0651 - Die Rache der Wölfin
neben sich. »Hier kannst du dich hinsetzen.«
»Danke.«
Wie zwei Bekannte saßen sie nebeneinander und schauten in den Himmel, der die Helligkeit des Tages verloren hatte und der Dämmerung Platz machen musste.
»Wo steckt Nadine Berger?«
Morgana Layton legte den Kopf zurück, als sie lachte. »Das möchte ich auch gern wissen.«
»Du weißt es.«
»Siehst du sie?« Ihr Gesicht zeigte einen spöttischen Ausdruck, als Suko sie anschaute.
»Nein, ich sehe sie im Moment nicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass du sie versteckt hältst.«
»Nicht mehr.«
»Was soll das wieder heißen?«
»Sie gehört mir nicht. Sie hat sich abgenabelt. Aber ich will dir etwas sagen. Wenn mich nicht alles täuscht, befindet sie sich bereits auf dem Weg zu ihrem neuen Ziel. Sie will den Conollys guten Tag sagen. Ist doch nett nicht?«
»Klar, das ist nett. Als was denn?«
»Wie meinst du das?«
»Kommt sie als Mensch oder als Werwolf?«
Die Layton schaute Suko fast mitleidig an. Der Inspektor war sauer, weil sie die Antwort hinauszögerte. Blitzschnell hob er die Waffe an und drückte sie gegen die Stirn der Mensch-Wölfin.
»Ich will, dass du redest, Morgana. Als was will sie die Conollys besuchen?«
»Weder das eine noch das andere, Suko. Sie ist kein Mensch, sie ist kein Werwolf.«
»Tatsächlich?«
»Ja, Suko. Gerade du solltest wissen, dass es unter den Dämonen nicht nur Werwölfe gibt. Soll ich dir aufzählen, wie viele Arten vertreten sind? Das muss ich doch nicht - oder?«
Suko zog die Waffe wieder weg. »Ich weiß nicht, was es soll und welches Spiel hier getrieben wird. Eines lass dir sagen, Morgana: Ich mag es nicht, wenn man mich an der Nase herumführen will. Du hast sie dir geholt. Für dich muss sie eine Verräterin gewesen sein, davon kann ich wohl ausgehen, und du gehörst nicht zu den Personen oder Wesen, die Verräter frei herumlaufen lassen.«
»Das könnte sein.«
»Dann will ich…«
»Lass die Waffe unten, Suko! Du hast keine Chance. Wenn du schießt, wirst du es nie erfahren.«
Morgana Layton bluffte nicht. So gut kannte Suko die Person mittlerweile. Die hielt noch immer einen Trumpf im Ärmel. Leider wusste Suko nicht, welcher das war.
»Nimm sie weg!«
»Wirst du reden?«
»Vielleicht, Suko. Aber das solltest du schon mir überlassen. Komm mit.«
Sie drückte sich an dem Inspektor vorbei, um wieder durch das Fenster zu klettern.
Suko begriff ihr Verhalten nicht. Es kam ihm äußerst ungewöhnlich vor. Das Misstrauen war nicht verschwunden, aber die Layton lächelte, als sie zurückkletterte und ihren Körper durch die viereckige Öffnung ins Innere drückte.
»Komm schon, Inspektor!«
Ihre Stimme klang jetzt unter ihm und Suko wollte ihr auch folgen, als er hinter sich das Rascheln hörte. Er vernahm das Geräusch nur deshalb, weil es eigentlich still war.
Blätter hatten sich bewegt, und das bei einer Luftbewegung, die kaum die Bezeichnung Wind verdiente.
Er drehte sich um und sah die beiden bewaffneten Werwölfe, die sich aus dem unterem Raum zwei Spitzhacken besorgt hatten…
***
So also sah Morgana Laytons Trick aus und Suko hörte ihr Lachen aus dem offenen Fenster schallen.
Die beiden Bestien bewegten sich schnell. Es machte ihnen auch nichts aus, dass ein Großteil des Dachs schräg abkippte. Mit einer nahezu artistischen Gewandtheit näherten sie sich ihrem Ziel und hielten dabei wunderbar das Gleichgewicht.
Zum Glück hockte Suko noch auf dem flachen Dach und hielt auch seine Waffe in der Hand.
Er schoss.
Der erste Werwolf zeichnete sich geduckt und breitarmig wie ein Orang-Utan vor ihm ab. Er kam nicht mehr dazu, seine Hacke in die Höhe zu reißen und sie auf Suko niederzuwuchten, denn die geweihte Silberkugel traf ihn vorher.
Sie sägte durch das struppige Fell, hinein in die breite Brust und stoppte den Lauf.
Der Werwolf rutschte aus und glitt anschließend dem Dachrand entgegen.
Suko drehte den Arm nach links, um die zweite Bestie zu erwischen. Diesmal klappte es nicht, denn der Werwolf hatte die Zeitverzögerung genutzt und seine Spitzhacke geworfen.
Sich in der Luft überschlagend, wirbelte das Werkzeug auf den Inspektor zu. Es war fast unmöglich, ihm auf der kleinen Fläche auszuweichen, Suko konnte sich nur so flach wie möglich machen und presste sich auf das Dach.
Die Hacke erwischte ihn trotzdem.
Er hatte Glück, denn sie schlug nicht mit der Spitze in seinen Körper. Der harte Stiel schrammte mit seinem Ende über Sukos Rücken und die Spitze
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