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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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Hengstes durchbrochen wurde.
    Die Umspannstation mit ihren futuristisch anmutenden Aufbauten und Verbindungen war zu einem Gewirr aus glänzenden Teilen, Lichtreflexen und tiefen Schatten geworden. Mitten zwischen diesen Schatten nahmen die Verfolger eine undeutliche Bewegung wahr. Sie konnten aber nicht ausmachen, ob es sich um den Hunnen oder das Pferd handelte.
    „Letzte Warnung! Wir schießen!“ röhrte das Megaphon noch einmal.
    Der Krieger reagierte nicht auf die Zurufe.
    Dann fiel der erste Schuß. Der Schütze hatte in die Richtung gezielt, aus der die undeutliche Bewegung kam. Augenblicklich erwiderte der Hunne das Feuer. Seine Schüsse saßen genau im Ziel. Ein Scheinwerfer nach dem anderen zerbarst. Die Grenzschutzleute feuerten wütend zurück.
    Die Nacht war von einem infernalischen Lärm erfüllt. Motoren donnerten, Schreie und Flüche kamen aus der Dunkelheit, und dazwischen knallte es von allen Seiten.
    Hinter mir hörte ich lautes Hupen. Ich blickte aus dem Rückfenster des Wagens. Zwei Polizeifahrzeuge näherten sich in schneller Fahrt. Auf ihren Dächern drehten sich die Blaulichter. In diesem Augenblick wünschte ich mir, Jürgen säße in einem der Autos, denn ich sehnte mich danach, von ihm in die Arme genommen und getröstet zu werden.
    „Vielleicht“, flüsterte ich vor mich hin. Ich fühlte mich elend, war völlig fertig und merkte nicht einmal, daß ich weinte.
    Draußen erfolgte wieder ein rascher Schußwechsel. Die Soldaten und Polizisten schossen, hinter ihren Wagen oder zwischen den Rädern versteckt auf den Schatten, der ab und zu zwischen den Isolatoren auftauchte.
    Er ließ nicht auf die Antwort warten. Seine Schüsse waren auch jetzt gut gezielt. Inzwischen schien er sich noch besser auf die gleißende Helligkeit eingestellt zu haben, die seine nachtsichtigen Augen immer wieder blendete.
    In kurzen Abständen erhellten die Leuchtkugeln das Kampffeld. Eine irrte in flacher Kurve über den Zaun und ging genau an dem Platz herunter, an dem sich der Hunne bis jetzt verborgen gehalten hatte.
    Was sich in jenen Minuten ereignete, ist nur schwer zu beschreiben.
    Torras sprang auf. Dabei mußte er mit der Hand an eine der elektrischen Leitungen gekommen sein. Augenblicklich leuchtete der Körper des Hunnen in einem phosphoreszierenden Licht auf. Aus seiner anderen Hand züngelte ein mehrere Meter langer Blitz, der mit einem lauten, trockenen Knall in die Erde einschlug.
    „Vorsicht!“ schrie einer der Männer. Flüche wurden laut. Eine allgemeine Verwirrung entstand, denn keiner der Belagerer konnte fassen, was in diesem Augenblick mit dem seltsamen Krieger geschah.
    Staunend und furchtsam beobachteten sie, wie ein zweiter Blitz, aus der Hand des Hunnen geschleudert, eine riesige Öffnung in den Maschinenzaun fraß. Das Drahtgewebe zwischen zwei eisernen Pfählen glühte plötzlich auf wie der Leuchtfaden einer Glühbirne. Für Sekunden bildete sich ein weißglühendes Netzmuster, das wie eine letzte, unüberwindliche Trennwand zwischen dem dämonischen Krieger und uns lag. Der Draht, dessen Kunststoffisolierung als schwarze Wolke stinkend auf uns zutrieb, ringelte sich zusammen und riß auseinander.
    Torras hatte sich eine neue Fluchtmöglichkeit geschaffen, aber er schien genau zu wissen, daß seine Gegner nicht zu unterschätzen waren.
    Ein dritter Blitz zuckte auf.
    Er traf auf einen Mannschaftstransporter. Unter dem ohrenbetäubenden Krachen zahlloser kleiner Blitze und Lichtbogen wurde das Fahrzeug sekundenlang zu einer Silhouette aus Flammen und strahlenden Flächen. Dann explodierte der Benzintank. Fetzen und glühende Teile, vermischt mit brennendem Benzin, flogen nach allen Seiten. Eine Feuersäule flammte auf und stieg in den dunklen Nachthimmel. Schwarzer, fettiger Rauch breitete sich aus.
    Meine Angst wuchs plötzlich ins Riesenhafte. Der nächste Blitz konnte den Wagen treffen, in den ich mich geflüchtet hatte. Ich drückte die Tür auf und ließ mich instinktiv auf den Boden fallen. Ich knickte im Gras ein, fing mich mit den Händen ab und kroch rückwärts.
    Fürst Torras schien sich seiner wunderbaren Macht durchaus bewußt zu sein. Obwohl die Männer glaubten, ihn verwundet zu haben, stand er breitbeinig da und griff wieder mit einer Hand an die Leitung oder einen Isolator. Wieder schimmerte sein Körper in diesem seltsamen Licht und die andere Hand diente als Zielgerät für die Blitze, die er jetzt nach allen Seiten schleuderte.
    Er setzte noch zwei kleinere

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