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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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Gästezimmer schlief.
    Er verstand sofort, setzte sich auf und sagte kurz: „Das waren die Krieger!“
    Ich blickte ihn an, als sei er wahnsinnig geworden.
    „Ich bin sicher!“ sagte er. „Mach bitte eine Tasse Kaffee, ich komme gleich.“
    Zehn Minuten später fuhren wir in seinem Wagen durch die nächtlichen Straßen Stalbergs in Richtung Sammerath.
    Schon von weitem erkannten wir die Lichter dicht vor der Brücke. Mindestens ein halbes Dutzend Autos standen hier. Polizeifahrzeuge, ein schwerer Kranwagen und Feuerwehr und einige Personenwagen, die angehalten worden waren und warteten, bis die Feuerwehr das Hindernis beseitigen würde.
    Jürgen fuhr scharf an den rechten Straßenrand, stellte den Motor ab und ließ das Standlicht brennen.
    „Verdammt“, sagte er, durch die Scheibe nach draußen blickend. „Der Wagen sieht nicht gut aus!“
    Wir stiegen aus und gingen auf eine Gruppe Menschen zu, die neben dem Feuerwehrauto stand.
    „Das ist Fräulein Wachholz!“ sagte Jürgen laut, um die Polizisten auf uns aufmerksam zu machen. „Der verunglückte Mercedes gehört ihren Eltern.“ Dann nickte er mir kurz zu und lief nach rechts, auf den umgestürzten Baum zu. Er betrachtete sich den Stamm eingehend. Es war eine mittelgroße Fichte, die sich quer über die Fahrbahn gelegt hatte.
    Dumpfes Murmeln kam aus der Menschengruppe. Ich konnte nur einzelne Worte verstehen.
    „… nur ein Verrückter!“
    „Ist ja kriminell …!“
    „… auf alle Fälle mit einer Axt!“
    „… unerhört! Einsperren sollte man die Kerle!“
    Die Fichte, die dicht neben der Straße auf einer Böschung stand, war mit der Axt in etwa einem Meter Höhe stark ausgekerbt worden. Schließlich hatte sie sich auf die errechnete Seite geneigt und war quer über die Straße gekracht. Auf der Böschung lagen noch helle Abschläge und lange Holzsplitter. Ein Drittel des Durchmessers bestand aus zerfetztem, merkwürdig verdrehtem, langfaserigem Holz. Jürgen kletterte hinauf, blieb lange stehen und schien sehr interessiert Spuren zu betrachten. Ich sah noch, wie er wenig später auf dem nassen Gras ausrutschte.
    Dann stand ich vor dem Wagen meiner Eltern. Der hellgraue Mercedes sah furchtbar aus. Die Windschutzscheibe und beide Scheinwerfer waren zerbrochen, die Scherben lagen auf der Fahrbahn vor, auf und hinter dem Baumstamm. Der Kühler war eingedrückt, die Motorhaube aufgesprungen und zusammengestaucht und verknittert wie Papier. Vater fuhr immer recht zügig. Im Licht der aufgestellten Scheinwerfer sah ich die tiefschwarzen, langen Bremsspuren auf dem Asphalt.
    Jürgen kam zurück, sah kopfschüttelnd den Wagen an, dessen Fond von dem nach vorn geschleuderten Gepäck übersät war.
    „Jemand hat diesen Baum zur Hälfte gefällt, dann wartete er. Der erste Wagen, der ankam, mußte daran glauben. Daß es deine Eltern waren, ist sicherlich Zufall …“
    Der Rest des Satzes blieb unverständlich. Die Motorsäge der Feuerwehr kreischte auf und fraß sich in den Stamm. Sägemehl und Späne wirbelten wie Schneegestöber durch die Luft. Die langen Schatten der Menschen im stechenden Licht der Scheinwerfer, die Kommandos und das Murmeln schufen eine düstere, gespenstische Atmosphäre. Ich fühlte, wie ich meine Beherrschung zu verlieren drohte.
    Mit einem heulenden Geräusch lief die Säge aus.
    „Bitte Platz machen!“ schrie jemand.
    Nachdem Jürgen mir über den Stamm geholfen hatte, sah er ins Innere des Wagens. Zwei Polizisten kamen auf uns zu.
    „Ich habe die Abdrücke eines weichen Lederschuhes gefunden und andere Spuren. Seltsam ist, daß derjenige, der den Baum umgeschlagen hat, Sporen getragen hat.“
    Ich starrte Jürgen entsetzt an.
    „Sie sind Fräulein Wachholz?“ fragte einer der Verkehrspolizisten. Ich erinnerte mich nicht, ihn jemals gesehen zu haben.
    „Ja.“
    „Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie das Gepäck aus dem Wagen nehmen könnten. Er muß abgeschleppt werden!“
    Er deutete auf den Feuerwehrwagen.
    „Natürlich!“ sagte Jürgen. „Gibt es etwas Neues aus der Klinik?“
    Der andere Beamte nickte eifrig. Er war sehr jung, und dies schien einer seiner ersten Einsätze zu sein. Er sagte aufgeregt: „Ich habe eben über Funk mit dem Revier gesprochen. Ihr Vater scheint weniger schwer verletzt zu sein, als wir angenommen haben.“
    „Brauchen Sie uns noch, nachdem wir das Gepäck sichergestellt haben?“ erkundigte sich Jürgen.
    „Nein, danke. Heute nicht mehr. Ein Beamter wird später bei Ihnen

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