0645 - Die Catron-Ader
Trümmerhaufens sah er einen Mann aus einem Loch kriechen, das der halbverschüttete Stollen eines früheren Aufzugs sein mochte. Der Mann schleppte einen sackförmigen Behälter hinter sich her, der beträchtliches Gewicht zu besitzen schien: Er sah sich um wie einer, der auf keinen Fall gesehen werden wollte. Dann verschwand er buchstäblich - im Innern des Schutthaufens. Sabhadoors Gleiter hing unbeweglich und geräuschlos über der Szene des eigenartigen Geschehens.
Der Mann hatte ihn nicht bemerkt, weil er es nicht für nötig gehalten hatte, in die Höhe zuschauen.
Sabhadoor sah ihn nach wenigen Minuten, mit leerem Behälter, wieder aus dem Schutthaufen zum Vorschein kommen und in dem Loch verschwinden. Sabhadoor wartete einige Minuten, dann setzte er den Gleiter auf der dem Loch abgewandten Seite des Schutthaufens ab. Ein Gedanke war ihm plötzlich gekommen.
Er ging vorsichtig um die Trümmerstätte herum und entdeckte auf der anderen Seite des Haufens den Eingang eines Stollens, der ins Innere des Trümmerberges führte. Dem Stollen folgend, gelangte er schließlich in einen weiten, finsteren Raum, in dem er die Umrisse einiger Gegenstände ertastete, die der Mann mit dem Sack anscheinend hier abgeladen hatte.
Sabhadoor wußte Bescheid. Er hatte es mit einem Plünderer zu tun, der die Notlage der Stadt ausnützte, um sich zu bereichern.
Wahrscheinlich arbeitete er nicht auf eigene Faust, sondern als Mitglied einer Gruppe. Eine Organisation, die in den verschütteten Tiefen der Stadt Rakkaan arbeitete. Das war die Lösung seines Problems! Die verschüttete Stadt diente ihm als Versteck, und die Mitglieder der Bande konnte er als Kundschafter einsetzen, die von Zeit zu Zeit an die Oberfläche zurückkehrten, um zu erfahren, wie die Lage stand. Auf diese Weise brauchte er selbst sich nicht sehen zu lassen.
Er kletterte ein paar Meter weit den Hang des Trümmerbergs hinauf und wartete dort. Seine Geduld wurde hart auf die Probe gestellt. Mehrere Stunden vergingen, bis wiederum ein Mann erschien, diesmal ein anderer, der ebenfalls einen vollen, sackähnlichen Behälter mit sich schleppte. Er kroch in den Stollen, und als er wieder zum Vorschein kam, stand Sabhadoor unmittelbar neben dem Stollenausgang. Der Mann erschrak.
Schon halb aufgerichtet, machte er trotzdem Anstalten, sich auf den Fremden zu stürzen. Aber Sabhadoors hypnotischer Blick vereitelte sein Vorhaben. Der Pehrtus wendete keinen intensiven hypnotischen Zwang an. Er wollte, daß der Mann kraft eigener Überlegung zu dem Schluß kam, er habe einen Überlegenen vor sich.
„Gib mir deine Waffe!" forderte er den Plünderer auf.
Der zögerte eine Weile. Aber schließlich griff er in den Gürtel und zog eine Nadelpistole hervor, die er, mit dem Griff voran, Sabhadoor reichte.
„Ich bin nicht dein Feind", versicherte ihm der Pehrtus. „Ich weiß, daß ihr eine Gruppe von Plünderern seid, die die verschütteten Teile der Stadt ausräumt. Bring mich zu deinem Anführer!".
Wortlos erhob sich der Mann und kletterte vor Sabhadoor in das alte Schachtloch.
5.
Nur zögernd kehrte Mikuls Bewußtsein zurück. Er spürte pochenden, dröhnenden Schmerz im Schädel. Die Zunge lag ihm dick und trocken im Mund, und es war unerträglich heiß. Wie ein Schock fuhr es ihm durch den Verstand: die Hitze, das war die Folge des Ausfalls der Belüftung! Er mußte mehrere Stunden lang bewußtlos gelegen haben, wenn die Temperatur inzwischen um so viele Grade angestiegen war. Ranu und Takku! Was war aus ihnen geworden? Und Tembalan .?
Er öffnete die Augen und blickte in den grellen Lichtkreis einer Lampe. Blitzschnell schloß er die Lider wieder. Der Schmerz war unerträglich. Aber so schnell die, Bewegung auch gewesen sein moche, der Mann vor ihm hatte sie dennoch bemerkt. .
„Der Kerl kommt zu sich!" sagte er laut.
„Endlich!" meldete sich eine zweite Stimme von weiter weg.
Das war Wilamesch, erinnerte sich Mikul.
Er hörte Schritte. Jemand trat ihm mit der Stiefelspitze in die Seite.
„Sieh mich an!"
Mikul wollte die Hand vor die Augen halten, um sie vor dem grellen Licht zu schützen. Dabei stellte er fest, daß er sich nicht bewegen konnte. Er war gefesselt. Er öffnete die Lider nur um einen schmalen Spalt. Gegen den Lichtkreis der Lampe zeichnete sich Wilameschs massige Silhouette ab.
„Wer außer dir und dem komischen Alten ist sonst noch hinter uns her?" wollte Wilamesch wissen.
Mikul zögerte. Da trat ihm der Stämmige von neuem in
Weitere Kostenlose Bücher