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0648 - Die Stunde des Ghouls

0648 - Die Stunde des Ghouls

Titel: 0648 - Die Stunde des Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Blödsinn, den Nicole verzapft hatte, wirklich für bare Münze nahm - aber wenn er es tat, konnte Zamorra sich leicht vorstellen, warum dieser Teniente in einem so unbedeutenden Dorf Dienst tat.
    Wegen überragender Intelligenzleistung.
    Und seinen Rang hatte er sicher einflußreicher Verwandtschaft zu verdanken.
    Cordobez war jetzt sehr ernst. Er wunderte sich nicht einmal darüber, daß Zamorra für einen Moment vor die Tür hatte gehen sollen. Immerhin hatte sie ihn doch als »Kollegen« bezeichnet und damit in ihre »Behörde« mit einbezogen.
    Aber auch Zamorra wunderte sich nicht. Wäre er während des Gesprächs im Raum geblieben, hätte er wohl kaum ernst bleiben können…
    Cordobez legte einen Schnellhefter auf den Tisch. »Bitte, wenn Sie sich informieren wollen…«
    Nicole lächelte.
    »Herzlichen Dank, Teniente. Sie haben damit der ganzen Welt einen großen Dienst erwiesen…«
    Ihr grundgütigen Götter und Götterchen, dachte Zamorra kopfschüttelnd. Wie kann ein einzelner Mensch nur so bescheuert sein, diesen Quatsch zu glauben?
    Nur gut, daß Felipe Cordobez unter den mexikanischen Polizisten ein absoluter Ausnahmefall war. Ansonsten wäre es um dieses große Land doch sehr schlecht bestellt gewesen…
    ***
    Carlo Destinato hatte Angst.
    Die ganze Angelegenheit war ihm völlig aus der Hand geglitten. Er hatte keinen Verrat begehen wollen, aber er konnte nicht anders, wenn er überleben wollte. Vielleicht, versuchte er sich vor sich selbst zu rechtfertigen, wäre es ihm ja noch gelungen, diesen Ombre irgendwie auszutricksen. Mit etwas Zeit, einen Plan zu ersinnen, mit etwas mehr Handlungsspielraum. Schließlich konnte der Mann ja nicht ständig auf Destinato aufpassen.
    Aber dann waren die beiden anderen hinzugekommen. Der Dämonenjäger Zamorra und seine Gefährtin. Gefährliche Kreaturen, die seit fast einem Vierteljahrhundert der Macht der Hölle trotzten, allen Fallen immer wieder quicklebendig entkommen waren und ihrerseits eine längst unzählbare Menge an Dämonen und Dämonischen auf dem Gewissen hatten.
    Destinato sah es ihnen an, daß sie ihn ebenfalls ermorden wollten. Nur Ombre hielt sie davon ab. Er schützte den Ghoul - aber wie lange noch? Was würde geschehen, wenn er Destinatos Dienste nicht mehr brauchte?
    Er hatte versprochen, den Ghoul nicht zu töten, wenn dieser ihm half. Menschen waren dafür bekannt, daß sie ihre Versprechen hielten.
    Manchmal.
    Aber würde ein Dämonenkiller sich gegen den anderen wenden, nur um sein Versprechen einem Ghoul gegenüber zu halten?
    Destinato hoffte, daß er während der Auseinandersetzung zwischen Ombre und den anderen Ghouls, die unweigerlich bevorstand, eine Chance bekam, zu fliehen. Das war die beste Lösung und seine einzige Hoffnung.
    Nebenbei - wenn Ombre oder einer der anderen Gormon das Lebenslicht ausblies, war das im Eifer des Gefechts auch nicht weiter schlimm. Dann war der Weg frei für einen anderen Ghoul, zum Anführer der Sippe zu werden.
    Und dieser andere wollte Destinato werden - immer noch.
    Er hatte doch ein Anrecht darauf! Er hatte so viel auf sich genommen, daß er eine Belohnung verdiente.
    Und trotzdem hatte er Angst vor dem, was in Kürze geschehen würde.
    ***
    Viel ging aus den Akten nicht hervor. Darüber, daß vor einigen Tagen der Friedhof verwüstet worden war, gab es lediglich ein Textprotokoll, nicht einmal Fotos oder Vermerke über gesicherte Spuren. Scheinbar ging man mit der Friedhofschändung sehr lax um. Gerade in einem doch durch die Bank streng katholischen Staatengebilde wie Mexiko wunderte das Zamorra sehr. Eher hätte er erwartet, daß die Obrigkeit und auch der Klerus alles daransetzte, die Täter dingfest zu machen und einer Bestrafung zuzuführen.
    Aber nichts dergleichen…
    »Wenn ich nicht die Restschäden mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich nicht glauben, daß die Verwüstung überhaupt stattgefunden hat«, seufzte Nicole. »Nach Lage dieser Akten würde ich eher davon ausgehen, daß sich da ein Wichtigtuer etwas zusammengesponnen hat und unser tüchtiger Teniente das rasch durchschaute…«
    Vorsichtshalber sprach sie russisch und ziemlich schnell, damit der tüchtige Teniente nicht unbedingt mitbekam, wie lobend sie über ihn redete.
    Zamorra sah derweil die jüngste Akte durch.
    Ein gewisser Serpio Zapas und eine gewisse Jesúsa Fornaro waren mitten in der Nacht erschienen und hatten eine haarsträubende Geschichte erzählt. Jesúsa, ihr Freund und ihre Schwester seien auf dem

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