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0651 - Zeitfeuer

0651 - Zeitfeuer

Titel: 0651 - Zeitfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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werden würde. Nichts blieb von ihm übrig. Vielleicht Erinnerungen in den Köpfen der Menschen, die ihn gekannt hatten.
    Er verzweifelte.
    Sein Ende näherte sich mit schleichenden, aber gewaltigen Schritten…
    Und er konnte nichts dagegen tun…
    ***
    Der Aborigine hielt das Flugzeug sicher in der Luft. Kreis hatte zwar einmal davon gehört, daß die Ureinwohner gewissermaßen auf dem Vormarsch waren, daß einer von ihnen sogar Gouverneur eines australischen Territoriums geworden sei. Aber das allgemeine Bild dieser Menschen war in aller Welt immer noch das von bierdosenleerenden, zerlumpten Wilden, die in Wellblechbaracken hausten und allenfalls ihre kleinen Rituale abhielten, mit Bumerangs warfen und eine seltsame Malkunst kultiviert hatten.
    Alles Vorurteile…
    Aber für einen Europäer ist es auch schwer vorstellbar, daß das Benutzen eines Flugzeugs in Australien normaler ist als auf der nördlichen Hälfte der Erde das Fahren mit einem Auto. Australien ist ein sehr dünn besiedeltes Land, in dem sehr große Entfernungen zurückgelegt werden müssen. Mit der Bahn im Süden, oder mit Autos auf Straßen, die diese Bezeichnungen oft nicht verdienen, sich endlos lang hinstrecken ohne Möglichkeiten, die Benzin- oder Trinkwasservorräte aufzufüllen, oder eben das Flugzeug. Medizinische Versorgung wird per Flugzeug durchgeführt, auch die Post kommt auf dem Luftweg, Schulen unterrichten über Funk, weil niemandem zumutbar ist, seinen Nachwuchs täglich über Hunderte von Kilometern von der Farm zum nächsten Ort zu fahren…
    »Wohin bringen Sie mich, Shado?« erkundigte sich der Student.
    »Zu einer verlassenen Farm. Sie gehört einem Freund. Dort wird dich niemand suchen«, sagte der Aborigine.
    »Wo ist diese Farm?«
    »Wo dich niemand suchen wird.«
    Kreis, der hinter Shado saß, beugte sich vor. »Hören Sie zu, Meister. Ich habe es satt, daß mich jeder wie einen Spielball benutzt. Ich will wenigstens wissen, wo ich bin, verstanden?«
    »In Sicherheit. Vorläufig.«
    »Australien ist ein verdammt großer Kontinent. Wo sind wir hier? An einer der Küsten? Mitten im Outback? Nein… dann wäre ja ringsum nur Wüste.«
    »Oder Steppe, wie ihr das Grasland nennt«, sagte Shado. »Das Outback ist nicht nur Wüste. Die Farm meines Freundes befindet sich dort. Sie ist schon lange verlassen. Monty kommt nur selten hierher, wenn er der Stadt ähnlich überdrüssig ist wie ich selbst.«
    »Der Stadt überdrüssig?«
    Da endlich wandte sich der Aborigine um. Er grinste Kreis mit einer Reihe weißer, gepflegter Zähne an.
    »Können Sie sich jemanden wie mich in einem Hochhausbüro in Sydney vorstellen, Sir?«
    »Schwer.«
    »Trotzdem bin ich einer von diesen - Schlipsträgern.« Er grinste erneut.
    »Welche Branche?«
    »Spielt das für Sie wirklich eine Rolle?« Shado wandte sich wieder seinen Instrumenten zu.
    »Eigentlich schon.«
    »Vielleicht erzähle ich es Ihnen irgendwann einmal.«
    Das Flugzeug jagte weiter südwärts.
    Hinaus in die Einsamkeit der australischen Wildnis.
    Irgendwie hatte Kreis das Gefühl, als würden sie an ihrem Ziel bereits erwartet.
    ***
    »Am Feuer?« fragte Uschi Peters. »Was meinst du damit, Fooly?«
    Der Drache räusperte sich und versprühte dabei erneut ein paar Fünkchen. »Da waren Flammen. Ich glaube, die Blumen auf dem Kristallplaneten existieren nicht mehr. Sie müssen verbrannt sein.«
    »Aber wieso?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand der Drache. »Ich hatte nur den Eindruck von Feuer. Feuer dort, wohin der Chef und Mademoiselle Nicole gegangen sind, und Feuer auch anderswo, aber es ist alles so durcheinander. Ich habe es vorhin erst gefühlt, als wir den gemeinsamen Kontakt mit den Blumen hatten. Ich muß das erst sortieren.«
    Er kratzte sich am Kopf. Ein durch Mark und Bein gehendes Geräusch ertönte, als seine Krallen an den Hautschuppen entlang scharrten.
    Monica legte ihm die Hand auf die Schulter. »Denk genau nach, Fooly«, bat sie. »Jede Einzelheit ist wichtig. Vermutlich brauchen die beiden Hilfe.«
    Fooly watschelte davon, durch den gewundenen Korridor. Die anderen sahen ihm nach. Nach einer Weile waren nur noch die tappsenden Schritte des Jungdrachen zu hören, der sich mehr und mehr entfernte. Die unterirdischen Gänge waren einst sehr tief in den Berg unter Château Montagne getrieben worden; es gab unzählige Querverbindungen und Kammern, von denen nach all den Jahren immer noch nur ein geringer Teil erkundet worden war. Wer mochte wissen, viele Spinnen dort

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