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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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den uns die Beamten entgegenbrachten.
    Es folgten unzählige Untersuchungen, endlose Verhöre, bis uns die Kriminalbeamten aus der Landeshauptstadt endlich bestätigen konnten, was wir längst wußten – daß wir unschuldig waren am Tod der fünf Archäologen.
    Wir waren beim Abtransport der Leichen dabei und führten die noch notwendigen Arbeiten aus, die mit der Grabung zusammenhingen. Ein letzter Blick auf den Platz, auf dem fünf Männer auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen waren, aber auch ein Ort, an dem unsere Liebe begonnen hatte.
    Schließlich war die Meute der Reporter und Journalisten über uns hergefallen. Wir mußten neugierige, aufdringliche Fragen über uns ergehen lassen und standen im Mittelpunkt des Interesses eines ganzen Landstriches. Seltsamerweise kümmert sich kaum jemand um die Vorfälle im Teufelsmoor! Und wir schwiegen jetzt über unsere Beobachtungen.
    „Es ist schwer, sich vorzustellen, daß zwei Mumien plötzlich wieder zum Leben erwacht sein sollen“, unterbrach Jürgen endlich die Stille, die drückend und schwer auf uns lastete. „Und doch muß ich es glauben, nach allem, was vorgefallen ist!“
    Er saß zusammengesunken und elend aussehend in Vaters Sessel, ein halbvolles Whiskyglas in der Hand.
    „Halte mich bitte nicht für verrückt, Jürgen“, sagte ich. „Aber ich bin davon überzeugt, daß es so ist!“
    „Es“, das war die wahnwitzige Theorie, die unsere täglichen Gespräche erfüllte, die beiden mehr als tausend Jahre alten Mumien – die Spukgestalten auf dem Teufelsmoor.
    Unterhaltungen dieser Art hatten wir in den letzten Tagen immer wieder geführt und waren zu keinem Ergebnis gekommen. Zwar kannte jeder die Argumente, die Fragen und Antworten des anderen, aber keiner von uns wollte sich offen zu der These bekennen, ob eine solche Umwandlung möglich sei oder nicht.
    „Illemädchen“, meinte Jürgen leise. „Ich glaube, wir sollten aufhören, davon zu reden. Seit dem unheilvollen Tag sind wir wohl beide ein bißchen verstört und bilden uns Dinge ein, die nicht den Tatsachen entsprechen können!“
    Er wehrte sich offensichtlich gegen die Vorstellung, daß die beiden Hunnenkrieger in unserer modernen Welt neu erwacht sein sollten und sich auch auf diese einstellen konnten.
    Ich rief mir den Einbruch in dem nahegelegenen Reiterhof ins Gedächtnis. Am zweiten Tag nach der schreckenerfüllten Mordnacht waren unbekannte Täter dort eingedrungen. Sie hatten sechs Pferde, zwei Sättel, Zaumzeug und Reitpeitschen mitgehen lassen. Wie der Besitzer und Reitlehrer den Reportern versichert hatte, handelte es sich um die besten Tiere seines Stalles. Es waren Pferde, die für die Military-Prüfung ausgebildet waren. Dieser Umstand ließ darauf schließen, daß die Diebe außerordentlich gute Pferdekenner waren.
    „Sicherlich wird das abergläubische Volk unseren Spukgestalten den Diebstahl in die Schuhe schieben“, sagte Jürgen, der mich nicht aus den Augen gelassen hatte und mir meine Gedanken vom Gesicht abzulesen schien. Er nahm einen großen Schluck aus dem Glas. „Dabei kann es sich um einen reinen Zufall handeln, wenn ausgerechnet jetzt Pferdediebe ihr Unwesen treiben!“
    „Im Prinzip hast du recht, aber es ist schon sehr ungewöhnlich, daß man weder Reifenspuren eines Lastautos noch eines anderen großen Wagens fand, auf dem die Pferde hätten abtransportiert werden können. Dafür gab es deutliche Spuren von zwei Männern, die Schuhe mit weichen Ledersohlen getragen haben. Außerdem hat man die Huf abdrücke der sechs Pferde gefunden, die in östliche Richtung – also auf das Teufelsmoor zu – führten. Deuten diese Anzeichen nicht darauf hin, daß …?“
    „Ich bitte dich, Ille, zieh keine voreiligen Schlüsse! Es kann sich auch um eine besonders raffinierte Diebesbande handeln, die sich die Furcht der Bevölkerung zunutze macht.“
    Möglich war es schon, aber ich konnte nicht so recht an diese Version glauben, auch wenn Jürgen versuchte, meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Innerlich war er doch selbst davon überzeugt, daß Attila senior und sein Kampfgefährte die Tiere gestohlen hatten.
    Ich sah zu Jürgen hinüber.
    Er sah müde und verbraucht aus.
    Die Ferngespräche, die er mit den Angehörigen seiner toten Partner geführt hatte, schienen ihn um Jahre älter gemacht zu haben.
    Jetzt erhob er sich schwerfällig. „Mich beschäftigt besonders der Einbruch in die Metzgerei“, sagte er.
    „Ich muß auch immer wieder daran

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