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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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hab’ auch noch nie einen Mann gesehen, der im Badezimmer auf dem Teppich sitzt und Sekt aus der Flasche trinkt.“
    „Es gibt immer ein erstes Mal“, meinte Jürgen und setzte die Flasche an. So unvernünftig und unlogisch es klingen mag, dies war der Augenblick, in dem ich feststellte, daß ich Jürgen liebte. Verliebt hatte ich mich früher schon des öfteren, aber mit der Liebe ist es eben doch eine andere Sache.
     

     
    Jürgen fuhr sehr schnell durch die nächtliche Stadt. Er wußte, daß ich im Augenblick nicht gern bei Dunkelheit unterwegs war.
    Im Zentrum wurden wir von einem Streifenwagen gestoppt.
    „Ach, Sie sind es“, sagte der Streifenführer, der uns inzwischen gut kannte. „Sie sollten eigentlich wissen, wie gefährlich es ist, so spät noch herumzufahren! Es tut sich so manches!“
    „Wir haben die Eltern von Fräulein Wachholz besucht“, erwiderte Jürgen, seinen Kopf aus dem Fenster steckend.
    „Das ist natürlich etwas anderes. Wie geht es dem Landrat?“
    „Er ist außer Gefahr und wird in etwa zehn Tagen entlassen.“
    „Das freut mich.“
    „Und wie geht es bei Ihnen weiter?“ erkundigte sich Jürgen.
    „In den nächsten Tagen werden wir dem Spuk ein Ende bereiten. Wir kreisen die beiden ein. Unterstützung ist bereits angefordert.“
    „Wer ist‚ wir’?“
    „Polizei, Grenzschutz und Bundeswehr. Wir haben inzwischen Schießbefehl. Übrigens – einer der Fernsehleute ist seinen schweren Verletzungen erlegen.“
    „Verdammt!“ fluchte Jürgen. „Das ändert vieles.“
    „Wir werden Sie jetzt nach Hause begleiten. Übermorgen beginnt das große Kesseltreiben, dann können auch die Eltern von Christina Gloede wieder ruhig schlafen …“
    „Das wäre gut“, murmelte ich und dachte unwillkürlich an die schmutzige Hand über meinem Mund. Wer weiß, was noch passieren würde, wenn man die Hunnen nicht bald einfing!
    Jürgen grüßte kurz, kuppelte ein und fuhr links an dem Streifenwagen vorbei, der uns in wenigen Metern Abstand folgte.
    Wir hatten schon fast das Haus erreicht, da sahen wir einen Radfahrer, der auf seinem Gepäckträger ein umfangreiches Bündel transportierte.
    „Ich wette, das ist einer derjenigen, die ins Moor hinausfahren und Lebensmittel abladen“, sagte Jürgen. „Diese Idioten!“
    In dieser Nacht verschloß er den Wagen in der Garage und ging zweimal ums Haus, um alle Türen und Schlösser zu kontrollieren. Dann waren wir beruhigt. Es schien undenkbar, daß die beiden Hunnen mitten in der Stadt in ein Haus eindrangen, um sich die Beute zu nehmen, die ihnen schon einmal entgangen war.
    „Meinst du“, flüsterte ich, als ich spät in der Nacht neben ihm lag. „Daß diese Großfahndung Erfolg haben wird?“
    Jürgen überlegte lange, ehe er antwortete.
    „Ich denke schon. Wenn unsere Theorie richtig ist, dann sind diese beiden Krieger an eine ganz andere Kampfart gewöhnt. Sie haben gegen moderne Waffen und Methoden nicht viele Chancen. Auch wenn sie sich ständig ein neues Versteck suchen – man wird sie finden und fangen. Ich beginne mir gerade vorzustellen, was ein Prozeß gegen die Hunnen ergeben würde. Es ist ausgesprochen phantastisch, Ille.“
    Auch ich mußte lächeln, wenn ich an eine solche Version dachte. Aber es war viel wahrscheinlicher, daß die beiden Krieger bei der kommenden Auseinandersetzung getötet wurden. Sie würden buchstäblich bis zum letzten Atemzug, bis zum letzten Funken Energie, kämpfen.
     

     
    In dieser Nacht überfielen die beiden Hunnen ein Fahrzeug des Grenzschutzes. Sie töteten die vier Beamten, die darin saßen, raubten ihre Waffen und zündeten den Wagen an.
    Das beschleunigte und intensivierte die Vorbereitungen ihrer Verfolger. Wir erfuhren es aus den Morgennachrichten. Presse und Rundfunk veranstalteten einen gewaltigen Wirbel, und man verlangte vom zuständigen Minister, öffentlich dazu Stellung zu nehmen oder zurückzutreten. Es sei undenkbar, hieß es, daß im zwanzigsten Jahrhundert solche Dinge passierten, ohne daß der Staat die Verantwortlichen bestrafte.
    Am nächsten Abend glich Stalberg einem Heerlager. Ununterbrochen rollten Fahrzeuge mit bewaffneten Uniformierten durch den Ort.
    Sie bildeten einen großen Kreis um das Teufelsmoor.
    Der letzte Akt dieses merkwürdigen, einmaligen Dramas konnte beginnen.
    Ahnten die beiden Krieger aus der Vergangenheit, was ihnen drohte? Wußten sie, gegen welche Macht sie zum Kampf antreten mußten?
    Als ich das Krankenhaus verließ, packte mich

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