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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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denken“, gestand ich und legte meinen Arm um Jürgens Hüfte. „Aber ich habe, was unsere Ortspolizei betrifft, kein besonders gutes Gefühl.“
    Einen Tag nach dem die Pferde gestohlen worden waren, entdeckte man einen zweiten Einbruch. Innerhalb von dreißig Minuten – diese Zeitspanne ließ sich genau rekonstruieren – war das Lager einer Metzgerei aufgebrochen worden, die sich an einen kleinen Supermarkt anschloß. Schinken und Würste, große Stücke Steakfleisch, eine Menge anderer Nahrungsmittel und einige besonders schwere Fleischermesser waren gestohlen worden.
    Einer der Polizisten hatte festgestellt, daß nur solche Waren abhanden gekommen waren, auf deren Verpackung sich farbgetreue Abbildungen des Inhalts befunden hatten. Er schloß daraus, bei den Dieben müßte es sich entweder um Gastarbeiter oder um Männer handeln, die die deutsche Sprache nicht zu lesen verstanden.
    Was die Bevölkerung diesmal in eine gewisse Aufregung versetzte, war der Umstand, daß im Umkreis des kleinen Supermarktes und der Metzgerei nur die Spuren von drei Pferden zu finden waren.
    „Aber es gibt doch Augenzeugen!“ stöhnte Jürgen und strich über mein Haar. Ich fühlte, wie seine Hand zitterte.
    „Die Augenzeugen scheinen selbst nicht genau zu wissen, was sie gesehen haben!“
    Um Mitternacht war ein Angestellter des Umspannwerkes an dem Supermarkt vorbeigekommen und hatte nichts Verdächtiges bemerkt.
    Das Geschäft war wie immer durch die Sparbeleuchtung erhellt gewesen.
    Zwanzig Minuten später hatten zwei leicht angetrunkene Radfahrer die Stelle passiert, ein Pferd wiehern hören und ihre dummen Späße darüber gemacht. Die Zeit ließ sich genau nachprüfen, denn der Wirt hatte das Lokal zehn Minuten nach Mitternacht geschlossen.
    Die dritte Zeugin wurde nicht ernst genommen. Es war eine alte Frau, deren Hund unruhig geworden war. Sie hatte sich kurz vor zwölf Uhr dreißig angezogen und das Tier auf die Straße geführt. Sie wohnte mindestens fünfhundert Meter von dem Supermarkt entfernt in einem alten Haus am Ortsausgang und war nicht wenig erschrocken, als ihr Hund wie rasend zu kläffen begann. Zwei Reiter preschten in Richtung des Teufelsmoores an ihr vorbei, ein drittes Pferd, das schwer beladen war, hinter sich herziehend. Als die Polizisten pausenlos auf die alte Frau einredeten, verwirrten sie sie derart, daß sie schließlich glaubte, sich vielleicht doch geirrt zu haben. Nur die Tatsache, daß ein Hund auffallend lange und laut gebellt hatte, war geblieben. Aber das war bei Hunden keine Seltenheit. Sie bellten oft ohne Anlaß. Deshalb maß man diesem Umstand keinerlei Bedeutung bei.
    „Sie werden es niemals glauben“, meinte Jürgen. „Was sollen wir tun, Ille? Wäre es nicht unsere Pflicht, die Menschen trotzdem zu warnen?“
    „Eigentlich schon“, gab ich ihm zögernd recht. „Aber ich bin nicht sicher, daß es etwas nützen würde. Erinnere dich doch, wie die Polizei reagiert hat! Wir beide haben die Hunnenkrieger dicht vor uns gesehen und ahnen die Zusammenhänge, aber die anderen … Nein, es wird am besten sein, wir warten, bis meine Eltern aus dem Urlaub zurück sind.“
    „Wenn du meinst“, murmelte Jürgen. Er machte einen ziemlich niedergeschlagenen Eindruck. Ihm war unbehaglich bei dem Gedanken, noch länger schweigen zu sollen. Lieber hätte er gehandelt.
    In drei Tagen würde mein Vater wieder zu Hause sein. Ich hatte mit ihm ein langes, von vielen Störungen unterbrochenes Ferngespräch geführt, und er hatte mir versprochen, mit Mutter so schnell wie möglich aus Spanien zurückzukommen. Er war Landrat und würde bestimmt etwas unternehmen.
    „Ich bin gespannt, was als nächstes passieren wird!“ äußerte Jürgen seine Befürchtungen.
    „Denk doch nicht immer daran“, flüsterte ich und schmiegte mein Gesicht in seine Hand. Plötzlich wußte ich, was ich tun konnte, um ihn abzulenken.
    Ich liebe Jürgen. Die vergangenen Tage, in denen wir alles gemeinsam unternommen hatten, waren besonders geeignet gewesen, mir das ganz deutlich zu machen. Ich war mir jedoch nicht klar darüber, ob er meine Gefühle erwiderte, immerhin hatte es den Anschein.
    „Du mußt verstehen“, sagte Jürgen, während er aus dem Fenster starrte. „Es geht darum, daß ich an meinem Weltbild zu zweifeln beginne. Fünf Morde sind immerhin logisch erklärlich, auch wenn diese Tatsache schrecklich genug ist und wir eine enge Beziehung zu den Opfern haben – aber die Sache mit den beiden Mumien,

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