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0648 - Die Stunde des Ghouls

0648 - Die Stunde des Ghouls

Titel: 0648 - Die Stunde des Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kamen nur schwerfällig voran.
    Nach ein paar Minuten erreichte Serpio das kleine Dorf. »Nach Hause?« fragte er.
    Jesúsa schrie nicht mehr. Sie schüttelte den Kopf. »Da sind sie auch«, flüsterte sie verzweifelt.
    »Sagtest du vorhin schon, aber hier sieht doch alles ruhig aus.« Er fuhr jetzt langsam. »Sie werden alle da draußen im Wald sein. Und…«
    »Ich will nicht so vor meine Eltern treten müssen«, sagte sie. »Es reicht schon, daß Maria tot ist. Ich… ach, Serpio, ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Hilf mir doch, bitte.«
    »Sicher.« Er fuhr bis zu dem Haus weiter, in dem er wohnte. Seine Eltern waren seit zwei Jahren tot, seitdem gehörte es ihm allein. Er hielt an und stieg aus. Fäulnisgestank schlug ihm entgegen. Die Motorhaube des Wagens stank. Große Schleimflocken klebten am Lack. Serpio kämpfte gegen den Brechreiz an und öffnete die Beifahrertür. »Komm. Ich gebe dir was anzuziehen.«
    »Sie werden hierher kommen«, sagte Jesúsa. »Sie werden dieses Haus aufbrechen, die Türen und die Fenster. Sie werden uns holen, sie werden jeden von uns holen. Wir sind schon tot, Serpio. Wieso mache ich mir überhaupt noch Gedanken?«
    »Du bekommst etwas anzuziehen, und dann sehen wir weiter. Vielleicht sollten wir tatsächlich von hier weg, zur Polizei nach El Palmito. Da sind wir sicher.«
    »Ja.«
    Sie stieg aus und folgte ihm zum Haus, bemüht, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. Er zeigte ihr den kleinen Raum mit Toilette und Waschgelegenheit, und während sie den Kopf unter den Wasserkran hielt, holte er ein paar Sachen für sie aus dem Kleiderschrank. Eine viel zu große Hose, ein Hemd, Sandalen, die auch viel zu groß waren, aber wenn man die Riemen eng schnallte und noch ein zusätzliches Loch hineinstach, ging es halbwegs. Er reichte ihr die Sachen durch den Türspalt und wartete ab, bis sie wieder heraus kam.
    »Wir müssen weg«, sagte sie gehetzt. »Sie müssen gleich hier sein. Unser Vorsprung war nicht groß.«
    »Natürlich«, sagte er.
    Sie stürmten ins Auto, fuhren wieder los. »Was ist mit den anderen im Dorf? Wir müßten sie eigentlich warnen.«
    »Sie sind alle tot«, sagte Jesúsa. »Sie sind alle tot.«
    »Eben sagtest du, du wolltest nicht nackt vor deine Eltern treten.«
    »Ich… ach, ich weiß es nicht. Ich will es nicht mehr wissen. Ich will einfach nur weg von hier, weg, Serpio. Nun fahr doch schon! Ich werde noch wahnsinnig hier! Maria ist tot… und Jaime ist auch tot…« Sie weinte wieder.
    Sie war völlig durcheinander, wußte vermutlich gar nicht, was sie überhaupt sagte. Serpio fuhr auf der anderen Seite zum Dorf hinaus. Um von dort aus nach El Palmito zurückzukommen, mußte er jetzt einen größeren Umweg fahren. Aber er wollte die Strecke nicht noch einmal fahren - nicht in dieser Nacht.
    Denn vielleicht lauerten die Ghouls wirklich noch dort - oder kamen sogar ins Dorf…
    ***
    »Du hast nur eine Chance«, erklärte Ombre, als es um Carlo Destinato herum wieder hell wurde. »Du wirst mit mir Zusammenarbeiten. Ansonsten sind dir die glühenden Tiefen des Oronthos sicher.«
    Destinato erschauerte.
    Es war schon ein Wunder, daß er überhaupt noch lebte. Aber eine seltsame Kraft lähmte ihn. Er konnte nicht erkennen, wo er sich befand, und er konnte sich auch nicht von dieser Lähmung befreien. Vor ihm saß der Schwarze, in seiner Hand einen hölzernen Stab. Der war von kunstvollen Schnitzereien bedeckt und mündete in einen ebenfalls geschnitzten Raubkatzenkopf. Der Stab zuckte in Ombres Hand, und irgendwie hatte der Ghoul das Gefühl, daß dieses Stück Holz ein Eigenleben entwickelte und nur mit Mühe zurückgehalten werden konnte. Nicht Ombres Hand zuckte mit dem Stab, sondern umgekehrt…
    Das, ahnte Destinato, mußte jene dämonenvernichtende Superwaffe sein, von der Gormon gesprochen hatte.
    »Du könntest mich töten«, murmelte Destinato bedrückt. »Warum tust du es nicht?«
    »Wie ich schon sagte - du sollst mit mir Zusammenarbeiten.«
    Ansonsten sind dir die glühenden Tiefen des Oronthos sicher.
    Die Drohung brauchte kein zweites Mal ausgesprochen zu werden; sie hallte auch so in Destinatos Gedächtnis wider. Der Oronthos, Tod und Hölle der in Ungnade gefallenen Dämonen. Ewiges Feuer für sie, das sie quälte wie das Höllenfeuer die Sünder unter den Menschen. Auch die Höllischen hatten ihre eigene Hölle.
    Destinato fürchtete sie.
    »Was soll ich tun?« fragte er.
    Ombre lachte. »Feige wie alle Ghouls… nun, mir kann's recht

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