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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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den Kies fiel und sich überschlug, sah Schlüter den langen, gefiederten Pfeil in seiner Schulter.
    „Vorsicht!“ rief er und versuchte, seine Dienstwaffe zu ziehen. Der Verschluß der Tasche klemmte; er war vor Monaten zum letzten Schießtraining gewesen.
    Wieder dieses sirrende Geräusch.
    Mainer war im Begriff, sich hinter das Steuer zu setzen. Er hielt den Zündschlüssel bereits in der Hand, da traf ihn der Pfeil in die Brust.
    Schlüter warf einen Blick nach rechts und sah den langen, weißen Bogen in der Hand des einen Reiters, der plötzlich aus dem Schatten der alten Kastanien aufgetaucht sein mußte.
    Thomas Mainer war zunächst wie gelähmt. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet, der Schock verhinderte jegliche Reaktion. Langsam kippte er aus dem Wagen. Seine Lippen öffneten sich zu einem fürchterlichen, langgezogenen Schrei.
    Bohle lag inzwischen wimmernd auf dem Kies und wälzte sich vor Schmerzen hin und her.
    Kommissar Schlüter versuchte noch immer, die verdammte Tasche aufzubekommen. Erst, als das Hufgetrappel eines zweiten Pferdes zu hören war, blickte er auf.
    Im Schein der Bogenlampe sah er ein Bild, das ihn sein Leben lang verfolgen sollte: Etwa zwanzig Meter vor ihm zügelten zwei Reiter ihre Pferde. Es waren die beiden Rapphengste aus dem Reiterhof. Die Tiere stiegen steil in die Höhe und wieherten grell. Wie festgeschmiedet saßen die Männer im Sattel, ein Bild drohender Stärke. Einer der Reiter warf seinen Bogen über die Schulter, ließ das Pferd mit den Vorderbeinen den Boden berühren und ritt dann scharf an. Dabei schlug er mit der flachen Seite seines Schwertes auf die Flanken des Hengstes. Er ritt direkt auf Kommissar Schlüter zu, der jetzt endlich seine Waffe in der Hand hielt.
    Schlüter tastete mit dem Fuß rückwärts, erreichte die erste Stufe und zog sich langsam, den anstürmenden Hunnen im Auge behaltend, in das Revier zurück. Zwischen der Hauswand und dem Wagen drängte der kleine, breitschultrige Mann mit dem runden Helm aus leuchtendem Metall vorwärts. Schlüter zielte und drückte ab, aber der Schuß verfehlte den Reiter, der sich dicht an den Leib seines Reittieres gepreßt hatte.
    „Nein!“ ächzte der Kommissar. Er stolperte über die Schwelle, warf die Arme zur Seite, um sich abzustützen und seinen Fall zu bremsen. Dabei glitt ihm die kurzläufige Dienstwaffe aus der Hand. In hohem Bogen flog sie durch den Raum und schmetterte gegen einen Stahlschrank. Ein Schuß löste sich und erfüllte den Raum mit einem donnernden Schlag, der Schlüter schmerzhaft in die Ohren sprang. Der Kommissar ging zu Boden und riß im Fallen einen Stuhl um.
    Durch die Tür sah er den zweiten Krieger heranpreschen. Er ritt auf den Wagen zu, neben dem die beiden Polizeibeamten zusammengebrochen waren. Er hielt sein Schwert in der Hand, schwang es von hinten nach vorn. Nur noch zwei Meter war er von Mainers Kopf entfernt.
    Schlüter wurde übel, aber noch ehe er einen Entschluß fassen konnte, sprang der Hunne aus dem Sattel. Obwohl ihn der leuchtende Brusthämisch und die schwere lederne Jacke behinderten, lief er leichtfüßig die wenigen Stufen hinauf und landete mit einem gewaltigen Satz mitten im Raum.
    Noch war der Kommissar durch den Stuhl gedeckt, aber ohne seine Waffe war er dem Hunnen wehrlos ausgeliefert, der sich staunend in dem Dienstzimmer umsah. Schlüter wußte, daß er nur eine winzige Chance hatte. Er mußte versuchen, hinter dem Rücken des Kriegers an seinen Revolver heranzukommen. Die Augen auf sein Ziel gerichtet, stützte er sich seitlich hoch. Als er sich jedoch mit einem Ruck aufrichten wollte, prallte er mit der Stirn gegen das eiserne Tischbein und sackte mit einem Schmerzensschrei zusammen. Schwarzer Nebel wallte vor seinen Augen – dann spürte er nichts mehr.
    Der Reiter schnellte wie eine Katze herum. Mit wildem Blick sah er auf den Bewußtlosen zu seinen Füßen. Doch im gleichen Augenblick wurde sein Interesse auf die am Boden liegende Waffe gelenkt. Er hob sie auf, hantierte ein wenig damit herum und legte den Finger an den Abzug. Die Waffe in seiner Hand zuckte zurück, die Finger wurden nach oben gerissen, und wenige Zentimeter neben Schlüters Stirn schlug das Projektil in die Dielenbretter.
    Der kurze, scharfe Knall mußte Kommissar Schlüter aus seiner Ohnmacht gerissen haben. Er öffnete die Augen, schloß sie jedoch sofort wieder, als er die Beine des hunnischen Kriegers vor sich sah.
    „Sheng!“ brüllte Torras von Nyrmada, während

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