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0646 - Der Templer-Jäger

0646 - Der Templer-Jäger

Titel: 0646 - Der Templer-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können höchstens lallen und unartikulierte Laute ausstoßen. Die Nase in Kikis Gesicht saß schief und bestand nur noch aus Trümmern. Hoffmann stieß sie von sich. Mit dem Rücken prallte Kiki gegen eine klebrige Wand.
    Plötzlich war auch der Schatten da. Hoffmann hatte ihn produziert. Er huschte als selbstständiges Wesen durch den Keller, ohne allerdings jemanden zu berühren.
    Der Mann aus Leipzig überlegte. Dann nickte er. »Ja, vielleicht ist es sogar ganz gut so. Vielleicht kommen wir andersherum zu einer Lösung.« Auf seinen Wink mit dem Zeigefinger löste sich die Gestalt und schwankte ihm entgegen.
    Beide Hände legte Hoffmann auf Kikis schmale Schultern. Dann redete er und erklärte ihr mit leiser Stimme, aber einem teuflischen Grinsen auf den Lippen, was sie zu tun hatte.
    Dass er sie eventuell opferte, stand fest. Das war auch nicht das Thema. Er wollte freie Bahn haben und an den Ort gelangen, auf den es ihm ankam. Kiki weihte er nicht ein. Sie hatte als gehorsames Wesen nur Befehle auszuführen.
    »Wirst du gehen?«
    Die Untote nickte. Das Blut in ihrem Gesicht war mittlerweile geronnen. An vielen Stellen hatte sich bereits eine Kruste gebildet. Er drehte sie um, sodass sie mit dem Gesicht zur Treppe stand.
    Eigentlich hatte er hier unten die Dunkelheit abwarten wollen. Durch die schnelle Entdeckung war ihm das nicht mehr möglich. Es würde sich herumsprechen, dass er zum Schlag ausgeholt hatte.
    Und Kiki ging.
    Sie bewegte sich ungelenk, hatte Mühe, die am Boden liegenden Stolperfallen zu übersteigen, aber sie schaffte es, sich auf den Beinen zu halten.
    Er schaute zu, wie sie die Treppe überwand, dann trat sie hinein in die Schwüle des Tages.
    Keiner würde sie mehr daran hindern, ihr Ziel zu erreichen. Wer es versuchte, war tot und würde anschließend, den grausamen Gesetzen der Hölle gehorchend, weiter morden und ebenfalls neue Zombies produzieren.
    Diesen Kreislauf wünschte sich Hoffmann, denn davon konnte er nur profitieren…
    ***
    Ein schlechtes Gewissen hatte ich schon, weil ich nicht zum vereinbarten Treffpunkt zurückgekehrt war, aber darüber musste ich einfach hinwegsehen, der alte Templerturm war jetzt wichtiger. Dort befand sich das Zentrum. Da würde ich sicherlich noch einige Templer finden - und möglicherweise auch den Killer.
    Ich hatte schon des Öfteren in Paris zu tun gehabt, diese Gegend aber war fremd für mich. Nur mühsam fand ich mich zurecht, fragte Passanten nach dem Weg.
    Beim ersten Mal ließ man mich einfach stehen. Der Zweite fragte: »Wo wollen Sie hin?«
    Ich sagte es noch einmal.
    »Bleiben Sie lieber da weg.«
    Der Mann zog seine Leinenmütze tiefer in die Augen, schüttelte den Kopf und ging davon.
    Das war mir auch noch nicht passiert, aber ich hatte einen Vorgeschmack auf das bekommen, was mich möglicherweise erwartete. Dieser Ort schien verwunschen oder verflucht zu sein, sonst hätte ich andere Antworten erhalten.
    Ich ging weiter durch die Hitze. Die Schwüle war einfach widerlich. Sie lähmte die Bewegungen und machte das Atmen zur Qual. Die Hitze schien an den Hauswänden festzukleben. Fast jedes Fenster atmete einen anderen Geruch aus.
    Es gibt auch enge Straßen und Gassen in Paris. Da konnte sich die Stadt an der Seine mit Neapel die Hand reichen.
    Ich klemmte mich in eine Gasse von der Breite eines Hausflurs. In einem alten Kinderwagen hatten Kinder zwei Katzen gelegt und schaukelten die Tiere.
    Der Lärm des Trödelmarktes war zurückgeblieben. Man hatte mir auf meine Fragen zwar keine konkreten Antworten gegeben, ich fand den Weg zum Ziel trotzdem. Aaron Winter hatte mich mit seiner Beschreibung nicht genarrt.
    Die Gasse öffnete sich.
    Hoch über dem Ende und wie in den grauen Himmel gezeichnet, stand der grelle Ball der schon widerlich scheinenden Sonne. Wie ein heißes Auge glotzte er auf diese Stadt nieder und trieb den Menschen das Wasser aus den Poren.
    Ich schaute mich um.
    Die Kinder spielten noch immer mit den Katzen. Ansonsten sah ich keinen Menschen. Vor viele Fenster waren die Läden vorgeklappt worden. Man wollte die Hitze so weit wie möglich aus den Wohnungen fernhalten.
    Der Turm, die Kirche, die Templer. Obwohl ich nur Reste des Gebäudes sah, verband ich die drei Dinge miteinander.
    Der Platz, wo die Templerkirche einmal gestanden hatte, war menschenleer. Im Hintergrund standen Häuser. Ich sah nur die Rückfronten und an den Dächern die breiten schrägen Atelierfenster. Links schirmte eine Mauer einen Hinterhof ab.

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