0651 - Die Rache der Wölfin
fliehende Schatten in die Düsternis des Vorgartens, während Johnny am Boden saß und kaum begreifen konnte, was er geleistet hatte…
***
Wir hatten uns schon gewundert, dass Suko nicht in den Garten kam, doch erst als wir die Schüsse hörten, wurde uns klar, dass die Gefahr lebensgefährlich geworden war.
Wir stürmten ins Haus. Ich verbissen, mein Freund Bill fluchend. Sheila rannte uns entgegen, schrie etwas von Will Mallmann und Nadine Berger, bevor Bill sie an sich riss.
Ich sah Johnny auf den Boden sitzen, Suko war nicht da, aber die Tür stand offen.
Mit der Beretta in der Hand stürmte ich aus dem Haus. Ich erkannte den Rücken meines Freundes, der quer durch den Garten lief und mit seiner Lampe leuchtete.
Irgendwo erklang ein bösartiges Lachen. Hell, schrill und von einer Frau abgegeben.
Das war Nadine!
Mir lief es kalt den Rücken hinab, als ich daran dachte. Denn nun wusste ich, dass die Rache der Wölfin gefruchtet hatte. Morgana Layton war uns um den berühmten Schritt voraus gewesen.
Suko drehte sich um und ich rief ihn an.
Er winkte mit beiden Händen und schrie mir entgegen, dass wir Mallmann und Nadine suchen mussten.
»Wen? Mallmann?«
»Ja, zum Henker!«
»Wieso das?«
»Erkläre ich dir später.«
Das Später war eine Stunde danach. Sechzig Minuten, die nichts gebracht hatten.
Keine Spur von Will Mallmann, von Morgana Layton und natürlich auch nicht von Nadine Berger.
Alle waren entkommen!
Und den großen Wagen gab es auch nicht mehr, denn er explodierte in einem wahren Feuerball nicht weit vom Haus der Conollys entfernt. Der Zeitzünder der Bombe war perfekt eingestellt worden…
***
Nicht einmal Johnny konnte weinen, als wir zusammensaßen und eine traurige Bilanz zogen.
Wir hatten diesmal voll und ganz verloren!
Dass sich Morgana Layton mit Will Mallmann verbünden würde, daran hatte keiner von uns gedacht. Johnny war gewissermaßen nur der Katalysator gewesen und Nadine hätte ihn sicherlich gern als Beigabe gehabt.
»Mein Blut hatte sie haben wollen«, flüsterte Johnny, der noch immer nicht begreifen konnte, dass er mit dem Leben davongekommen war. »Mein Blut - könnt ihr euch das vorstellen?«
Wir schüttelten die Köpfe.
»Dabei hat sie mich so oft gerettet«, sprach er weiter und mit sehr trauriger Stimme, die immer leiser wurde. »Aber das war wohl in einem anderen Leben.«
Es klang zwar etwas ungewöhnlich, möglicherweise auch übertrieben, aber Johnny Conolly war in den letzten Stunden fast zu einem Erwachsenen gereift, auch wenn er den Kopf gegen seine Mutter lehnte und Sheila fest umarmte.
Ich erhob mich irgendwann und trat nach draußen in den hinteren Garten. Suko gesellte sich zu mir.
Ich schaute hoch zu den Sternen, die einen blassen Vollmond umrahmten.
»Darf ich fragen, an was du denkst, John?«
»Sicher«, erwiderte ich leise. »Ich habe den Eindruck, als wäre wieder eine große Seite im Buch des Schicksals aufgeschlagen worden. Und Nadine Berger, die alte Nadine…« Ich hob die Schultern.
»Sie ist nur noch Erinnerung.«
»Und was ist die neue, John?«
Ich drehte mich um und sah Sukos Gesicht als einen hellen Fleck unter dem dunklen Haar. »Muss ich dir die Antwort geben?«
»Wohl kaum. Wir haben eine Feindin mehr.«
»Du sagst es Alter…«
ENDE des Zweiteilers
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