0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden
alten, schon historischen Häuser, die allesamt noch gut im Schuss waren.
In Ufernähe entdeckten wir auch die sehr gepflegten Gärten, unterbrochen von schmalen Wiesen oder durchkreuzt von Wegen, die auch befahrbar waren.
Das hörte später auf. Wo wir unsere Fahrzeuge abstellten, vernahmen wir das Rauschen der Themse schon lauter. Allerdings verwehrten uns die Bäume und auch das Buschwerk einen Blick auf den Strom.
Die Luft roch würzig und rein. Spinnweben zitterten in den Sonnenstrahlen, schon Vorboten des herannahenden Altweibersommers. Es blieb dabei, wir wollten nicht als geballte Macht auftreten und trennten uns. Bill und Suko würden sich die Umgebung vornehmen und mich zunächst in das Haus gehen lassen.
Nach einer Kurve hörte der Weg zwar nicht auf, er wurde aber zum Pfad, auch nur schwer zu erkennen, weil das hohe Gras von beiden Seiten aufeinander zuwuchs.
Da ich die Spitze übernommen hatte, sah ich das Dach des einsam stehenden Hauses auch zuerst.
Ein Teil davon lag in Deckung wie unter einem Schirm aus Zweigen und Ästen. Die Vorderseite konnte ich sehen. Wenn das gesamte Haus so alt aussah wie das Dach, dann war es wirklich nicht mehr als eine Hütte.
»Dann mach’s mal gut«, sagte Bill.
Suko schlug mir zum Abschied auf die Schulter. Alles andere hatten wir schon zuvor abgesprochen.
Während sich meine beiden Freunde tatsächlich in die Büsche schlugen, nahm ich den offiziellen Weg, denn ich hatte ja nichts zu verbergen. Ich wollte diesem Alfred normal gegenübertreten.
Nur das Summen der Insekten begleitete mich. Vor mir klatschte das Wasser gegen die Uferwiesen, die Überschwemmungen von den Straßen und Häusern abhielten.
Kein Mensch begegnete mir. Der Weg kam mir vor, als würde ihn nie jemand benutzen.
Wenn man irgendwo hingeht, überkommen einen oft gewisse Gefühle. Man stellt sich vor, was einen erwartet. Auch ich machte da keine Ausnahme, lauschte auf meine innere Uhr, ob sie mir etwas von einer Gefahr ankündigte.
Nichts zu merken.
Nur die Spannung ließ sich nicht verleugnen. Im hohen Gras hätte ich die schmale Kurve fast übersehen, die der Weg schlug und in direkter Linie auf das Haus zuführte.
Ich blieb davor stehen.
Es war tatsächlich ein Gebäude, das aus einem alten Märchen hätte stammen können, weil es irgendwie verwunschen wirkte. Gebaut aus Holz, war dieses Material längst von einer grünen Patina überzogen worden. Direkt an der Wand wuchs sperriges Gras in die Höhe, das einen grauen Mantel aus Staub trug.
Fahrzeuge parkten nicht auf dem kleinen Platz vor dem Haus. Die Fenster hatten relativ dunkle Scheiben. Ich konnte nicht in das Innere schauen.
Obwohl ich es nicht wusste, ging ich davon aus, dass man mich aus dem Haus beobachtete. Ich war auf alles gefasst, auch darauf, dass sich die Stille der Umgebung radikal verändern konnte und ein Sturm losbrechen würde.
Nichts tat sich.
Vor der Tür entdeckte ich Fußabdrücke. Ob schon älter oder frisch, war für mich nicht erkennbar.
Eine Klingel gab es nicht, nur einen eisernen Klopfring.
Das Metall war noch von der Sonne erwärmt, als ich den Ring umfasste und gegen das Holz hämmerte.
Geöffnet wurde die Tür nicht. Dafür in der oberen Hälfte eine kleine Klappe, die ich von außen her nicht gesehen hatte. Ich konnte nur einen kleinen Ausschnitt eines Gesichts sehen, ein dunkles Auge, den Teil der Stirn.
»Ja, bitte?«
»Sie werden entschuldigen, aber ich hörte von Ihren wahren Schätzen und möchte mich in Ihrem Geschäft gern einmal umschauen. Ich bin an Antiquitäten sehr interessiert.«
Wenn mich nicht alles täuschte, nickte er, obwohl er anschließend nicht gerade in meinem Sinne antwortete. »Eigentlich habe ich mein Geschäft geschlossen. Sie kommen spät.«
»Ich wohne in London und kam kaum durch den Verkehr. Könnten Sie nicht eine Ausnahme machen?«
»Nun ja, ich weiß nicht so recht.«
»Bitte.«
Er überlegte noch einige Sekunden, dann hatte er sich überwunden, die Tür zu öffnen. Ob dieser Alfred es ehrlich meinte, wusste ich nicht, jedenfalls verließ ich die frische Sommerluft und mich empfing dafür eine muffige, dumpfe Kühle, die über allem lag, was in diesem Raum lagerte, und die aus den Wänden zu dringen schien.
Ich selbst produzierte keine Geräusche. Es war vielmehr das Holz des Fußbodens, das den Druck meines Gewichts nicht so vertragen konnte und sich an einigen Stellen durchbog oder knarrend gegen den Druck protestierte.
»Sie sind der Besitzer
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