0651 - Die Rache der Wölfin
war alles völlig normal.
Sie öffnete, sah Suko, wollte ihn begrüßen, aber das Lächeln gefror ihr auf den Lippen, als sie sein blasses, starres Gesicht sah und dann die Stimme eines Mannes vernahm, der sich hinter Sukos Rücken verborgen hielt.
»Lass uns rein, Sheila…«
Es drang wie eine Nadelspitze in ihr Innerstes. Gesprochen hatte Mallmann, der Vampir.
»Sorry, Sheila…«
Sie hörte Sukos Entschuldigung kaum, machte automatisch Platz und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Diesmal allerdings rückwärts. Sie wollte Johnny eine Warnung zurufen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Außerdem erkannte sie die Waffe in Mallmanns Hand. Die Mündung drückte gegen Sukos Rücken.
»Bleib stehen!«, flüsterte der Vampir. »Ich habe noch jemanden mitgebracht, einen lieben Gast.«
»Was - was meinst du?«
»Komm schon, Nadine!«, zischte Mallmann zur offenen Tür hin und dort zeigte, sie sich einen Herzschlag später.
Sie kam wie ein Gespenst, wie eine Fremde, wie eine Diebin, die das Haus zum ersten Mal betrat und sich dementsprechend vorsichtig verhielt.
Auch Johnny stand so, dass er Nadine sehen konnte, und er sprach ihren Namen aus.
Die Frau lachte scharf und raunend. Sie sah so aus wie früher, und doch war sie verändert.
Bleich, zu bleich das Gesicht. Die Augen lagen tief in den Höhlen und sie strahlten etwas Böses ab.
»Johnny, ich will nur dich. Komm her, ich habe auf dich gewartet, mein Junge. Ich habe dir versprochen zu kommen. Schnell, ich habe nicht viel Zeit, komm her.«
Johnny rührte sich nicht. Er war einfach nicht in der Lage, auch nur mit der Wimper zu zucken.
»Geh lieber«, sagte Mallmann, auf dessen Stirn das D blutrot leuchtete. »Wenn nicht, werde ich abdrücken und deinen Freund Suko erschießen. Willst du das?«
»Nein.«
»Dann geh zu Nadine.«
Johnny setzte sich in Bewegung. Er handelte wie eine Marionette. Er selbst konnte nicht mehr denken, aber durch Sheilas Hirn rasten die Gedanken.
Sie dachte an ihren Mann und an John Sinclair, die von den Vorkommnissen nichts ahnten. Und wenn sie etwas bemerkten, würde es zu spät sein.
Es lag an ihr und an Johnny, vielleicht auch an Suko, etwas zu verändern. Aber wie?
Mallmann würde schießen. Er war zu einem mächtigen Blutsauger geworden, der weder Rücksicht noch Erbarmen kannte.
Und Johnny ging weiter. Seine Mutter hatte er passiert und konzentrierte sich einzig und allein auf Nadine, die nahe der Tür stand und auf ihn wartete.
Auch ihre Augen zeigten eine Veränderung. Sie steckten nicht mehr voller Gefühl oder Leben. Sie waren glatt geworden, ausdruckslos und gleichzeitig stumpf.
Sie winkte Johnny mit ihrem rechten Zeigefinger. »Du hast mich doch so sehr vermisst, du hast dich nach mir gesehnt. Du hast von mir geträumt, das weiß ich alles. Jetzt bin ich bei dir, jetzt bin ich da. Ist das nicht wunderschön?«
»Nein…«
Nadine lachte. »Was sagst du da? Nein? Das gibt es doch nicht. Du hast mich enttäuscht.«
»Ich will nicht mehr zu dir.«
»Aber ich will dich!« Diesmal fauchte sie den Jungen an - und ließ ihren Mund gleich offen.
Sheila traf der Schock ebenso wie Johnny. Nur Suko konnte nicht sehen, dass sich Nadine Berger in einen weiblichen Vampir verwandelt hatte…
***
Zwei oder höchstens drei Sekunden dauerte die Stille. Die Zeit gab Nadine Mutter und Sohn, damit sie sich an ihren neuen Anblick gewöhnen konnten.
Dann aber handelte sie. Ein kleiner Sprung nur brachte sie in Johnnys direkte Nähe. Sie griff zu, wollte den Jungen an der Schulter herumreißen, der die Berührung der kalten Totenhand spürte und in diesem Augenblick über sich selbst hinauswuchs.
Vielleicht war es der Moment, wo er zu einem Erwachsenen wurde und seine Kindheit hinter sich ließ.
Er schrie und schlug.
Nicht mit der Faust, sondern mit dem Ellbogen.
Nadine Bergers Kinn knackte, als sie voll erwischt wurde. Der Treffer schleuderte sie nach rechts, sie prallte gegen Mallmann und plötzlich erwachte Suko.
Sein Rundschlag erwischte den Blutsauger und fegte ihn durch die offene Tür und über die Schwelle hinweg. Suko hatte nicht zu seinem Stab gegriffen. Der Schlag war schneller erfolgt, aber Mallmann reagierte trotzdem und verhinderte mit seiner Aktion, dass Suko den Stab hervorreißen konnte.
An der auf ihn zulaufenden Nadine Berger schoss er vorbei. Er erwischte mit der ersten Kugel die Flurlampe. Es wurde dunkel. Die zweite Kugel setzte er in die Wand.
Dann tauchten beide - er und Nadine - wie
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