0650 - Seelenfeuer
verstehst du? Niemand darf Drachengedanken lesen.«
»Ich habe ja auch nicht deine Gedanken gelesen«, erwiderte die Telepathin. »Ich habe nur nachgeschaut, wen du da gesehen hast.«
»Und wer war das?« Foolys Neugier überwog seinen Ärger.
»Es war nur jemand, der wie Julian aussieht«, sagte Uschi. »Weiß der Himmel, warum das so ist. Es muß Taran gewesen sein.«
»Taran?« fragte Fooly.
»Das Wesen, das aus Zamorras Amulett entstanden ist«, erklärte Monica. »Ich frage mich nur, warum Taran hier auftaucht. Ausgerechnet jetzt. Das muß doch einen Grund haben.«
»Es wird sich kaum um einen Freundschaftsbesuch handeln«, sagte Uschi. »Dazu hätte er schon viel früher Zeit gehabt. Vermutlich braut sich mal wieder irgend etwas zusammen, und wir stecken alle schon wieder mittendrin. Fooly… vielleicht ist es sehr wichtig, was eben passiert ist. Hat Taran etwas gesagt?«
»Wieso überhaupt Taran? Er sah doch aus wie Julian!« protestierte der Drache und zeigte sich ausnahmsweise mal von der begriffsstutzigen Seite.
»Taran und Julian sehen sich sehr ähnlich«, erklärte Monica. »Vom Aussehen her könnten sie Brüder sein.«
»Warum ist das so?«
»Das weiß niemand«, sagte Monica. »Vermutlich ein Zufall. Hat er nun irgend etwas gesagt oder nicht? Erinnere dich bitte, Fooly. Es könnte wichtig sein.«
»Er hat gar nichts gesagt. Er ist einfach wieder verschwunden.«
Die Zwillinge sahen sich an.
»Ich sage den anderen hier Bescheid«, sagte Uschi. »Ist vielleicht gut, wenn William, Raffael und auch Lady Patricia informiert sind.«
»Und auch Ted Ewigk«, schlug Monica vor. »Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen Tarans Auftauchen und dieser Sache mit dem komischen Computerspiel und dem Namen des neuen ERHABENEN. Das wird auf jeden Fall für Ted von Interesse sein. Ruf in Rom an und informiere ihn. Ich gehe inzwischen schon mal nach Florida und informiere Zamorra und Nicole.«
»Ich komme dann etwas später nach«, versprach Uschi.
»Und wen informiere ich?« wollte Fooly wissen.
Uschi griff nach seiner vierfingrigen Hand und erhob sich wieder.
»Du unterstützt mich«, schlug sie vor. »Damit ich den anderen nichts Falsches erzähle.«
Monica nickte ihr zu und verschwand in Richtung Keller, wo unter der künstlichen Mini-Sonne die Regenbogenblumen warteten.
Wenige Minuten später befand sie sich bereits wieder in Florida.
***
Tendyke legte den Telefonhörer auf. Er preßte die Lippen zusammen. Was er eben gehört hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. Stefan Kreis verschwunden, trotz der Sicherheitsmaßnahmen; Shackletons Sekretärin ermordet… Plötzlich hatte er das Gefühl, sich in einer Fahrstuhlkabine zu befinden, deren Trageseil oben im 20. Stockwerk plötzlich reißt.
Wer hatte sich unbefugt Zutritt im Bürohochhaus verschafft, in dem die Tendyke Industries residierte?
Wer hatte Kreis entführt?
Er konnte sich nicht vorstellen, daß die Ewigen dazu in der Lage waren. Sicher, sie mochten an Kreis interessiert sein, um den jungen Hacker auszuschalten. Aber sie waren nicht in der Lage, sich unsichtbar zu machen oder die Sperren im T.I.-Gebäude auf andere Weise zu durchdringen.
Unsichtbar…
Er mußte an die »Unsichtbaren« denken, jene unheimlichen Fremden, die überall im Universum Regenbogenblumen anpflanzten und die Feinde der Ewigen waren. Hatten sie ihre Hände im Spiel? Hatten sie Kreis entführt, um an sein Wissen zu gelangen oder sich seiner Fähigkeiten zu bedienen?
Es wurde Zeit, daß Zamorra auftauchte. Inzwischen ärgerte Tendyke sich ein wenig, daß er anfangs versucht hatte, seinen alten Freund mit Informationsbruchstückchen hinzuhalten, um Spannung aufzubauen. Vermutlich wäre es sogar am besten gewesen, ihm die Information per E-Mail zuzusenden.
Das konnte er immer noch tun. Aber zumindest die telefonische Verbindung war noch nicht wieder möglich. Da steckte nach wie vor der Wurm drin.
Seufzend rief er wieder in El Paso an.
Dort befand sich die fragliche Datei.
»Senden Sie den Kram per E-Mail an Zamorra«, ordnete er an. »So schnell wie möglich. Und versuchen Sie auch, ob Sie telefonischen Kontakt mit Château Montagne aufnehmen können. Falls ja, sofort Nachricht an mich.«
Er verließ sein Büro. Vielleicht nagte der Wurm ja hier in Tendyke's Home an der Telefon- beziehungsweise Visofon-Leitung. Wenn von El Paso aus ebenfalls keine Verbindung herzustellen war, lag es aber eher an Zamorras Technik. Dann würde er logischerweise auch die
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