußte nur, daß sie Broceliande jetzt auf keinen Fall verlassen durfte, selbst unter den widrigsten Umständen nicht. Was sie begonnen hatte, mußte sie jetzt weiterführen, oder sie hatte verloren, bevor es richtig los ging.
    Dabei war sie so müde…
    Am liebsten hätte sie eine Pause eingelegt. Absteigen, sich ein ruhiges Plätzchen suchen und für eine Weile schlafen!
    Warum sollte sie es eigentlich nicht tun? So konnte sie sich ein wenig von den bisherigen Strapazen erholen. Der Kampf und auch die Aktionen vorher hatten sie stärker beansprucht, als sie sich selbst gegenüber bisher zugeben wollte.
    Sie konnte etwas ruhen. Wenn sie danach etwas erfrischter wieder erwachte, fand sie vielleicht auch eher einen Weg an ihr Ziel. Sie würde dann besser denken können. Die andauernden Fehlschläge, die Irrwege, die sie immer wieder ins Nirgendwo führten, machten ihr doch zu schaffen. Sie fühlte sich regelrecht blockiert.
    Tatsächlich stieg sie von ihrem Ofen, ließ die Zügel einfach fallen. Er lief ihr nicht davon, wie es ein Pferd sicher tun würde. Sie schloß kurz die Augen und lehnte sich an einen der Bäume.
    Erschrocken zuckte sie zusammen. War sie etwa gerade eben eingeschlafen? Unwillkürlich schüttelte sie sich. Noch hatte sie sich nicht dazu durchgerungen, tatsächlich zu schlafen. Noch suchte sie nach Möglichkeiten und Wegen.
    Sie betrachtete das Wasser des kleinen Baches, an den sie nun zum wiederholten Male zurückgekehrt war,

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