0650 - Seelenfeuer
Torbogen dahinter in den gepflasterten Vorhof von Château Montagne.
Er fühlte keine Gefahrenimpulse.
Der Drache war entweder fort oder wirklich harmlos.
Oder - er tarnte sich…
Wie auch immer, Taran mußte mit Zamorra reden. Entschlossen schritt er auf das Hauptportal zu, um diesmal ganz normal anzuklopfen und um Einlaß zu bitten.
Er war gespannt darauf, was ihn erwartete.
***
Monica Peters war alles andere als lebensmüde. Sie war einfach sicher, daß ihr nichts passieren konnte. Immerhin hatte sie die Regenbogenblumen schon zweimal benutzt - hin und zurück, und war nicht irgendwohin verschwunden. Wenn Zamorra und Nicole Tendyke's Home nicht erreicht hatten, dann sicher aus einem anderen Grund, nicht aber, weil die Blumen plötzlich fehlerhaft funktionierten.
Fehlerhaft funktionierten ! Sie dachte schon von ihnen wie von einem technischen Gerät!
Noch ehe Robert sie einholen konnte, hatte sie die Blumen erreicht, konzentrierte sich auf Château Montagne und vollzog den Übergang. Wie erwünscht, kam sie in dem Kuppelraum im Château-Keller an.
Sie trat zwischen den Blumen wieder hervor. Wartete ein wenig. Minute für Minute verstrich. Dann erschien plötzlich Rob Tendyke.
»Ich hab's nicht mehr ausgehalten«, gestand er. »Ich mußte einfach hinter dir her. Auch wenn es bodenloser Leichtsinn war - so wie dein Versuch.«
»Experiment gelungen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Die Regenbogenblumen sind nach wie vor ein sicheres Transportmittel.«
»Du hast selbst die Warnung von diesem Pater Ralph erwähnt.«
»Aber warum sollte ich sie ernst nehmen? Warum sollten wir sie ernst nehmen? Weil ein Priester warnte?«
»Sicher nicht nur deshalb, sondern weil überhaupt jemand gewarnt hat«, sagte Tendyke düster.
»Es gibt auch unbegründete Warnungen«, erwiderte Monica. »In meinem Heimatland gibt es einen Haufen Leute, die davor warnen, daß es um so mehr Verbrechen gibt, je mehr Ausländer hereingelassen werden. Dabei ist kriminelles Denken nicht von Staatsbürgerschaft oder Sprachkenntnis abhängig und umgekehrt. Aber das sehen diese Leute nicht. Sie haben Angst vor allem, was auf sie fremd wirkt, und statt sich mit ihrer Angst auseinanderzusetzen, gehen sie den einfacheren Weg und stänkern gegen alles, was nicht wie sie selbst aussieht, denkt und spricht. In gewissen Kreisen würde man dich schon allein deshalb ablehnen oder sogar verachten, weil deine Mutter eine Zigeunerin war.«
Tendyke zuckte mit den Schultern.
»Idioten gibt es überall auf der Welt. Auch Dummheit ist nicht an Nationalität oder Sprache gebunden. Aber um auf die Regenbogenblumen zurückzukommen…«
»Sie funktionieren«, winkte Monica ab. »Wir müssen aber herausfinden, was mit Zamorra und Nicole ist. Vielleicht sind die an ein anderes Ziel gelenkt worden. Vielleicht waren sie nicht ganz bei der Sache.«
»Dann müßten sie ja zurück finden, nicht wahr? Es ist doch kein Problem, sich noch einmal auf den Weg zu machen, wenn man merkt, daß man nicht am richtigen Ort gelandet ist. Warum haben sie es nicht getan?«
Die Telepathin hob die Brauen.
»Wir werden es herausfinden«, hoffte sie.
»Wir müssen es herausfinden«, sagte Tendyke. »Schade, daß wir nicht die Möglichkeit haben, die Blumen selbst zu befragen. Wenn es so etwas wie ein Transportprotokoll gäbe, aus dem sich ersehen läßt, wer wann wohin gesandt wurde…«
Er faßte nach Monicas Arm.
»Pflanzen sind Lebewesen. Es gibt Leute, die behaupten, Pflanzen könnten fühlen und denken. Vielleicht ist es bei diesen Blumen ja tatsächlich der Fall. Bei all der Magie, die da drin stecken muß… Könntet ihr vielleicht auf telepathischem Weg etwas herausfinden? Falls die Regenbogenblumen tatsächlich so etwas wie ein Denkvermögen haben, antworten sie vielleicht und erzählen euch, wohin Zamorra und Nicole gebracht wurden.«
Überrascht sah die Telepathin ihn an.
»Das ist eine völlig verrückte Idee«, sagte sie.
»Aber…?« ahnte er den Haken an der Sache.
»So etwas haben wir schon früher versucht«, fuhr Monica fort. »Gerade weil ja gedankliche Konzentration auf das Ziel nötig ist. Irgendwie nehmen die Blumen das Gedankenbild auf, diese Vorstellung des Ortes oder der Person. Deshalb dachten wir schon früher, daß wir vielleicht Verbindung mit den Blumen aufnehmen könnten. Funktioniert so aber nicht. Es scheint eine telepathische Einbahnstraße zu sein. Aber ich hätte da einen anderen Vorschlag.«
»Den möchte ich lieber nicht hören«,
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