0653 - Stirb, wenn du kannst!
»Wäre doch gelacht, wenn ein zukünftiger Llewellyn-Lord eine so einfache Übung nicht schaffen würde!«
»In den Fernseh-Krimis heißt so etwas immer ›Anstiftung zu irgendwas‹«, bemerkte der Junge trocken.
»Irgendwas ist aber kein Verbrechen«, belehrte Fooly ihn. »Und wenn ich dich zu ›irgendwas‹ anstifte, das aber kein Verbrechen ist, kann dir auch nichts passieren.«
»Ist das auch eine von deinen Wahrheiten aus anderen Welten?« fragte Rhett. »Gleich hab' ich's. Stör mich jetzt ein paar Sekunden lang nicht, ja?«
»Klar«, versprach Fooly und nieste einen Feuerstrahl haarscharf an ihm vorbei. »Verzeihung«, krächzte er. »Das wollte ich nicht. Muß mich wohl ein bißchen erkältet haben.«
Rhett drängte ihn mit einer Hand beiseite und hämmerte mit der anderen weiter auf die Tastatur ein. »Ah«, strahlte er dann. »Da haben wir's. Von wegen, einfach das Paßwort ändern und uns aus dem Programm aussperren… nix da! Weißt du was, Fooly? Jetzt werde ich mal das Paßwort ändern. Dann wundern die anderen sich.«
»Laß das lieber…«, murmelte der Jungdrache zögernd. »Das… das könnte Ärger geben, glaube ich.«
Aber Rhett hatte schon auf ›Okay‹ gedrückt. »Und jetzt ›Neustart‹…«
»Uiuiuiui«, machte Fooly. »Das gibt Ärger! Glaub's mir!«
»Aber jetzt können wir spielen, und keiner stört uns. Geh du drüben in Mutters Zimmer ans Terminal. Warte, das neue Paßwort, sonst kommst du nicht 'rein…«
Fooly schüttelte den Kopf, tappte aber hinüber und nahm vom anderen Zimmer her Zugriff auf den Computer. »Mir glaubt ja keiner«, murmelte er und rief das Spiel auf.
Die erste Runde begann.
***
Patricia atmete erleichtert auf, als William das Gebäude verließ und zum Wagen kam. Sofort fühlte sie sich etwas sicherer.
»Die Batterie ist fast leer«, sagte sie. »Und da war etwas. Da am Turm.« Sie deutete hinauf.
»Was zeigte sich Ihnen, Mylady?«
»Ich weiß es nicht. Es war irgendwie schattenhaft. Wie eine Spinne, vielleicht.«
William räusperte sich.
»Eine sehr große Spinne«, ergänzte Patricia schnell. »Etwa so groß wie - ein Mensch?«
»Ich kann das nicht beurteilen, Mylady. Ich sah dieses Phänomen nicht«, erklärte der Butler. Er kletterte auf den Fahrersitz des Rolls-Royce und versuchte den Motor zu starten. Der Anlasser orgelte und mahlte. Erst beim fünften Versuch sprang die große Maschine an, wie William an der Anzeige der Instrumente sah; zu hören war kaum etwas. Der in Crewe handgefertigte 6.3-Liter-Motor arbeitete extrem leise und vibrationsfrei; man konnte eine Münze senkrecht auf den Motorblock des 200 PS starken Achtzylinders stellen, und sie kippte nicht um oder rollte weg.
William trat das Gaspedal im Leerlauf etwas tiefer durch und suchte dann nach etwas, womit er das Pedal provisorisch festkeilen konnte, damit der Motor mit der erhöhten Drehzahl weiterlief. Das erhöhte die Stromerzeugung der Lichtmaschine und lud die Batterie ein wenig schneller auf.
Aber sehr viel helfen würde das natürlich nicht.
»Was ist mit Zamorra?« fragte Patricia.
»Verzeihung, aber er wird sich weiter umsehen oder ebenfalls wieder nach draußen kommen - ich weiß es zu meinem größten Bedauern nicht. Indessen haben wir Mister Peters nicht vorgefunden. Wenn ich meiner unwesentlichen Meinung Ausdruck verleihen darf, scheint er…«
»Sagen Sie, William, können Sie sich vielleicht auch einmal etwas weniger geschraubt ausdrücken?« unterbrach Patricia ihn.
»Bedaure, Mylady. Aber das wäre weder korrekt noch meinem Stand angemessen.«
Im Castle gingen die Lichter aus.
»Da ist was passiert!« entfuhr es Patricia. »Zamorra ist in Gefahr!«
»Wenn Sie gestatten, werde ich nachsehen und zu helfen versuchen. Sie sollten indessen in diesem Fahrzeug verweilen. Darf ich Sie höflichst bitten, den Motor des Vehikels nicht auszuschalten, damit…«
»Ich rangiere die Scheißkarre sogar in Fahrtrichtung, damit wir schnellstens von hier verschwinden können!« fauchte ihn Patricia wenig ladylike an. »Nun machen Sie schon!«
William eilte davon.
Die Lady klemmte sich wieder auf den harten Fahrersitz, der nicht einmal vernünftige Einstellmöglichkeiten besaß. Feststellbremse lösen, Wählhebel des Automatikgetriebes auf ›Drive‹, vorsichtig Gas geben und am Lenkrad drehen.
Patricia war eine durchaus routinierte Fahrerin. Aber der Phantom VI war ihr fremd. Früher, als sie noch zusammen mit Bryont hier lebte, hatte stets William den Wagen
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