0650 - Seelenfeuer
wieder zu.
Da war doch jemand gewesen.
War direkt vor Fooly aus dem Nichts aufgetaucht, hatte ihn damit zu Tode erschreckt und war sofort wieder verschwunden, als der Jungdrache im Reflex Feuer spie.
Fooly, etwa 1,20 m hoch und ebenso breit, mit Stummelflügeln, kurzen Beinen und einem beachtlich langen Schweif ausgestattet, der ständig alles traf und mehr oder minder unsanft beiseite räumte, was im Wege war, seufzte.
Das mußte eine Art Teleportation gewesen sein, überlegte er. So etwas wie der zeitlose Sprung der Silbermond-Druiden. Aber der da aufgetaucht war, war kein Silbermond-Druide. Der Kreis jener, die auf diese Weise das Innere von Château Montagne erreichen konnten, war klein und dem Drachen bekannt. Diesen Fremden kannte er nicht.
Aber irgendwie kam er ihm doch bekannt vor. Da gab es eine vage Ähnlichkeit mit… wie hieß der noch gleich? Fooly grübelte, kam aber nicht darauf.
»Hoffentlich habe ich ihn nicht verletzt«, murmelte der Drache. Er wischte sich über die Nüstern und versuchte sich an Einzelheiten zu erinnern.
Er seufzte abgrundtief. »Hoffentlich hat er gemerkt, daß es ein Mißverständnis war. Wie konnte er mich auch so erschrecken! Er hätte doch wissen müssen, wie schreckhaft Drachen sind. Warum also ist er mir direkt vor die Füße teleportiert? Ich hätte ihn ja beinahe umgerannt und… äh…« Krampfhaft suchte er nach einer Entschuldigung für sein Verhalten.
Und dann hörte er Schritte hinter sich.
Erschrocken wirbelte er herum.
Er erkannte die Peters-Zwillinge.
Im gleichen Moment erinnerte er sich daran, wo er den Fremden schon einmal gesehen hatte. »Julian«, stieß er hervor. »Das war ja Julian! Oder… äh… vielleicht doch nicht?«
»Was meinst du, Fooly? Wovon redest du?« fragte Uschi Peters. »Was ist mit Julian?«
»Er war hier… gerade eben… glaube ich…«, krächzte der Drache.
Die blonde Telepathin hockte sich vor ihn, sah ihm in die großen, runden Augen. »Glaubst du? Was ist passiert, Fooly? Du wirkst ja ziemlich verstört.«
Er hüstelte. Rauch kam aus Rachen und Nüstern. Unwillkürlich bog Uschi ihren Oberkörper zurück, um nicht etwa einen unbeabsichtigten Feuerstoß mitzubekommen, und wäre beinahe rücklings gestürzt, wenn ihre Schwester sie nicht festgehalten hätte.
»Erzähl's uns«, bat sie. »Was war los? Was ist mit Julian?«
Julian Peters war der Sohn von Uschi Peters und Robert Tendyke. Ein magisches Wesen, innerhalb eines einzigen Jahres vom Säugling zum Erwachsenen herangereift. Ausgestattet mit einer schier unglaublichen magischen Machtfülle, die sich wohl aus den telepathischen Fähigkeiten seiner Mutter und dem magischen Erbe seines Vaters potenziert hatte. Immerhin war Robert Tendyke der Sohn des einstigen Fürsten der Finsternis, des Asmodis.
Julian hatte selbst für kurze Zeit den Höllenthron für sich in Anspruch genommen. Es war in seiner Sturmund Drangzeit gewesen, während seines ersten Erprobens seiner magischen Macht. Aber schon bald gefiel es ihm nicht mehr, er hatte sich zurückgezogen. Julian, der Träumer , der mit der Kraft seines Geistes komplette Welten erschaffen konnte…
Die Dämonin Stygia war ihm auf den Fürstenthron gefolgt und regierte nun die Schwarze Familie der Dämonen.
Aber das war jetzt uninteressant.
»Er war hier«, ächzte der Jungdrache, der vor ein paar Jahren in der Welt der Menschen aufgetaucht und von Butler William gewissermaßen adoptiert worden war. »Er tauchte direkt vor mir auf. Ich habe Feuer gespien vor Schreck, und er ist wieder verschwunden…«
Uschi Peters strich mit der Hand über den Kopf des Drachen. Gestärkt durch die mentale Kraft und die unmittelbare Nähe ihrer Zwillingsschwester, drang sie ganz kurz telepathisch in die Gedankenwelt des Drachen ein.
Der merkte das natürlich sofort und blockte ab. Aber der kurze Moment hatte gereicht.
»Es war nicht Julian«, sagte Uschi. »Es war jemand, der Julian ähnlich sieht.«
Derweil machte Fooly einen Schritt rückwärts und wäre dabei beinahe über seinen eigenen Schwanz gestolpert. »Was fällt euch ein, in meinen Gedanken herumzupfuschen?« empörte er sich. »Das habe ich nicht erlaubt! Das erlaube ich niemandem!«
»Verzeih mir«, bat Uschi, die immer noch am Boden hockte. »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich wollte nur ganz sicher sein, was passiert ist, wen du gesehen hast.«
»Weiß ich doch«, krächzte Fooly. »Trotzdem ist es verboten, meine Gedanken zu lesen. Das sind Drachengedanken,
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