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065 - Der Geisterreiter

065 - Der Geisterreiter

Titel: 065 - Der Geisterreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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vielen Nebensöhne seines Vaters, würde ihm bei diesem Machtkampf helfen – treu und unerschütterlich wie früher!
    Der Mund des Kriegers öffnete sich. In der Dunkelheit leuchtete ein lückenloses, kräftiges Gebiß auf, dessen Eckzähne spitz zugefeilt und mit goldenen Kronen versehen waren; ein Zeichen seines königlichen Geblüts.
    Draußen schleppten sie Pokale und Behälter mit Wein heran. Fleisch und kleine Würste wurden gebracht und auf den Rost gelegt. Die Feinde benahmen sich sorglos und laut. Torras’ Augen waren scharf, sein Verstand arbeitete hervorragend. Er beobachtete die Feinde ständig und zählte fünf verschiedene Männer. Ihre Kleidung stammte offensichtlich aus einer anderen Zeit.
    Er und Sheng, sein Hauptmann, mußten lange geschlafen haben. Nun waren sie ausgeruht, ihre Wunden verheilt, und sie konnten wieder in den Kampf eingreifen.
    Aber das Gewitter war noch zu fern, um die Voraussetzung für ein neues Leben schaffen zu können. Noch immer reichten seine Kräfte nicht aus, sich erheben zu können, um der kleinen Gruppe von Grabschändern zu entkommen und sie so zu bestrafen, wie es Brauch und Sitte war.
    „Sheng!“
    Es war nur ein Flüstern, fast unhörbar unter dem Knistern der Flammen und dem lauten Gemurmel fremder Stimmen.
    „Herr?“
    Eine wilde, heiße Freude durchzuckte Fürst Torras. Auch sein Kampfgefährte war erwacht. Er konnte schon sprechen.
    „Was geht mit uns vor? Wo sind wir, Fürst?“
    Torras gab keine Antwort. Er ließ die Männer nicht aus den Augen. Die fünf bereiteten ihr Fest vor. Vermutlich wollten sie ihre Schandtat feiern, das wertvolle und heilige Grab eines hunnischen Fürsten beraubt zu haben. Sicher würden sie die Waffen, die kostbaren Schilde und Rüstungen verkaufen oder verschachern.
    Sheng und Torras wunderten sich. Warum hatten sie keine Weiber dabei, die doch jedes Fest durch Tanz und Hingabe verschönerten? In Gedanken zuckte Torras die Schultern. Was kümmerte es ihn!
    Seine Aufgabe war es, sich zu befreien, die Täter zu bestrafen und zu kämpfen. Er mußte ein Weltreich erobern und vollenden, was ihm damals nicht gelungen war, ehe das Volk der Hunnen mit seinen ruhmreichen Kriegern für immer in die Welt der Sagen einging.
    „Sieh dich um“, befahl der Hunnenfürst seinem Gefährten. „Präge dir alles genau ein, studiere ihre Gewohnheiten, dann ist es leichter, sie zu besiegen.“
    Er sprach sehr leise. Eigentlich war es schon mehr ein Flüstern.
    „Fühlst du schon genug Kraft in dir?“
    „Noch nicht, Herr.“
    Die beiden Männer warteten geduldig. Sie hatten so lange Zeit im Moor geruht, ohne es zu wissen und zu spüren, daß es jetzt auf ein paar Stunden nicht mehr ankam. Aber ihr Tatendrang wuchs, je mehr sich ihre Gedanken mit der Zukunft beschäftigten.
    Draußen gingen die Vorbereitungen für den Mulatschak – das Siegesgelage – weiter. Eine schauerliche Musik klang zu den beiden Hunnen herüber. Fremdartige Instrumente, von unsichtbaren Musikanten gespielt. In dem Heer des Fürsten von Nyrmada wären diese Spieler längst ausgepeitscht worden.
    „Sheng?“
    „Ja, Herr?“
    „Hörst du? Das Gewitter kommt näher. Bald werden wir frei sein und kämpfen!“
    „Ich brenne darauf, wieder eine Waffe zu führen!“
    Sie mußten sich ziemlich weit von dem großen Schlachtfeld entfernt befinden. Damals, als sie schwer verwundet und daraufhin hastig, aber mit allen Ehren begraben worden waren, hatten sich die Kämpfe an anderer Stelle abgespielt. Die berittene Abteilung – unter Führung des Fürsten – hatte einen Zug mit Nachschub, frischen Pferden und Verpflegung überfallen und mit den Männern der Begleitung gekämpft. Es war ein schneller, nächtlicher Kampf gewesen, beim Schein der Fackeln und dem Licht der Mondsichel. Eine Lanze, einige Schwerthiebe, die aus der Dunkelheit schwirrenden Pfeile – das waren die letzten Bilder, die Torras in seiner Erinnerung bewahrt hatte. Dann war das große Dunkel über ihnen zusammengeschlagen.
    Bald würde sich das Blatt wenden.
    „Wir werden mit aller Vorsicht kämpfen müssen, denn wir kennen das Terrain nicht. Vielleicht sind auch diese verfluchten Musikanten bewaffnet. Wir dagegen sind nur zwei!“
    „Aber wir sind listig, Herr“, sagte Sheng.
    Der Hunnenfürst lächelte. Er hatte diesen kleinen Mann mit den ungeheuren Muskeln und dem Stiernacken immer gern gemocht. Er entsann sich an eine Handvoll wilder Kämpfe, in denen er Sheng und dieser ihn begleitet und

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