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0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden

0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden

Titel: 0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Alfred?«, fragte ich, als der Mann hinter mir die Tür schloss und ich den Eindruck hatte, ein Sargdeckel wäre mit einem dumpfen Laut zugefallen.
    »Ja, der Besitzer. Wie ist Ihr Name?«
    »John Sinclair.« Ich log nicht, beobachtete ihn aber bei meiner Antwort und stellte in seinem Gesicht keine Veränderung fest. Er schien mit dem Namen nichts anfangen zu können.
    Er kam näher. Sein Aussehen war schon ungewöhnlich, doch es passte zu seinem Geschäft. Die altertümliche Kappe auf seinem Kopf, die breitschultrige, goldgrüne Jacke, die bis über die Taille reichte und einen Teil der Beine sichtbar werden ließ. Sie waren von einer dunklen Trikothose umschlossen. An seinen Füßen sah ich rötlich schimmernde Schnabelschuhe, wie man sie zu Zeiten des Sonnenkönigs am Hofe getragen hatte.
    Alfred war selbst eine lebende Antiquität. Er fühlte sich in seinem Aufzug recht wohl und erkundigte sich lächelnd, ob ich einen bestimmten Wunsch hätte, den er mir erfüllen könnte.
    »Das ist so eine Sache, Mister.«
    Er breitete die Arme aus, als wollte er mich umfangen. Dabei war er wesentlich kleiner als ich. »Sie können sich vertrauensvoll an mich wenden, Mr. Sinclair. Wenn möglich, erfülle ich fast jeden Wunsch. Sie sind sicherlich auf Empfehlung gekommen?«
    »In der Tat!«
    »Wer war so nett, mich zu empfehlen?«
    »Eine Dame. Sie heißt Elsa Hatfield. Erinnern Sie sich noch an diese Kundin?«
    Alfred krauste die Stirn. »Lassen Sie mich nachdenken. Oder warten Sie, ich schaue in der Kartei nach.« Bevor ich noch etwas sagen konnte, war er hinter einem Regal verschwunden, dessen Fächer mit verstaubten Büchern voll gestopft waren.
    Ich schaute mich um.
    Der Laden hatte eine niedrige Decke, die aus dicken Balken bestand. Welche Farbe sie ursprünglich einmal gehabt hatten, konnte ich nicht erkennen. Jetzt waren sie sehr dunkel, als hätte sie jemand mit schwarzer Farbe bestrichen.
    Dazwischen beulte sich die normale Decke. Sie hätte unbedingt renoviert werden müssen. Es sah aus, als würde sie jeden Augenblick einstürzen.
    Die echten oder nachgemachten Antiquitäten standen über- und untereinander: Körbe, Pfannen, Töpfe, Letztere aus Gusseisen. Alte Laternen hingen an Eisennägeln oder Haken, die wie krumme, rostige Finger aus der Wand schauten.
    Es war ein wahres Sammelsurium von Kram. Sogar Waffen entdeckte ich. Zwar keine Pistolen, aber Stichwaffen. Zum Beispiel Säbel und einen rostigen Degen, den ich aus einem hölzernen Ständer zog und in die Hand nahm.
    »Ja, er ist gut erhalten«, erklärte mir Alfred, der mich beobachtet haben musste.
    »Meine ich auch.«
    »Interessieren Sie sich für Waffen?«
    Ich stellte den Degen wieder weg und näherte mich langsam dem eigentlichen Thema. »In der Tat mag ich alte Waffen. Sie haben etwas Besonderes an sich. Immer wenn ich sie sehe, bekomme ich einen Teil der Geschichte hautnah mit.«
    »Aber den blutigen Teil, mein Herr.«
    »Das lässt sich nicht vermeiden.«
    Er räusperte sich, bevor ich das Thema vertiefen konnte. »Ich habe übrigens nachgeschaut, was die Kundin angeht, deren Namen Sie als Referenz angegeben haben.«
    Ich spielte den Überraschten. »Nun, haben Sie…?«
    »Ja, ich habe den Namen gefunden. Elsa Hatfield ist in meiner Kundenkartei eingetragen.«
    »Na, da bin ich aber froh.« Mein Gesicht zeigte ein Lächeln. »Ich habe mich nicht eingeschlichen, wie Sie selbst herausfinden konnten, Mr. Alfred. Wie heißen Sie eigentlich mit Nachnamen?«
    »Der Vorname reicht. Sie alle sagen Alfred zu mir. Unter dem Namen bin ich in der Branche ein Begriff. Auch wenn ich nicht zu den Händlern gehöre, die auf jeder Messe erscheinen.«
    »Klein aber fein.«
    »So ist es, Sir.« Er räusperte sich. »Sie haben sich ja umschauen können. Ist Ihnen etwas aufgefallen? Haben Sie sich schon für eine Antiquität entscheiden können?«
    »Nicht direkt…«
    »Dann darf ich Ihnen helfen, Sir?« Er stand vor mir und musste zu mir empor schauen, da er kleiner war als ich.
    Ich zog ein nachdenkliches Gesicht und tat so, als müsste ich überlegen. »Eine Frage, Mr. Alfred. Sind die Antiquitäten, die Sie hier anbieten, alle echt?«
    »Oh«, sagte er und rieb über sein Kinn. »Das ist eine schwer zu beantwortende Frage, Sir. Die meisten jedenfalls oder vieles ist echt, aber nicht alles. Wenn Sie sich die Körbe anschauen, werden erkennen, dass sie neu sind. Man hat sie etwas auf alt gemacht, aber das stört die wenigsten Käufer.«
    »Ich denke eher an die

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