0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden
setzte sich das Beil in Bewegung.
Es flog auf ihn zu.
Craig rollte über den Rasen, als er den Krach hörte und abermals das Platzen einer Scheibe. Diesmal hatte das große Killerbeil die Frontscheibe brutal zerhämmert. Er war bis in den Wagen hineingewirbelt und hatte sein Ziel in der Rückenlehne des Fahrers gefunden, wo es auch feststeckte.
Das sah Craig Hatfield, als er sich über den Rasen rollte. Er kam stolpernd auf die Füße, lief geduckt weiter und hatte den Weg zum Tor eingeschlagen.
Er sah es als einzige Möglichkeit an, dieser brutalen Killerwaffe zu entkommen.
Aber die wollte ihn nicht weglassen.
Er sah nicht, wie sich das Beil bewegte. Aus dem hinterlassenen Schlitz der Sitzlehne ruckte es hervor und fegte durch die zerbrochene Frontscheibe zurück ins Freie.
Craig Hatfield lief nicht, er rannte. Seine Füße berührten kaum den Boden, so kam es ihm vor. Er hüpfte davon wie ein Känguru. Sein Atem rasselte und gleichzeitig war ihm auch schlecht geworden.
Es lag nicht an seiner Kondition. Ihm ging es vielmehr darum, der Mordwaffe zu entkommen, und die heiße Angst hatte Flammen in seinem Innern hochlodern lassen.
Der Rasen war trocken, dennoch glitt er aus wie auf Glatteis. Aber er rannte weiter. Die von ihm gepflanzten Büsche tanzten vor seinen Augen einen zuckenden Reigen. Die Hacken wühlten sich in die weiche Erde. Er hatte Mühe, sie wieder hervorzuziehen, und glaubte manchmal, überhaupt nicht von der Stelle zu kommen.
Er sah auch das Tor.
Es bestand aus Eisengittern, die zwei Flügel bildeten. Nicht beide standen offen, nur der rechte. Er war breit genug, um ihn hindurchzulassen. Auf der Straße konnte er um Hilfe schreien. Irgendjemand musste ihn da hören.
Craig traute sich nicht, den Kopf zu drehen und zurückzuschauen. Hätte er es getan, er hätte auch die Axt sehen können, die in der Luft schwebte, als hinge sie an unsichtbaren Bändern.
Ein nicht erklärbarer Irrsinn, mit logischem Denken nicht zu begreifen.
Und Craig rannte.
Seine Beine waren ihm schwer geworden. Manchmal dachte er, überhaupt nicht von der Stelle zu kommen. Doch das Tor rückte näher, obwohl es ihm noch immer vorkam, als wäre es meilenweit entfernt.
Er hetzte hindurch!
Hoffnung keimte sofort in ihm hoch. In seine Augen trat ein wilder Glanz. Geschafft, dachte er, geschafft.
Craig Hatfield stolperte auf die Straße. Jetzt verfluchte er die ruhige Wohngegend, in der niemals viel Verkehr herrschte. Man fuhr nur, um die Häuser zu erreichen und die Fahrzeuge in die Garagen zu stellen, sonst kaum.
Das Beil war schneller.
Es pfiff heran und hatte den Bereich des Grundstücks bereits verlassen.
Hatfield hörte das Geräusch und drehte sich um. Er sah den Schatten, wollte schreien.
Dazu kam es nicht mehr!
Plötzlich erwischte ein mörderischer Schlag seinen Kopf. Dem Treffer folgte ein Schmerz, der nicht zu beschreiben war, aber sehr schnell wieder verschwand, denn die Schatten des Todes griffen nach Craig Hatfield und löschten alles aus.
Auf der Straße brach er zusammen. Er hatte sich Hilfe erhofft. Der Wagen bog jedoch erst in die Straße ein, als es zu spät war. Die flache Schnauze eines deutschen Sportwagens glitt über den Asphalt.
Als wäre dies für die Killeraxt ein Zeichen gewesen, zog sie sich zurück. Sie sprang förmlich aus dem Kopf des Mannes, jagte wieder in den Garten hinein und nahm dort ihren alten Platz ein.
Etwas allerdings war anders geworden: Die Klinge zeigte eine rote Blutspur…
***
Sheila legte die Hände auf die Schultern ihres Mannes, drückte sich vor und berührte mit den Lippen seinen Mund zum Abschiedskuss. »Okay, Bill, gib auf dich Acht.«
Bill Conolly lachte. »Das mache ich doch immer. Was hast du? Du bist in letzter Zeit noch besorgter geworden.«
Seine Frau legte den Kopf schief. »Habe ich dazu nicht allen Grund?«
»Sicher.«
»Nadine ist ein Vampir. Sie befindet sich bei Mallmann. Ich kann mir vorstellen, dass beide versuchen werden, über uns auch an John Sinclair heranzukommen.«
»Das wäre möglich.«
»Demnach ist meine Sorge begründet.«
»Sicher«, sagte Bill, bevor er über die Wange seiner Frau strich. »Aber man soll es auch nicht übertreiben, sonst bekommen wir alle noch - unser Sohn eingeschlossen - Depressionen.«
Sheila schüttelte den Kopf. »Dazu wird es nicht kommen, Bill. Du weißt selbst, was wir alles durchgemacht und auch überstanden haben. Deshalb kannst du trotzdem vorsichtiger sein, finde ich. Es ist nicht mehr so wie
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