0642 - Horror im Harem
Aktivitäten sind weltweit zu beobachten. Und das Netz verdichtet sich.«
Wir diskutierten noch über eine halbe Stunde, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Die Entführung der beiden Frauen lag schon einige Zeit zurück. Da konnte man sie wer weiß wohin geschafft haben, und wir hatten das Nachsehen.
Endlich meldete sich das Telefon. Wir wussten sofort, dass dieser Anruf unserem Fall galt.
Sir James war der Chef, er hob ab, obwohl ich es gern getan hätte. Er hörte auch zu und machte sich auf einem Block Notizen.
Sir James hörte zu, den Hörer zwischen Schulter und Wange eingeklemmt, dann schrieb er. Was er darauf kritzelte, konnte ich nicht lesen, zudem huschte die Kugelschreibermine sehr schnell über das Papier. Nach einer Weile musste er das Blatt umdrehen und schrieb auf der anderen Seite weiter.
Ich saß auf dem Stuhl wie auf den berühmten heißen Kohlen. Beide Hände gegen die Sitzfläche gestützt, den Oberkörper leicht vorgebeugt und auf den Schreibtisch starrend.
Ein heftiger Adrenalinstoß hatte sich durch meinen Körper gewühlt. Ich wusste, dass es weitergehen würde, sonst wäre das Gespräch längst beendet worden.
Suko sah es gelassener. Zumindest äußerlich. Ihm war keine Regung anzumerken, er hatte eben die Geduld der Asiaten.
Ich tat es zwar nicht oft, aber diesmal klopfte ich mir eine Zigarette aus der Packung. Ein Standascher blinkte golden. Ich drückte die erste Asche hinein, als Sir James auflegte, noch nicht sprach, erst ein Tuch aus der Innentasche zog und damit über sein Gesicht wischte.
Ich konnte es nicht länger aushalten. »Nun, Sir? Was haben Sie an Informationen bekommen?«
Er steckte sein Tuch wieder ein, nickte uns zu. »Eine ganze Menge«, sagte er. »Wir sollten dem Geheimdienst zumindest in diesem Fall doch Abbitte leisten.«
»Und im Einzelnen, Sir?«
Er holte durch die Nase Luft. »Wie wir es schon gesagt und angenommen haben, ein offizielles Sultanat existiert natürlich nicht.«
»Ein inoffizielles?«
»Auch nicht, aber da sind wir beim Punkt«, sprach er schnell weiter, weil sich auf unseren Gesichtern Enttäuschung abzeichnete. »Ich möchte mal sagen, dass es ein inoffizielles gibt, das vom Herrscher eines bestimmten Landes gewissermaßen geduldet wird als ein autonomes Reich innerhalb der Berge.«
»Welcher Herrscher ist das? Welches Land?«, verlangte ich.
»Marokko!«
Suko und ich schauten uns an. Mir zuckten zahlreiche Gedanken durch den Kopf, denn ich dachte an einen Fall in der Vergangenheit, der uns nach Marokko geführt hatte. Damals war es um die Großen Alten gegangen und da hatten wir auch Ali kennen gelernt, der leider durch das Schwert des Dämons Shimada sein Leben verloren hatte.
»Jetzt haben wir die Spur«, sagte Sir James.
Suko hob die Schultern. »Aber das ist nicht alles, wenn ich mal von Ihren Notizen ausgehe, Sir.«
»Da haben Sie Recht.«
»Wie läuft es weiter?«
Der Superintendent hob die Schultern. »Sehr schleppend würde ich sagen. Es gibt tatsächlich noch Flecken auf der Erde und nicht einmal weit von Europa entfernt, da ist es selbst für Experten schwer, hinzukommen, das möchte ich zunächst einmal sagen. Man weiß nicht viel von diesem Sultanat. Es liegt zu versteckt.«
»Gibt es einen Namen?«
»Den allerdings. Der Herrscher dieses autonomen Sultanats heißt Abdul Hamid. Er hält die Fäden in der Hand.«
»Hat er eine Armee?«
»Keine Ahnung, John.«
»Das ist wenig, Sir, verdammt wenig.«
»Dann müssen Sie eben aus dem Wenigen etwas machen, John. Es gibt da Chancen.«
»Welche?«
»Einen Kontaktmann.« Sir James schaute auf seinen Zettel, wo er den Namen notiert hatte. »Eric Donati.«
»Unbekannt«, sagte ich.
»Mir auch.«
»Und was sagen die Kollegen vom Dienst?«, wollte Suko wissen.
»Das ist die Frage. Sie müssen sich eben auf ihn verlassen, mehr auch nicht.«
»Sind also nicht begeistert.«
»Ich weiß es nicht. Er wird jedoch kontaktiert, und Sie werden so schnell wie möglich nach Marokko fliegen.«
»In offizieller Mission«, fragte Suko, »oder in geheimer, wie es der gute James Bond so gern tut?«
»Mehr in geheimer. Marokko hat eine lange Küste. Es gibt dort zahlreiche Stellen, wo Sie abgesetzt werden können. Man wird sich um alles kümmern. Warten Sie bitte hier im Büro. Die Aktivitäten laufen, Informationen werden im Lauf der Nacht eintreffen. Jedenfalls werden Sie bis Gibraltar fliegen.«
Die nächsten zwei Stunden zogen sich hin. Jeder wusste, dass der Geheimdienst
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