0642 - Horror im Harem
wirklich, dass es diesem Sultan oder wer immer dahinter stecken mag, nur um die Schönheit der Frauen gegangen ist? Meinen Sie das so, meine Herren?«
»Es sieht zumindest so aus.«
»Genau, John, es sieht so aus. Es soll auch so aussehen. Ich denke jedoch, dass hinter dieser Entführung etwas ganz anderes steckt. Da können Sie sagen, was Sie wollen.«
»Wir sagen ja nichts, Sir.«
»Also denken Sie ähnlich.«
Unser Nicken fiel synchron aus.
Der Superintendent lehnte sich zurück. »Damit hätten wir schon eine gemeinsame Basis.«
»Die uns in diesem Moment nicht viel helfen wird, befürchte ich.« Suko hob die Schultern. »Wir haben auch hin und her überlegt, nur sind wir zu keinem Ergebnis gekommen. Uns ist kein Sultan bekannt, der Interesse an den Frauen haben könnte.«
»Muss es denn ein Sultan sein?« Sir James hatte die Frage sehr betont gestellt, die Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen, während die Augen hinter den Gläsern der Brille ernst blieben.
Wir hatten beide verstanden, nur sprach Suko die nächste Frage schneller aus. »Sie denken daran, dass der Sultan irgendwie vorgeschoben worden ist und jemand anderer die Fäden zieht?«
»Das ist in der Tat so.«
»Wer?«, fragte ich.
Sir James hob die Schultern. »Darüber sollten wir jetzt nicht diskutieren. Wichtiger ist das Land, in dem sich die beiden aufhalten können. Wo gibt es noch ein Sultanat? Offiziell nicht, aber bei diesen afrikanischen oder orientalischen Verhältnissen weiß man nie, was sich da bildet und wieder zusammenbricht.« Er lächelte. »Doch für alles gibt es Experten. Jedenfalls halten sich gewisse Leute dafür. Der Geheimdienst ist mir noch einiges schuldig, das weiß man dort auch. Ich werde mich mit der Abteilung für Auslandsaufklärung in Verbindung setzen. Sektion Orient und Nordafrika. Einverstanden?«
Und ob wir das waren. Sir James wählte eine bestimmte Nummer, wurde zweimal weiter verbunden und erreichte einen der Chefs nicht in dessen Büro, dafür in seinem Club.
Sehr lange brauchte Sir James nicht zu sprechen. Der andere Mann verstand ihn rasch und versprach, das Notwendige sofort zu unternehmen.
Zufrieden legte Sir James den Hörer wieder auf. »Kommen wir zum eigentlichen Problem. Wir gehen also davon aus, dass jemand anderer hinter dem Sultan steckt und diese Entführung nicht allein zur Erbauung dieses Potentaten diente.«
»Weiter, Sir.«
»Wer könnte das sein, John?«
»Soll ich unsere Feinde der Reihe nach aufzählen?«
»Nein, das eigentlich nicht. Denken Sie darüber nach, was Sie mit dem Orient oder Nordafrika verbindet?«
»Neuland, Sir«, erwiderte ich und lehnte mich zurück. »So gut wie. Das waren bisher nicht unsere Gebiete.«
Der Superintendent nickte. »Richtig, oder soll ich leider sagen?«
»Wie dem auch sei, Sir, wir sind da ziemlich unbedarft, was den Orient angeht.«
»Es wird sich wahrscheinlich ändern.«
»Leider.«
Keiner von uns gab es zu, aber wir traten auf der Stelle und waren in diesem Fall tatsächlich auf die Arbeit des Geheimdienstes angewiesen. Der Secret Service besitzt ein gewaltiges Netz, das sich weltweit spannt. Da reagiert er ebenso wie die CIA oder der KGB. Man hat die Dienste in Abteilungen unterteilt, sodass in jeder Abteilung bestimmte Spezialisten sitzen, die sich gerade auf ihrem Gebiet besonders gut auskennen.
Natürlich rann uns jetzt die Zeit durch die Finger. Die Vorstellung, Jane und Glenda in irgendeinem versteckt liegenden Sultanspalast zu wissen, trieb mir den Schweiß auf die Stirn.
Sir James gestattete sich ein Lächeln. »Ich weiß, was Sie jetzt denken, John, aber so schlimm, wie es einmal in den Harems war, ist es sicherlich nicht mehr.«
»Vielleicht noch schlimmer.«
»Ich bitte Sie.«
Suko schlug auf seine Handflächen. »Wer steht hinter dem Sultan, wenn es dem tatsächlich nicht nur um die beiden Frauen ging? Wer hat da seine Hände im Spiel?«
»Asmodis?«
»Ich weiß nicht, Sir.«
»Van Akkeren?«, fragte ich.
Suko winkte ab. »Glaube ich nicht. Der hockt erst mal in den Niederlanden und beobachtet alles aus der Ferne.«
Ich winkte fast wütend ab. »Es hat doch keinen Sinn, all die Feinde Revue passieren zu lassen. Wahrscheinlich werden wir nie auf die richtige Lösung kommen.«
»Da kannst du Recht haben, John. Aber vergiss nicht, dass auch die andere Seite flexibel ist, trotz ihres manchmal - starren, schwarzmagischen Korsetts. London ist für uns immer mehr zu einer Startrampe geworden. Schwarzmagische
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