0651 - Die Rache der Wölfin
hämmerte dicht neben seinem Ohr auf das Dach, wo sie eine Schramme hinterließ.
Bevor sie abrutschen konnte, packte Suko zu. Er wurde zu einem regelrechten Wirbelwind, und dies alles auf der kleinen Fläche. Eine Drehung reichte ihm aus.
Aus ihr hervor fegte der Arm mit der Hacke.
Suko hörte den dumpfen Aufprall, dann sah er, wie die Spitzhacke in der Brust des Werwolfs steckte, der den kleinen Turm fast erreicht hatte, durch die Wucht aber aus dem Laufrhythmus geraten war und gegen den Rand prallte.
Er tickte dort ab wie ein Gummiball, glitt die Schräge hinab, wobei Suko damit rechnete, dass er in die Tiefe fallen würde.
Erledigt war er nicht, obwohl die Spitzhacke in seinem Körper steckte. Und er fiel auch nicht in die Tiefe, denn es gelang ihm, sich dicht vor dem Dachrand noch zu fangen.
Dort blieb er liegen. Den hässlichen Kopf mit der breiten Schnauze noch von Suko weggedreht, allerdings nicht mehr lange, denn er wühlte sich ächzend herum.
Er wollte wieder hoch.
Suko zögerte nicht.
Wieder schoss er.
Diesmal hämmerte die geweihte Silberkugel direkt zwischen die Augen der Bestie und zerschmetterte den Schädel. Er heulte nicht einmal, er verschwand wie ein Schatten und kurz danach vernahm Suko das Echo des Aufschlags.
Suko war sicher, dass sich diese Bestie nicht mehr erheben würde.
Er gönnte sich selbst keine Pause. Sekunden später hatte er das Turmzimmer erreicht und hetzte die Stufen der geländerlosen Treppe hinab. Er rechnete nicht mehr damit, dass Morgana Layton unten auf ihn wartete, sie hatte andere Pläne.
Schon während des Laufs dachte er über die Worte der Layton nach. Ihre Pläne beschränkten sich nicht allein auf die Werwölfe, sie musste etwas anderes im Sinn haben.
Aber was?
Suko stürmte nach draußen - blieb aber sofort stehen, als er sah, dass es keinen Sinn mehr hatte. Der große Wagen mit der Layton war verschwunden.
Obwohl es ihn drängte, nahm sich Suko trotzdem die Zeit, nach Spuren zu suchen.
Die fand er auch. Abdrücke der breiten Reifen, und sie führten in eine bestimmte Richtung.
So rasch wie möglich rannte Suko zu seinem BMW. Die Sonne hatte sich bereits verabschiedet. Es war noch nicht dunkel geworden, aber über dem Gebiet lag das erste Zwielicht, das die Konturen verschwimmen ließ und finsteren Gestalten Schutz bot.
Ein Ziel stand für den Inspektor ebenfalls fest. Es war das Haus der Conollys…
***
Und da fuhr auch ich hin.
»Tolle Gegend«, sagte der Fahrer, als ich ihn bat, anzuhalten. »Wohnen Sie hier?«
»Leider nein.« Ich zahlte den Preis, nahm meinen Koffer und schaute zu, wie der Driver abbrauste.
Mittlerweile hatte ich geklingelt, hörte Bills Stimme aus der Sprechanlage und meldete mich.
»John, mein Gott.«
»Alles okay, Bill?«
»Noch. Warte, ich öffne.«
Vor mir schwang das Tor zurück. Ein langer Weg führte gewunden durch den Vorgarten bis hin zum Haus, wo er in einem Parkplatz für Gäste auslief, der sich hinzog bis zur breiten Doppelgarage der Conollys.
Feuchtigkeit und Schwüle umgaben mich. Überhaupt klebten mir die Sachen am Körper. Ich lief nicht durch das Helle und auch nicht durch das Dunkel.
Ein seltsames Licht hielt mich umfangen. Es kam mir vor, als läge seine Quelle hinter den Wolken.
Bill stand schon an der Tür. Ich glaubte nicht, dass das Licht für seine Blässe gesorgt hatte. Auf der Stirn schimmerten die Schweißperlen. Als er mir die Hand reichte, öffnete sich sein Jackett. Ich entdeckte die Goldene Pistole, sagte aber nichts. Allerdings wusste ich, dass Bill nur im Notfall zu dieser Waffe griff.
»Nadine?«, fragte ich, als Bill die Haustür hinter mir schloss.
»Sie ist nicht hier.«
»Wer ist denn hier außer deiner Familie?«
»Nur noch du. Suko hält draußen irgendwo Wache.«
»Dann hat er sich gut versteckt, denn ich habe ihn nicht gesehen. Er hat sich mir auch nicht gezeigt.«
»Ich weiß auch nicht, wo er ist. Aber Nadine hat angerufen und erklärt, dass sie in der Nähe ist.«
»Du weißt aber nicht, wo?«
»Nein, verdammt.«
Endlich betrat ich den Wohnraum, wo Sheila und Johnny im weichen Licht einer Wandlampe aussahen wie Gespenster. Beide umarmten mich und ich hörte Sheila stöhnend atmen.
Dann schaute mich Johnny an. Er wusste Bescheid, dennoch kam es mir vor, als wollte er sich von mir abwenden.
»Johnny«, sagte ich und nahm seine Hände. »Ich weiß, was du denkst, aber das Schicksal war gegen uns. Wir haben alles versucht, dein Vater, Suko und auch ich. Aber die
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