0648 - Die Stunde des Ghouls

Titel: 0648 - Die Stunde des Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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wo der Präsident ungeniert mit Praktikantinnen…«
    »Du wirst diese präsidiale Ungeheuerlichkeit doch wohl nicht in den Mund nehmen, mein Sohn!« fuhr Hochwürden ihn an. »Sorge lieber dafür, daß sich so etwas wie diese Friedhofsschändung nie wiederholt! Zusammen mit diesem… diesem Polizisten !« Er sprach's wie ein Schimpfwort aus und rauschte davon.
    »Amen«, murmelte Cordobez.
    Der Bürgermeister runzelte die Stirn.
    »Sagen Sie, Teniente … wissen Sie, was ›präsidiale‹ heißt?«
    Cordobez legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern.
    »Fragen Sie in der Apotheke nach, Alkalde«, empfahl er. »Da gibt's die Dinger, im Zehnerpack sogar billiger.«
    »Ach, er meint Gummis?« staunte der Bürgermeister. »Ja, zum Teufel, woher kennt der denn sowas? Ich dachte immer, die Priester dürften gar nicht, und schon gar nicht mit so was… Präsidiale… immer diese Fremdwörter… Kann der nicht einfach in ganz normalem Spanisch sagen, was er meint?«
    »Er ist eben ein gebildeter Mann und kann Lateinisch.«
    »Eingebildeter Mann, soso…«, ächzte der Alkalde und stapfte davon. In der Tür drehte er sich noch einmal um. »Und verhaften Sie unbedingt dieses sündhafte Frauenzimmer! Und wenn sie Präsidiale bei sich hat, beschlagnahmen Sie die… Ich hasse es, wenn sich irgendwelche Leute von irgendwelchen sogenannten hochgestellten Behörden bei uns so benehmen, als ob wir strohdumme Hinterwäldler wären… die verdienen einen Denkzettel…«
    Cordobez hörte nicht mehr hin, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und legte die Füße auf den Schreibtisch. Das zweitbeste, was seiner Ansicht nach jetzt zu tun war.
    Das beste war, sich jetzt einen Tequila zu genehmigen.
    Flasche, Glas und Salz befanden sich in Griffnähe im Schreibtisch. Direkt neben der Dienstwaffe. Polizeileutnant Felipe Cordobez war immer für alles gerüstet.
    ***
    Carlo Destinato fuhr an dem kleinen Dorffriedhof vorbei.
    »Was soll das?« herrschte Cascal ihn an. »Stop, sofort!«
    Er zog eine großkalibrige Pistole unter der Lederjacke hervor und richtete sie auf den Ghoul.
    Der hob in einer typisch menschlichen Geste die Brauen, fuhr aber weiter, ins Dorf hinein.
    »Wenn ich abdrücke, tut es sehr weh«, erklärte Ombre kalt. »Ich habe keine normalen Kugeln geladen, sondern Pyrophoritgeschosse. Du verbrennst. Und ich glaube kaum, daß ich dich auf diese Distanz verfehle.«
    »Es wäre ein Fehler, jetzt anzuhalten«, bequemte der Ghoul sich zu einer Erklärung.
    »Warum?«
    »Du sagtest, Zamorra käme später nach. Sein Auto sieht genauso aus wie unseres. Man wird uns miteinander verwechseln.«
    »Ja, und? Wozu soll das gut sein?«
    »Es ist gut für meinen Plan«, sagte Destinato.
    In Wirklichkeit hatte er noch immer keinen Plan. Er wollte nur Zeit gewinnen. Deshalb die Tour durch das Dorf. Aber er wußte, daß ihm das auch nicht weiterhalf. Trotzdem redete er weiter dummes Zeug.
    Schon nach ein paar Sätzen unterbrach Ombre ihn. »Halt den Mund und fahr zum Friedhof zurück. Oder ich erschieße dich hier und jetzt. Es ist ein langsamerer Tod als der durch den Ju-Ju-Stab.«
    »Das Stück hölzerner Magie?« seufzte Destinato. »Schon gut, hombre. Ich fahre zurück.«
    Ombre lauschte noch dem Klang des spanischen Wortes nach, als Destinato bereits handelte. Der Ghoul trat das Gaspedal voll durch. Der Ford Mondeo schoß vorwärts. Da riß Destinato am Lenkrad und zugleich an der Handbremse. Der Wagen schleuderte herum, aber weil Destinato weiter Vollgas gab, hörte die Drehung nicht sofort wieder auf. Ombre wurde von der Fliehkraft gegen die Beifahrertür gedrückt. Der Ghoul stieß die Fahrertür auf und ließ sich nach draußen fallen. Der Wagen, der schon zwei volle Drehungen hinter sich hatte, rutschte querkant gegen eine Hausmauer, blieb krachend stehen. Destinato prallte schwer auf die Straße, aber da sein Körper nicht menschlich war, machte ihm der Sturz aus dem Auto nichts aus. Er kam sofort wieder auf die Beine, und in einem aberwitzigen Zickzackkurs rannte er geduckt davon, quer über die Straße und zwischen zwei gegenüberliegende Häuser.
    Hinter ihm knallte es.
    Ein Geschoß pfiff haarscharf an seinem Kopf vorbei. Ombre konnte verdammt gut zielen! Um Haaresbreite nur verfehlte er den Ghoul. Das Geschoß klatschte in einen Holzschuppen und zündete. Feuer sprühte wie bei einem Sylvesterfeuerwerk. Der Ghoul tauchte seitwärts ab, verschwand hinter Gerümpel und in der Deckung des Hauses. Er scheuchte Hühner auf, die