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0652 - Der Bogie-Mann

0652 - Der Bogie-Mann

Titel: 0652 - Der Bogie-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Brüste ab. »Ich habe die Figur weggetan, John. Ich war es.«
    Sollte ich ihr glauben? Ich tat jedenfalls so, als würde ich es. »Dann ist ja alles klar. Du hättest auch etwas sagen können, Tippy.«
    »Man hat mich nicht gefragt. Außerdem wollte ich sie nicht mehr sehen. Ich hasse alles, was mit dem Bogie-Mann zusammenhängt. Könnt ihr das verstehen?« Sie schrie ihre beiden Schwestern an.
    »Ich hasse diesen Bogie-Mann!«
    »Beruhige dich doch!« Esther legte beide Hände auf Tippys Schultern. Sie schüttelte die Schwester durch. »Wir verstehen dich gut, Tippy, wir verstehen dich wirklich.«
    »Okay, dann bin ich zufrieden.« Zu hastig trank sie den Wein. Einige Tropfen rannen an ihrem Kinn entlang. Schnell wischte sie die Flüssigkeit weg.
    »Und wo ist die Figur jetzt?«, erkundigte ich mich.
    Tippy stellte das Weinglas ab.
    »Weg!«, sagte sie und fügte das gleiche Wort mit noch schrillerer Stimme hinzu. »Ich habe sie weggeworfen. Hinein in die Dunkelheit. So weit ich konnte, versteht ihr? Ich wollte ihn nicht mehr sehen und in der Nähe wissen. Ist das denn so schwer zu begreifen?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Esther. »Es war nur so, dass John noch einmal nach der Figur schauen wollte.«
    »Hast du nicht die Nase voll?«, fuhr Tippy mich an.
    Ich hob die Schultern. »Im Prinzip schon. Nur darfst du nicht vergessen, dass ich Polizeibeamter bin.«
    »Ja, natürlich, ein Bulle.«
    »Tippy!«, rief Marion.
    »Schon gut.«
    Ich wollte die Situation entschärfen und erklärte den Schwestern, dass mein Zimmer wartete.
    »Du kommst noch zurück?«, fragte Tippy.
    »Das versteht sich. Ich möchte mich nur etwas frisch machen.« Sie ließen mich gehen.
    Ich kam mit den Schwestern nicht zurecht. Besonders nicht mit Tippys Reaktion. War sie echt gewesen? Hatte sie mir nur etwas vorgespielt? Überhaupt, wenn ich richtig darüber nachdachte, kam mir dieses Haus vor wie eine große Bühne, auf der jeder seine Rolle spielte. Nur ich, der Fremde, wusste nicht Bescheid und stolperte von einem Auftritt in den nächsten. Das würde sich ändern.
    Die Hälfte der Treppe lag hinter mir, als ich von oben her hastige Schritte hörte. Zudem nicht normal, sondern leise. Ich lief schneller hoch, bekam noch mit, wie eine Tür zuklappte, dann herrschte wieder Stille.
    In mein Zimmer wollte ich nicht. Das andere, das neben meinem lag, war wichtiger.
    Denn dort wohnte Jessica Long.
    ***
    Jessica gehörte zu den sensiblen Menschen. Sie war nach oben gelaufen und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Auf ihrer Stirn lag ein dünner Schweißfilm. Sie zog die leichte Kostümjacke aus und legte sie auf das Bett. Das Fenster war als großes Dreieck gebaut worden. Sie blieb vor der Scheibe stehen und schaute in die Dunkelheit.
    Da war einiges im Gang. Nicht auffällig, mehr unterschwellig. Jessica spürte die Gefahr und dass sie damit nicht verkehrt lag, bewies die Anwesenheit des Geisterjägers John Sinclair.
    Seine Anwesenheit beruhigte sie sehr. Allein wäre sie sich doch verloren vorgekommen. John gab ihr Mut und er würde, davon ging sie aus, bald bei ihr erscheinen.
    Sie hatte sich mit dem Gedanken vertraut gemacht, da klopfte es an der Tür.
    »Ja bitte.« Jessica gab die Antwort beim Umdrehen. Sie hatte nur eine Lampe angezündet. Das Licht bekam durch den mattweißen Schirm einen sanften Schein, der sich nur im Zimmer ausbreitete, die Tür und das Bett im Dunkeln ließ.
    Nicht John schob sich in den Raum. Juri war es, der die Schwelle lautlos überschritt, mit einem kalten Lächeln auf dem Gesicht und glänzenden Augen.
    Ihr Herz schlug schneller, als sie den Mann sah. Jessica mochte ihn nicht, da konnten die anderen sagen, was sie wollten. Juri war ihr unsympathisch.
    Er schloss die Tür leise und nickte ihr zu. »Hallo, Jessica, hier bin ich wieder.«
    »Ja, das sehe ich.«
    »Freust du dich nicht?« Er stellte die Frage mit unbewegtem Gesicht und strich dabei über sein Haar.
    »Kann sein.«
    »Du magst mich nicht.«
    »Wir kennen uns zu wenig.«
    »Das kann sich ändern.« Er kam langsam auf sie zu. Kein Laut war zu hören, als er ging. Juri konnte sich geräuschlos bewegen. Keine große Kunst für einen guten Tänzer.
    Eine kleine Sitzgruppe aus Kiefernholz stand in der Nähe. Auf sie zeigte Juri. »Willst du dich nicht setzen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich hatte nicht vor, mit dir zu plaudern. Ich wollte allein sein und mich etwas hinlegen.«
    Der Tänzer stemmte die Arme in die Hüfte und tat erstaunt.

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