065 - Corrida der Dämonen
der Hotelboy sahen ziemlich hilflos
aus, als sie neben der Schwedin auftauchten, und nicht wußten, wo sie anpacken
sollten.
Morna Ulbrandson hatte die Dinge erledigt.
Der Indio sah, daß in ihrer Rechten eine kleine Pistole
blitzte, mit der sie ihn bedrohte.
»Ich kenne noch mehr Tricks«, preßte die Schwedin
zwischen den Zähnen hervor. »Und ich werde nicht zögern abzudrücken, wenn Sie
versuchen sollten, zu fliehen.«
Lipiades stieß hörbar die Luft durch die Nase, als er
sich vom Boden aufrappelte.
»Haben Sie sich verletzt, Señora?« fragte der Hotelboy besorgt.
»Ich werde sofort die Polizei verständigen.«
»Ich werde ihn auf der Stelle hinbringen«, murmelte der
Taxifahrer. Man sah sowohl ihm als auch dem Boy an, daß sie sich genierten,
eine so schlechte Rolle gespielt zu haben und alles dieser erstaunlichen Frau
überlassen hatten, die sich ihrer Haut zu wehren wußte.
»Das ist nicht nötig.« Morna schüttelte den Kopf und
dirigierte den Indio, der nicht begriff, wie ihm eigentlich geschehen war, vor
sich her. Zum Hotelboy gewandt, der begonnen hatte, die Perlen aufzulesen,
meinte sie: »Bewahren Sie sie für mich auf! Versuchen Sie, alle wiederzufinden!
Sie sind kein Vermögen wert, aber die Kette ist ein Andenken, und ich hätte sie
gern vollständig wieder.«
Der Taxifahrer beteiligte sich am Suchen der Perlen.
»Wie komme ich ungesehen ins Hotel?« fragte Morna den
Boy. »Ich möchte diesen Burschen hier mitnehmen. Mit der Polizei, das lassen
wir vorerst. Ich will die Sache nicht an die große Glocke hängen. Vielleicht
hat er mich mit jemand verwechselt, und das läßt sich am besten unter vier
Augen besprechen.«
Der Boy führte sie um das Teotihuacan herum. Durch den
Lieferanteneingang kamen sie durch einen bis zur Decke mit gelben Platten
versehenen Gang, der zu einer Art Lagerhalle umfunktioniert worden war.
Hinter der Kulisse zeigte sich das Hotel nicht von seiner
besten Seite. Kisten und Kästen standen herum, die Tür zur Küche war offen. Die
Küchenmädchen schwatzten, die Köche standen vor riesigen Töpfen. Wie ein Major,
der seine Truppe besichtigte, wandelte der Chefkoch zwischen den Reihen seiner
Untergebenen, hier eine Soße probierend, dort eine Probe entnehmend und
Anweisungen gebend.
Morna ging neben dem Indio her, der noch kein weiteres
Wort gesprochen hatte. Offenbar hatte ihm der Vorfall die Sprache verschlagen.
Aber auch der Lauf der kleinen Pistole, den er ständig zwischen seinen Rippen
spürte, mochte mit zu seiner Schweigsamkeit beitragen.
Der Boy öffnete ihnen die metallgraue Lifttür. Es war der
Aufzug nur für das Personal. Morna bedankte sich.
Sie fuhr zum ersten Stock empor und erreichte mit dem
nicht gerade sauberen Indio ihr Zimmer, das inzwischen von dem flinken Boy
geöffnet worden war. Er hatte in der Rezeption den Schlüssel geholt und war mit
dem Gästeaufzug nachgekommen.
Es klappte alles wie am Schnürchen, ohne daß es im Hotel
einen Auflauf gab oder die Aufmerksamkeit der anderen Gäste erregt worden wäre.
Morna war froh, daß es so gekommen war.
Das ersparte unnötige Erklärungen.
Die Schwedin dirigierte ihren Begleiter auf den Stuhl
neben dem Fenster.
Der Hotelboy machte keinen glücklichen Eindruck. »Soll
ich nicht doch lieber die Polizei holen, Señora?«
»Man kann das später nachholen«, lächelte Morna.
Vor soviel weiblicher Emanzipation kapitulierte er und
zog die Tür hinter sich zu.
»Und nun zu uns«, sagte Morna.
»Sie hatten mir etwas zu essen versprochen«, meinte
Quarmo Lipiades. Das schien ihn wirklich zu beschäftigen.
»Alles der Reihe nach! Erst die Ware, dann das Geld.«
Morna stand mit dem bis zu den Schenkeln geschlitzten Kleid vor ihm.
Quarrno Lipiades griff sich an den Kopf.
»Daß ich ausgerechnet an Sie geraten mußte!« murmelte er.
»Sind Sie Karatelehrerin? «
»Ich habe einen Kurs besucht, das ist alles.«
Morna setzte sich auf die Tischkante und legte die Smith
& Wesson Laser auf ihren Schoß. »Ich hoffe, wir kommen gut ins Gespräch,
ohne daß ich den Ballermann anwenden muß. Wäre schade! Ich kann Ihnen
versichern, daß ich damit umzugehen verstehe. Lassen Sie es bitte nicht auf
einen Versuch ankommen!«
Das Erlebnis, das er mit der Schwedin vor dem Hortelportal
hatte, war nachhaltig genug für ihn gewesen.
»Weshalb wollten Sie mich berauben?« fragte X-GIRL-C.
»Ich brauche Geld. Ich habe Hunger, und außerdem wollte
ich mir eine Flugkarte nach Acapulco kaufen.«
»Donnerwetter!
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