0650 - Seelenfeuer
Mail nicht so schnell abrufen können.
War die Technik von Fremden blockiert worden, um eine Kontaktaufnahme unmöglich zu machen oder wenigstens zu erschweren?
Aber dann handelte es sich vermutlich doch nicht um die »Unsichtbaren«. Denn die mußten wissen, daß es jederzeit möglich war, sich mit Hilfe der Regenbogenblumen gegenseitig zu besuchen und auf diese Weise den Kontakt zu halten, auch ohne Zuhilfenahme jeglicher Technik!
Also doch die Ewigen?
Oder steckte noch jemand anderer dahinter?
Verdammt noch mal, wo blieb Zamorra?
Im großen Wohnzimmer lief ihm ein blondes Stück hübscher Weiblichkeit im neongelben Tanga über den Weg, gerade von draußen hereinkommend. »Wo ist Zamorra, Uschi?« fragte er.
Das Mädchen lachte. »Reingelegt - ich bin Monica. Ich habe nur mit Uschi die Kleidung getauscht.«
»Kleidung, soso«, murmelte Tendyke und musterte das winzige Stückchen Stoff nachdenklich. »Verdammt noch mal, ich muß euch irgendwann doch mal ein Brandzeichen auf die Stirn tätowieren, damit ich euch unterscheiden kann. So viele Jahre leben wir jetzt zusammen, und ich krieg's immer noch nicht gebacken.«
»Typisch Mann«, grinste die Telepathin.
Er ging nicht weiter darauf ein. »Wo ist Uschi? Und wollte Zamorra nicht mitkommen?«
»Uschi folgt später, sie hat im Château noch etwas zu erledigen. Und Zamorra muß doch längst hier sein.«
Er schüttelte den Kopf.
»Moment mal«, sagte sie. »Er und Nicole sind doch schon vor ein paar Stunden hierher gegangen…«
»Das wüßte ich aber.«
»Ruf im Château an.«
»Das funktioniert immer noch nicht«, erwiderte er.
»Dann gehe ich noch mal 'rüber und frage nach«, bot sie an. »Das kann doch nicht sein, sie müssen hier sein. Ich weiß, daß sie kurz nach unserem Auftauchen abmarschiert sind. Wieso sind sie dann nicht hier?«
»Das möchte ich auch gern wissen.« Die haltlose Fahrstuhlkabine raste noch schneller in die Tiefe. Ein endloser Abgrund tat sich auf.
»Du gehst nicht mehr hinüber«, bat Tendyke. »Versuche, telepathischen Kontakt aufzunehmen.«
»Das klappt nicht. Die Distanz ist zu groß.«
»Versuch es bitte trotzdem.«
»Wenn du meinst.« Monica konzentrierte sich auf ihre Schwester, aber es kam keine Resonanz. Bis über den Atlantik reichte ihre Para-Fähigkeit nicht. »Sie ist zu weit weg. Ich habe sogar hier Probleme mit der Telepathie. Es funktioniert nicht mehr richtig. Uschi müßte näher dran sein. Aber so… Ich muß doch wieder 'rüber gehen.«
»Nicht, solange wir nicht wissen, warum Zamorra und Nicole hier nicht angekommen sind«, sagte Tendyke. »Vielleicht stimmt mit den Regenbogenblumen etwas nicht.«
»Aber ich habe es doch geschafft, hierher zu gelangen«, wandte Monica ein. »Also funktionieren sie noch.«
»Manche technischen Geräte funktionieren zwischendurch auch immer wieder mal ein wenig, obgleich sie einen Defekt haben. Wackelkontakt in der Stromversorgung, oder sonst etwas. Könnte doch sein, daß es hier ähnlich ist.«
»Die Blumen haben keine Stromversorgung.«
»Ähnlich, sagte ich. Nicht gleich. Ich möchte nicht, daß du auf dieselbe Weise verschwindest wie die beiden.«
»Aber dann erfahren wir nicht, ob tatsächlich die Blumen dafür verantwortlich sind.«
»Wenn du auch verschwindest, erfahren wir es ebensowenig. Die Dinger sind etwas Unnatürliches.«
»Alles, was irgendwie mit Magie oder Para-Erscheinungen zu tun hat, ist unnatürlich. Auch wir drei sind es - du, Uschi und ich. Du kannst Geister sehen und überlebst seit fünf Jahrhunderten immer wieder deinen eigenen Tod, wir sind Telepathen… etwas Normales ist das jedenfalls nicht. Du hörst dich an wie Pater Ralph.«
»Wie wer?«
»Der Geistliche im Dorf unterhalb des Châteaus«, erklärte Monica. »Der hat schon mal eine große Warnung von sich gegeben, nach dem Motto, es gäbe im Universum nichts umsonst, und die Blumen würden irgendwann schon ihren Preis fordern.«
»Vielleicht hat er recht, und es ist jetzt soweit.«
Sie schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht«, erwiderte sie. »Es muß einen anderen Grund haben. Vielleicht sind sie fehlgeleitet worden. Oder sie sind wieder umgekehrt, ohne daß Uschi und ich es mitbekommen haben. Schließlich haben wir vorhin nicht mehr nachgefragt. Wir wollten nach Hause, und dann… siehst du, ich bin noch gar nicht dazu gekommen, es dir zu erzählen; deshalb ist ja auch Uschi noch drüben, um andere zu informieren. Taran war da. Er ist mit dem Drachen zusammengetroffen.
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