0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden
Waffen, die Sie anbieten.«
Die Antwort erfolgte prompt. »Ja, Sir, da kann ich Ihnen versichern, dass diese echt sind.«
»Also alt?«
»Sicher.«
»Das ist gut«, murmelte ich und nickte. Bisher hatte ich um den heißen Brei bewusst herumgeredet, kam nun auf das Wesentliche zu sprechen. »Ich bin an Waffen interessiert…«
»Dann sind Sie richtig bei mir.«
»Ja«, sagte ich und drehte mich scharf um, weil ich ihn bei den nächsten Worten anschauen wollte.
»Allerdings nur an einer bestimmten Waffe. Ich suche ein Beil, eine Axt, verstehen Sie?«
Alfred lächelte prompt. »Sicher, Sie haben laut genug gesprochen. Was wollen Sie mit der Axt? Holz hacken?«
»Nein, Sie haben mich nicht verstanden. Eine derartige Axt suche ich nicht. Es gibt doch alte Richtbeile, die von Henkern stammen. Damals haben viele Henker existiert und sie alle hatten auch ihr Auskommen, wenn ich das mal so beschreiben darf.«
Der Händler verzog das Gesicht und legte dabei noch seine Stirn in schwere Dackelfalten. »Da bringen Sie mich aber in Verlegenheit, Sir. Wirklich.«
»Haben Sie es nicht?«
»Nein, Sir.«
»Aber ich kenne jemanden, der ein Richtbeil bei Ihnen erworben hat.«
Er wusste sofort Bescheid. »Sie sprechen bestimmt von Mrs. Elsa Hatfield, Sir?«
»So ist es.«
»Ja, das stimmt. Sie hat tatsächlich eine derartige Waffe bei mir erstanden. Ich gab sie ihr nur mit schlechtem Gewissen. Richtbeile in zarter Frauenhand sind wohl nicht das Wahre.«
»Sie hat es geliebt.«
»Da gebe ich ihnen Recht.«
»Und es war etwas Besonderes, Mr. Alfred.«
»Stimmt auch, Sir. Ein Unikat.«
»So meine ich das nicht. Die Axt besaß besondere Kräfte, wenn Sie verstehen.«
Da durch die Fensterscheiben nur wenig Licht drang, herrschte im Geschäft ein stetiges Halbdunkel.
Ich konnte die Reaktion des Mannes nicht so recht erkennen, hörte jedoch seine Frage: »Was meinen Sie denn damit?«
»Vielleicht liegt auf der Waffe ein Fluch. Davon hat man ja schon öfter gehört oder gelesen.«
»Alte Flüche«, flüsterte er. »Ja, Sir, ich denke, dass es so etwas tatsächlich gibt.«
»Dann kennen Sie sich aus?«
Er lächelte knapp, schnippte mit den Fingern und fragte mich, ob ich noch Zeit hätte.
»Den ganzen Abend über.«
»Gut, Sir, dann will ich Ihnen die echten Dinge zeigen, die den normalen Kunden eigentlich verborgen bleiben.« Wieder lächelte er. Diesmal sehr geheimnisvoll. Dann winkte er mit seinem rechten Zeigefinger. »Kommen Sie bitte mit.«
»Wohin?«
»Sagen wir nach hinten - in mein Büro.«
»Dagegen habe ich nichts.«
Ich ließ ihn vorgehen und wusste gleichzeitig, dass ich das Spiel angereizt hatte. Der nächste Zug musste von seiner Seite aus erfolgen. Wahrscheinlich befanden wir uns schon auf dem Weg.
Und der führte uns auf eine sehr schmale Tür zu, innerhalb der Wand kaum sichtbar.
»Was liegt dahinter?«, fragte ich.
»Lassen Sie sich überraschen.«
»Tatsächlich nur Ihr Büro?«
»Warten Sie es ab, Mister.«
Mir blieb nichts anderes übrig. Er hatte schon seine Hand auf die Klinke gelegt, als er sich noch einmal umdrehte und mich geheimnisvoll anlächelte. »Nicht jedem zeige ich mein Büro. Mrs. Hatfield gehörte übrigens auch zu den Auserwählten.«
»Wie schön. Ich bin mir der Ehre bewusst.« Den leichten Spott hatte er sicherlich nicht überhört, reagierte aber nicht und drückte die Tür auf.
Er ging vor, was mir lieb war, weil ich ihn nicht in meinem Rücken haben wollte.
Ich trat über die Schwelle, geriet in einen kleinen Raum, der vom Licht zweier Kerzen erhellt wurde. Beide standen auf einem großen, überladenen Schreibtisch, wo nicht nur ein bleicher Totenschädel stand, sondern auch Bücher lagen und Zeichnungen. Sogar einen Säbel entdeckte ich.
Das alles interessierte mich nicht. Mein Blick galt den drei Personen, die hinter dem Schreibtisch und dicht an der Wand, wie Statuen auf ihren Stühlen saßen.
Zwei Frauen und ein Mann.
Die Frau in der Mitte kannte ich.
Es war Elsa Hatfield und sie lächelte mich verdammt böse an…
***
Ich sagte nichts, nickte allerdings zur Begrüßung und hörte rechts von mir die Stimme des Händlers.
»Nun, Sir, habe ich Ihnen zu viel versprochen?«
»Sicherlich nicht.«
»Das freut mich.«
Die drei Personen sprachen kein Wort. Obwohl sie äußerlich sehr verschieden wirkten, hatten sie meiner Ansicht nach einiges gemein. Vielleicht lag es an dem starren Blick, den sie gemeinsam zur Schau trugen. Die Augen lebten momentan
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