0650 - Seelenfeuer
Der spie Feuer, und Taran flüchtete. Was er wollte, weiß deshalb erst mal niemand.«
Tendyke schloß die Augen.
»Vielleicht hängt das alles miteinander zusammen«, vermutete er. »Auf jeden Fall sollten wir die Regenbogenblumen nicht mehr benutzen, ehe wir nicht wissen, was wirklich passiert ist.«
»Dann ruf Uschi an, daß sie…«
Tief atmete er durch. »Wenn es funktionieren würde. Verdammt, ich glaube, da legt es jemand ganz gezielt darauf an, daß wir keinen Kontakt mehr miteinander aufnehmen können! Wenn ich nur wüßte, wer dahintersteckt! Aber vielleicht kommen ja unsere Leute in El Paso nach Frankreich durch. Danach sind wir einen kleinen Schritt weiter.«
»Ich glaube nicht, daß die Regenbogenblumen wirklich eine Gefahr für uns darstellen«, erklärte Monica. »Sag, was du willst, aber ich werde das jetzt sofort nachprüfen.«
»Nein!« protestierte er und wollte sie festhalten. Aber sie entwand sich seinem Griff und lief wieder nach draußen, wo in einigem Abstand vom Bungalow die Regenbogenblumen wuchsen.
Tendyke folgte ihr.
»Warte! Es ist zu riskant! Du bringst dich um!«
Aber da war sie schon verschwunden…
***
Taran kehrte zurück, diesmal aber vorsichtiger als beim ersten Mal. Er wollte dem Drachen nicht noch einmal vors Maul laufen.
Das Biest war eigentlich recht klein gewesen. Je länger Taran darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, daß seine Fluchtreaktion nicht unbedingt das beste gewesen war, was er hatte tun können. Vermutlich hätte es gereicht, einfach auszuweichen.
Aber nun war es zu spät.
Und vielleicht war Vorsicht ja doch der bessere Teil der Tapferkeit, wie ein Sprichwort der Menschen sagte.
Zunächst sendete sich Taran diesmal nicht direkt ins Château hinein, sondern an den Berghang vor der äußeren Umgrenzungsmauer. Er materialisierte vielleicht zweihundert Meter von der Mauer entfernt, unweit der Serpentinenstraße, die vom Dorf nach hier hinauf führte.
Unten glitzerte das graue Band der Loire.
Etwas höher standen die grauen Mauern von Château Montagne. Deutlich konnte Taran die weißmagische Kuppel wahrnehmen, die sich über das Gebäude spannte und auch das ummauerte Grundstück einschloß.
Es gab sogar einen angedeuteten Burggraben.
Bei der Hanglage des Châteaus war der natürlich ein Witz. Aber er paßte zur Optik mit seiner Zugbrücke am großen Tor. Das Château war vor fast einem Jahrtausend als Festung erbaut worden. Im Laufe der Jahrhunderte hatte man es immer wieder modernisiert, und heute war es eine gelungene Mischung aus trutziger Burg und verspieltem Renaissance-Schloß. Die Stilelemente gingen nahtlos ineinander über und harmonierten miteinander.
Im Innern der Kuppel gab es Sicherheit.
Schon vor langer Zeit hatte Zamorra diese M-Abwehr installiert. Taran kannte sie natürlich noch von seiner Zeit als künstliches Bewußtsein im Amulett her. Er wußte, daß nichts Schwarzmagisches diese Sperre durchdringen konnte.
Also konnte auch der Drache kein schwarzmagisches Wesen sein.
Taran schüttelte den Kopf. Er hätte es wissen müssen. Aber der Anblick des kleinen, entsetzlich fetten Drachen und dessen Feuerspeien hatte ihn einfach zu Tode erschreckt.
Zu Fuß näherte Taran sich jetzt dem Château. Quer über das Feld, auf dem er angekommen war. Dabei kam er der Serpentinenstraße logischerweise ebenfalls näher.
Dort gab es eine Stelle, die ihm besonders auffiel. Aber er war nicht in der Lage, zu erkennen, worum es sich dabei handelte. War es eine besondere magische Aufladung?
Eines jedenfalls erkannte er sofort: Es war nichts Bösartiges. Irgendwie machte die Magie den Eindruck, etwas mit Merlin zu tun zu haben.
Im weitesten Sinne.
Sicher hatte Merlin hier kein Stück Boden präpariert. Es war etwas völlig anderes; etwas, das Taran nicht verstand.
Vielleicht sollte er Zamorra danach fragen.
Er selbst vermochte es nicht zu analysieren. Dennoch ließ es eine Saite in seinem Inneren anklingen. Es mußte ein temporaler Effekt sein, dieser Fleck Magie auf der Straße. Hier war etwas geschehen, das…
Nein! Hier würde etwas geschehen, verbesserte Taran sich.
Aber auch das stimmte nicht hundertprozentig. Er konnte es nicht richtig erfassen.
»Nein«, keuchte er. »Ich verliere mich darin…«
Und das durfte nicht geschehen.
Er zwang sich, nicht mehr hinzuschauen und diesen Fleck Erde einfach zu ignorieren. Es fiel ihm nicht leicht. Aber schließlich erreichte er die Holzbohlen der »Zugbrücke« und trat durch den
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