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0648 - Die Stunde des Ghouls

0648 - Die Stunde des Ghouls

Titel: 0648 - Die Stunde des Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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starrten.
    »Und du bist auch verrückt, wenn auch auf eine sympathischere Weise«, sagte er kopfschüttelnd. »Hattest du nicht extra das Kleid angezogen, um beim hiesigen Frauenverein nicht in Ungnade zu fallen?«
    Nicole grinste und fingerte am Reißverschluß ihres Overalls, der immer noch bis zum Nabel offen war. »Was schert mich mein Geschwätz von gestern?«
    ***
    »Beweg dich«, hatte Ombre nur zwanzig Minuten zuvor gedroht. »Steig ein, los. Es geht weiter. Die Ruhepause ist vorbei.«
    Er drängte den Ghoul in den Wagen. »Du fährst«, verlangte er.
    »Aber ich muß mir doch erst noch einen Plan zurechtlegen«, protestierte Destinato. »Ich kann doch nicht einfach da auftauchen und…«
    »Du hattest lange genug Zeit, dir einen Plan zurechtzulegen. Während des Fluges, und während der Fahrt hierher. Wenn du es bisher nicht geschafft hast, werde ich wohl das Denken für dich übernehmen müssen, wie?«
    »Und wie sieht dein Plan aus?« murrte Destinato.
    »Hinfahren, alles kurz und klein schlagen, deine Sippe auslöschen, wieder nach Hause fahren. Guter Plan, nicht?« Er grinste den Ghoul mit zwei Reihen weißer, gesunder Zähne an, die einen erschreckenden Kontrast zum dunklen Gesicht Ombres darstellten. Für ein paar Sekunden glaubte Destinato tatsächlich, Ombre wolle ihn beißen und auffressen.
    Aber das war natürlich Unsinn.
    Ghouls verzehrten Menschen, nicht umgekehrt.
    »Schlechter Plan«, ächzte er.
    »Dann denk dir ganz schnell einen besseren aus. Viel Zeit hast du nicht mehr. Fahr schon los.«
    »Was ist mit den beiden anderen? Mit Zamorra und…«
    »Die kommen später nach. Jetzt sind wir am Zuge. Übrigens, falls es dir schwerfallen sollte, zu erleben, wie ich deine Artgenossen niedermache: jeder, der hier überlebt, wird danach wissen, daß du ein Verräter bist. Was glaubst du, was andere dann mit dir anstellen würden? Also ist es in deinem eigenen Interesse, daß niemand überlebt. Haben wir uns verstanden?«
    »Du brauchst mir nicht zu drohen, Mann«, brummte Destinato. »Warum hast du nicht die Reihenfolge eingehalten und zuerst Lucifuge Rofocale umgebracht?«
    »Vielleicht, weil ich nicht wollte, daß deine Sippschaft mir dabei den Rückweg abschneidet, nachdem ich für euren machthungrigen Oberleichenfresser den Thron freigefegt habe… Haltet mich nicht für so dumm! Lucifuge Rofocale läuft mir nicht weg. Um den kann ich mich auch anschließend noch kümmern.«
    Destinato startete den Wagen. Er spürte, wie nahe die dämonenvernichtende Superwaffe ihm war. Sie schien, unter Ombres Jacke verborgen, förmlich zu pulsieren und dem Ghoul entgegenzustreben. Es kostete ihn Mühe, seine menschliche Gestalt aufrechtzuerhalten.
    Am liebsten hätte er darauf verzichtet. Aber in Menschengestalt ließ sich das Auto am besten bedienen, und außerdem hätte er durch eine Verwandlung Aufsehen erregt, und er mußte damit rechnen, daß Ombre ihn in einem solchen Fall sofort töten würde.
    Ein paar Menschen sahen zu dem Ford Mondeo herüber, der jetzt anrollte.
    Mit jeder Sekunde kamen sie jetzt der Entscheidung näher - und der Auseinandersetzung, die ihr vorangehen würde.
    Dieser Ombre hatte die Zeit gut gewählt. Um diese Stunde würde nicht einmal Jim Romo mit einem Überfall rechnen.
    ***
    Unterdessen bedrängten einige honorige Personen von El Palmito Leutnant Cordobez, die sündhafte Frau, die sich so unschicklich barbusig in der Öffentlichkeit gezeigt hatte, unverzüglich zu verhaften. »Sie müssen sofort hinter ihr her, sonst erwischen Sie sie nicht mehr«, drängte der Alkalde. »Sie ist soeben mit ihrem Begleiter aus der Stadt gefahren.«
    Er hatte wahrhaftig »Stadt« gesagt und fuhr eindringlich fort: »So etwas kann man sich doch nicht bieten lassen, oder?«
    Hochwürden pflichtete ihm nicht weniger eindringlich bei. »Es gehört bestraft. Der Verfall der Sitten gerade in unserer Zeit ist ungeheuerlich. Dem muß man Einhalt gebieten.«
    »Mir sind die Hände gebunden«, beteuerte Cordobez, hektisch in der Luft herumfuchtelnd. »Verstehen Sie doch! Das… das sind keine normalen Leute, das sind…«
    »Sünder!« donnerte Hochwürden.
    »Sünder, die bestrebt sind, unsere Jugend dem Teufel zuzuführen!«
    »Das sind Leute von einer sehr hochgestellten Behörde, die kann ich nicht einfach verhaften. Ich bekomme den größten Ärger! Ich…«
    »Soso, Behörde«, knurrte der Alkalde. »So weit ist es also schon gekommen in unserem Land! Das sind ja schon amerikanische Verhältnisse,

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